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Das Weinbauland Spanien wurde einer breiten Masse Weintrinker erst vor etwa 30 Jahren bekannt, als die Erinnerungen an die faschistischen Diktatur zu verblassen begannen und die stolze Nation eine unglaubliche Modernisierung erfuhr, die in Europa bis heute seinesgleichen sucht.
Die fast schon grotesk perfektionistisch anmutende Gestaltungswut der Spanier erfasste auch die Winzer des Landes. Nirgendwo sonst entstanden innerhalb kurzer Zeit derart moderne Güter, wie auf der iberischen Halbinsel. Doch dann kam die Finanzkrise. Und alles wurde anders.
Der spanische Weinbau kam anfangs gut durch die Malaise, doch hatten bald auch immer wenige Spanier das nötige Geld für eine gute Flasche Wein. Und so sind viele der neuen spanischen Weingüter nun alleine auf die Erlöse aus dem Export angewiesen. Und viele exzellente Weine werden unter ihrem Wert verschleudert.
Wohl den alten Gütern
Wohl jenen Weingütern, die auf eine lange Tradition zurückblicken können und keine Kreation der Investmentbanker-Aufbruchsjahre sind. Denn diese alten spanischen Kellereien haben funktionierende Kontakte zu Händlern in der ganzen Welt. Und müssen jetzt nicht die Hose herunterlassen.
Die meisten dieser alten Weingüter keltern in der bekanntesten Region des Landes, der Rioja. Hier hat man während der Boomjahre die Keller modernisiert und es so geschafft, die zwischenzeitlich unangenehm gewordenen Fehlgerüche verschwinden zu lassen, die sich zunehmend in den Weinen wiederfanden.
Man hat sich aber nicht neu erfinden müssen, wie etwa in den Regionen Penedes. Und auch die Weine nicht, die unter dem Druck der aufstrebenden anderen Weingegenden Stück für Stück aus der Mode kamen. Und aus der Mode geblieben sind.
Zeit und Geld
Die alten Weingüter der Rioja haben zudem genug Zeit und Geld. Sie müssen ihre Weine nicht gleich nach drei Jahren auf den Markt werfen und können auf die richtige Flaschenreife setzen. So haben wir heute das Glück, aus der Rioja trinkfertige Spitzenweine zu einem anständigen Preis zu bekommen.
Etwa den La Rioja Alta Gran Reserva LAT 42 (42. Breitengrad) aus dem Jahrgang 1998. Die gewichtige Cuvée aus Tempranillo und Graciano blieb von allen Moden unbeeindruckt. Keine Holzorgie und auch kein verquerer Naturwein, sondern Handwerk, das alles überdauert.
In der Nase viel Konfitüre reifer Kirschen, dann auch wenig Cassis, etwas überreife Pflaume, ein wenig Koriandersamen, Pfeffer, weiße Ranunkeln, zerstampfte Haselnüsse und ein Hauch Vanille von den alten Fässern.
Im Mund diese betörende Reife, man merkt, wie selten wir Weine trinken, die an ihren Punkt gekommen sind. Das meiste wird zu früh vernichtet, auch wenn man sich als Weinenthusiast dagegen sträubt. Die Neugier siegt immer. Und man lebt nicht ewig.
Aus dem gleichen, sehr guten Weinjahr kommt der Marqués Murrietta Gran Reserva blanco 1998, ein weißer Rioja. Eine Seltenheit, die man in Deutschland kaum zu trinken bekommt. Diese Gran Reserva ist eine Geburt der spanischen Sehnsucht auch große Weißweine zu keltern. Dabei wird die Rebsorte Macabeo (in der Rioja Viura genannt) meist für einfache Weißweine und Schaumweine verwendet. Hier zeigt sie, was man mit ihr machen kann.
Südfrüchte und Creme
In der Nase kandierte Orangenschalen, Rauch einer Selchstube, Zitronenöl, etwas frische Austernpilze, auch nasses Balsaholz und ein Likör aus verschiedenen Südfrüchten. Im Mund sehr cremig, gehaltvoll und am Gaumen richtig nachhaltig. Die Frucht ist hinter die Mineralität gerückt und der Wein zeigt angenehme Alterstöne, die eher an einen alten weißen Bordeaux (Sèmillon vor Sauvignon) erinnern, als an einen Burgunder. Mehr Beharren auf Tradition geht nicht.
- La Rioja Alta für 29,50 Euro bei Carl Tesdorpf; Captains Punkte: 93/100
- Marqués Murrietta Gran Reserva blanco 1998 für 29,90 Euro bei Carl Tesdorpf; Captains Punkte: 94/100; Prädikat: außergewöhnlich
Schön, dass Sie über die traditionellen Rioja schreiben, mehr Charakter und Identität kann man von einem Wein kaum erwarten. Leider sind diese Art von Weinen etwas ins Hintertreffen geraten, was ich sehr bedaure, denn sie bieten einen unglaublichen Genuss!
Mein Favorit ist der Viña Tondonia, sei es weisser oder auch roter Rioja. Viña Tondonia1998 Reserva weiss, einfach nur grandios! Viña Tondonia 2001 Reserva Tinto einer meiner Lieblingsweine im Moment.
Ich wüßt lieber, wo ich „Zwischen 20,00 und 60,00 Euro.“ (meinetwegen auch in Franken) eine Flasche Coche-Dury herbekomme…. 🙂
120.- Fr. für eine Flasche Bourgogne Blanc 2010 ist der tiefste Preis in der Schweiz den ich kenne.
Aligoté wüsste ich auch nicht wo…
Meursault Village ab 270.- Fr. aufwärts…
Meursault 1er Cru, verschiedene Jahrgänge und Lagen ab 370.- Fr. aufwärts…
Corton-Charlemagne Grand Cru, verschiedene Jahrgänge ab 900.- Fr. aufwärts…
Aber! Pierre-Yves-Colin-Morey ist eine gute Alternative dazu…