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Kremstal: gelb vor Neid auf Gebling

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Piefke-Frischmaat Golenia ist in Österreich unterwegs. Warum sucht er nicht im eigenen Land? Weil er im Alpenland eine Lage gefunden hat, die das Zeug zum Star hat. Das müssen die Deutschen erst mal nachmachen.  
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Wein entsteht aus Trauben. Die wachsen in verschiedenen Lagen. Und jede dieser Lagen geben später dem Wein einen gewissen Charakter. Ein Wein aus Lage X schmeckt anders als aus Lage Y. Von wegen Boden, Mikroklima und so. Man spricht vom „Terroir“, eine Bezeichnung, die nicht nur dem Frischmaat unglaublich abgenudelt vorkommt. Und die Diskussion dazu ebenso. Immerzu die selbe Sau durchs Dorf zu treiben macht die Sau auch nicht interessanter.

Aber trotzdem: es ist, wie es ist, wie es ist. Die Herkunft (sprich: Lage) macht den Wein erst lebendig. Im Gegensatz zu den meisten Massen-Weinen, die aus unterschiedlichsten Lagen solange zusammengemischt werden, bis sie Jahr für Jahr gleich schmecken. Das ist austauschbar. Und oft auch langweilig. Weil ihr Charakter im Keller entsteht – und nicht draußen am im Weinberg. Und doch werde ich mich davor hüten, solchen gestylten Weinen ihre Existenz abzusprechen. In diesem Fall müsste man nämlich gefühlte 90 % aller Weine aus dem Verkehr ziehen. Darunter auch sehr gute, die wirklich schmecken. Das kann niemand ernsthaft verlangen.

Lage, Lage – das klingt wie Donald Trump…

Lagen sollte man vielmehr als Markenname sehen. Lagen pflegen ihren Stil, so wie viele Erzeuger ihren Stil pflegen. „Haben Sie Weine von Markus Schneider?“ Das ist wohl eine der am häufigsten gestellte Frage bei mir im Einzelhandel. Ich kann sie nicht mehr hören. Denn Schneider ist der klassische Vertreter von kellergestylten Weinen. Und das ist jetzt keine Herablassung. Der Mann hat seine Verdienste, wie hier an Bord schon ausführlich betont wurde. Die Frage: „Haben Sie Weine aus Lage XYZ?“ ist mir aber noch nie untergekommen. Warum eigentlich nicht?

Zugegeben: dieses ewige Gefasel von Lagen und ihrem Charakter hat einen etwas wichtigtuerischen Beigeschmack. Wenn da von einigen 100 Metern Lagenunterschieden an der Mosel geredet wird und wie sich die Weine von dort doch eklatant unterscheiden. Hach… Nein, das ist nun wirklich nicht unsere Sache hier an Bord.

Und trotzdem: Eine ganz bestimmte Lage in Österreich hat das Zeug zu einer echten Marke zu werden, über die es sich zu berichten lohnt. Weil genau diese Lage bei den Erzeugern immer wieder rausschmeckbar ist. Sie ist schlicht und ergreifend lecker. Eine Lage, auf der zum Großteil weiße Reben angebaut werden. Ich meine den Gebling im Kremstal.

Was macht den Gebling aus? Es sind seine dichten, saftigen Weißweine. Gern Riesling und Grüner Veltliner. Die Weine sind jung trinkbar – haben aber gleichzeitig ein respektables Potenzial zum Altern. Hier ist der Name der Lage wieder einmal Programm. Denn der Name Gebling lässt (klar!) auf die Farbe Gelb schließen.

Und gelblich ist der fette Lößboden, auf dem die Reben wachsen. Imposant, aber auch ein bisschen langweilig ist es, sich diesen dicken Lößhügel bei Rohrendorf in Natura anschauen zu dürfen. Er sieht nach wenig aus und erhebt sich etwas plump als vorgelagerte Hügelkette in der Donautiefebene.

Geblings Liebling: Riesling von Sepp Moser

Wie ein klassischer Wein vom Gebling zu schmecken hat, zeigt das biodynamisch nach Demeter-Richtlinien arbeitende Weingut Sepp Moser. Der Riesling von dort ist jedes Jahr eine ziemliche Wucht. Dicht und voll, ohne plump und überreif zu wirken. Stets ausgestattet mit Anklängen von Honigmelone und anderen gelben Früchten. Er hat Saft und Körper mit gewisser Eleganz. Ein echter Alleskönner. Ich sage ja: eine echte Marke, diese Lage. Auch von anderen Weingütern.

 

Datum: 3.10.2011 (Update 17.9.2014)
 

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