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Ein kleiner Kork. Der große Emotionen provoziert. Und unsachliche Diskussionen. Captains Maat Sigi Hiss bemüht sich um ein paar sachdienliche Hinweise. Hat aber auch seine eigene Meinung - nicht unbedingt die des Captain.
Das Thema Naturkork und Korkverschluss führt zu unsachlichen, polemischen und dogmatischen Diskussionen. Und das nicht, weil man nicht den Willen oder die Intelligenz dazu hätte, auf sachlicher Ebene zu diskutieren. Gerüchte, Halbwahrheiten, irgendwo Gehörtes, irgendwann Gelesenes sind die Gründe für die allgemeine Verwirrung. Um zumindest die Basis für eine der Sache entsprechende Diskussion zu geben, habe ich hier die wichtigsten Fakten zusammengefasst. Niemand soll dadurch in seiner Überzeugung beeinflusst werden. Jeder sollte jedoch ein paar grundlegende Details kennen und als gegeben betrachten, bevor man sich in intensive Diskussionen stützt.
Das ist auch kein Pro Glas- oder Schraubverschluss-Statement, sondern eine Aufzählung der wichtigsten Fakten, wenn es um Naturkork geht, der dazu dienen soll, Weinflaschen zu verschließen. Denn das Material Kork ist immer noch mit großem Abstand der meist verwendete Verschluss für Weinflaschen. Es wird auch noch mindestens eine Generation ins Land gehen, bevor sich die Verhältnisse der Weinverschlüsse prozentual annähern werden.
Der Korkschmecker und seine Gründe
¬ TCA = 2.4.6 TriChlorAnisol TCB = 2,4,6 TriBromAnisol PCP = PentaChlorPhenol
¬ 0.5 Nanogramm/L TCA bewirken eine Aromaveränderung (Nanogramm = 1 milliardstel Gramm = 0000.000.001 g).
¬ Erst seit Anfang der achtziger Jahre weiß man, dass TCA die Ursache für Korkschmecker ist.
¬ Als eine weitere Quelle für das Entstehen des „TCA Geschmackes“ wurden etwas später auch chlorierte Phenole wie z.B. PCP & 2,4,6 TCB als Ursache entdeckt.
¬ TCA, PCP oder TCB sind keine Bestandteile des Korks. Kein Kork hat von „Geburt an“ diese Substanzen „in sich“. Die Beeinträchtigung entsteht nur, wenn eine Chlorquelle im Laufe des Korklebens in der Nähe war. Ohne Chlor keine Beeinträchtigung.
¬ Man kann sogar sagen, dass TCA, PCP oder TCB und dessen Auswirkungen auf den Wein auch durch die Luft übertragen werden können. Das muss nicht alleine durch direkten Kontakt geschehen. Besser ausgedrückt: ist eine Chlorquelle in der Nähe, so kommen über die Luft, Chlor & Phenole zusammen & bilden unter chemischen Prozessen TCA, PCP oder TCB.
¬ Jeder Kork gibt Phenole an den Wein in die Flasche ab. Jeder einzelne Kork ist ein Einzelstück. Somit gibt jeder Kork unterschiedliche Mengen an Phenolen in die Flasche ab. Somit sind 20 mit Kork verschlossene Flaschen des gleichen Weines 20 verschiedene Weine.
¬ Korkschmecker sind auch bei alternativen Verschlüssen möglich.
¬ Inzwischen wurden spezielle Filtermaterialien getestet. Die Weine wurden versuchsweise mit TCA und TCB beeinträchtigt. Bei allen Weinen hat die Filtration die Weine wieder absolut genießbar gemacht, sowohl sensorisch als auch analytisch. Hierbei spielte die Höhe der Beeinträchtigung keine Rolle.
Die Sensorik
¬ Der Einfluss des Korkverschlusses äußert sich nicht alleine durch den Geruch oder den Geschmack von TCA und ähnlichen Verbindungen. Sehr oft schmeckt oder riecht man den Korkeinfluss einfach nicht. Die Nase des Weins wirkt in diesem Fall oft sehr verhalten, bis hin zu null Aroma. Und am Gaumen ist ebenfalls fast keine bis gar keine Frucht zu schmecken, der Wein ist deutlich alkoholisch, fast brandig im Abgang. Dies ist zweifelsfrei auch dem Korkeinfluss zuzuschreiben.
¬ Korkschmecker sind nicht immer gleich zu Anfang riech- bzw. schmeckbar. Es kann einige Minuten, manchmal bis zu einer Stunde dauern, bis man einen Korkschmecker wahrnimmt.
¬ Die Tatsache, dass Korken Phenole in den Wein abgeben, beeinflusst erwiesenermaßen die Reifung. Besonders bei Rotweinen. Da deren Phenole mit jenen des Korks polymerisieren, größere Moleküle bilden, dadurch sensorisch weicher wirken und schlussendlich dann ausfallen. Das lässt den Wein runder & geschmeidiger erscheinen. Beim Weißwein ist eine stumpfe und dumpfe Frucht die Folge, manchmal auch ein sensorisches Gefühl wie „Weißwein mit Tannin“.
¬ Dies ist einer der Hauptgründe, warum Rotweine mit Schraub- oder Glasverschluss sich von jenen mit Korkverschluss geschmacklich deutlich unterscheiden.
¬ Ein Grund, warum viele Weintrinker die alternativen Verschlüsse ablehnen, liegt in der langen Historie des Korkverschlusses. Das gleiche Traubengut ergibt mit verschiedenen Verschlüssen deutlich andere Weine. Sowohl der junge als auch der gereifte Wein. Das vor allem aufgrund unterschiedliche Vinifikationsparameter wie z.B. Mostklärung, Gärführung, Schwefelmanagement.
¬ Seit ewigen Zeiten trinken wir Wein, der mit Kork verschlossen wird. Wir sind somit sensorisch an diesen Stil gewöhnt. Die Nase und der Gaumen kennen nur diesen Geruch und diesen Geschmack. Wir haben diesen Stil adaptiert. Und nun trinken wir „unseren Lieblingswein“ mit Glas- oder Schraubverschluss und können nichts mehr mit ihm anfangen. Er schmeckt nicht mehr so, wie wir es gewöhnt sind. Nicht schlechter, einfach anders, ungewohnt.
Eine persönliche Anmerkung
Auch aus meiner Verkostungserfahrung und nicht aus einer Anti-Kork-Gesinnung kann ich keine Vorteile des Materials Kork als Verschluss für Weinflaschen finden. Oft höre ich das Argument, es gibt keine Langzeitversuche mit den Alternativen. Gegen dieses Argument empfehle sei das Buch von Tyson Stelzer „ Screwed for good? The case for screw caps on red wines“ (ISBN 0958062811).
Danke für die Zusammenfassung. Ich hatte einige der Fakten im Verlauf der Diskussion auf dieser Seite das ein oder andere Mal vermißt.
Keine Vorteile will der Maat sehen? Dann ist er wohl zurecht nur ein Maat; ein besserer Matrose. Was ist denn damit:
„Die Tatsache, dass Korken Phenole in den Wein abgeben, beeinflusst erwiesenermaßen die Reifung. Besonders bei Rotweinen, da deren Phenole mit jenen des Korks polymerisieren, größere Moleküle bilden, dadurch sensorisch weicher wirken und schlussendlich dann ausfallen. Das lässt den Wein runder & geschmeidiger erscheinen.“
Wein ist ein individuelles Genuß- und Kulturgut. Und ich freue mich sehr darüber, daß es bei 10 Flaschen desselben Weines zwar eine klare geschmackliche Richtung, aber eben keinen Einheitsbrei gibt. DAS gehört zu Weingenuß wie Stuttgart zu Württemberg.
Gleichmacherei mag vielleicht ein Ziel derjenigen sein, die einen marketingtechnischen Vorteil darin sehen, 100.000 exakt gleiche Flaschen verkaufen zu können (wobei man sich hierbei selbst in die Tasche lügt, denn schließlich sind ja auch die einzelnen Fässer unterschiedlich)…aber wer möchte denn bspw. jeden Tag das gleiche essen oder den exakt gleichen Sex haben? Ich verzichte dankend und greife lieber zu einer der vielen korkverschlossenen Flaschen; auch auf sie Gefahr hin, daß alle Schaltjahre mal ein Korkschmecker dabei ist oder sich der Inhalt der Flasche in Nuancen von der letzten Mut gleicher Aufschrift unterscheidet.
Gruß,
Leutnant zur See
Ich sehe das genauso. Lächerlicher geht’s nicht mehr, Herr Hiss? Fürchterliches Gedankengut alle Unterschiede wegbügeln zu wollen. Technokratengewäsch, wie in Deutschland üblich.
lieber leichtmatrose
wunderbare abhandlung, in gewohnt germanischer emotionslosigkeit. allerdings, wo bleibt der hinweis das diese viruserkrankung nicht nur im korken vorhanden sein kann sondern auch in anderen teilen des weinkellers!!!!!!!!!!!! somit besteht sehr oft mittlerweile die chance auch bei screwcaps diesen besonders tollen und massgebenden geschmacksanteil wiederzufinden. uns wird der geschmack nicht verloren gehen, keine sorge lieber maat. der 246tca geschmack vereinheitlicht die weine sicherlich nicht, egal wo die krankheit herkommt, sie wird uns weiter beglücken, über jahrzehnte. kork hin oder her.
ist Filtartion hier der richtige Begriff?
Selbstverständlich gibt es Gründe pro Kork für Topweine, oder sind nahezu alle Top-Produzenten blöd oder blind oder stur oder „gaschmack-los“? So habe ich z.B. auf mein auch bei Cork schon verlinktes Argument (hier nochmal: http://bit.ly/cE8Nim ) kein Gegenargument gehört. Genauso wie es Gründe gibt, Weine im Holz auszubauen gibt es diese, in verkorkten Flaschen reifen zu lassen. Ebenso nannte ich hier Top-(Rotwein-)Produzenten, die nach ihrer Schraubphase wieder reumütig zum Kork zurückgekehrt sind. So ganz blöd werden sie nicht sein, wenn der eine sicher zu den Top 3 in Ö zählt, der andere als einer der ganz wenigen deutschen Pinot-Produzenten in Kopenhagens aufstrebeneder Gourmetszene (Noma, Geranium) gelistet wird.
Zum Thema „Jede verkorkte Flasche schmeckt anders“: na und, solange sie fehlerlos ist. Oder hören wir irgendjemand jammern, jedes Barrique schmecke anders?
(Nur damit ich nicht in die falsche Schublade gesteckt werde: 99% aller Weine gehören verschraubt oder ins Tetrapack oder …)
ich antworte direkt zu den kritisierten punkten:
genuss & kulturgut: heisst also, dass durch den korkeinflusses, erst die individualität entsteht?
gleichmacherei: was das mit geichmacherei zu tun? wenn der 2008 gleichschmeckt wie der 2009 – wenn der cab von winzer A aus BDX so schmeckt wie der cab von winzer B aus Napa….DANN kann man von gleichmacherei reden. aber den 2005 xyz soll immer der gleiche wein sein, vom eigentlichen reifeprozess abgesehen.wenn ich etwas anderes trinken möchte, dann greife ich zu einem ANDEREN wein.
fässer: wenn ich ein gebinde habe, das 100.000 beinhaltet & somit in einem tank liegt, dann handelt es sich um einen wein. was beim korken eben nicht mehr der fall ist, durch die phenolabgabe.
schaltjahre: dann trinken sie extrem wenig wein, wenn ur alle schaltjahre ein korkverseuchter dabei ist. UND es sind eben nicht nur nuancen, sondern teilweise grosse unterschiede.
gruss sigi hiss
ich habe nie gesagt, dass tca nicht auch bei schraubern, glas oder sonstigen alternativen vorkommen kann. dem ist definitv so, denn da wo eine chlorquelle in der nähe ist, kann auch tca oder verwandte stoffe entstehen. aber dann muss auch immer korkmaterial vorhanden sein, sprich, ohne einen korken kann da tonnenweise chlor sein, es gibt kein TCA oder dessen kollegen.
bitte richtig durchlesen, ich hatte geschrieben:
Korkschmecker sind auch bei alternativen Verschlüssen möglich.
ich habe den artikel durchgelesen, muss aber gestehen: wo bitte ist DAS arguemnt für den kork?
zu ihren einwänden:
blöd oder stur: da geht es NUR um wirtschaftliche gründe & sonst nichts. wie erwähnt, trinken wir seit generationen wein die mit korkmaterial verschlossen sind UND dies den gaumen der weintrinker/innen geprägt hat….noch einige zeit prägen wird. der winzer muss viel arbeit leisten, um seinen teuren, mit schrauber/glas verschlossenen wein zu verkaufen, dieses hat er beim korkverschluss nicht, weil gewohnt, bekannt & emotional behaftet. winzer müssen geld verdienen & auch sie gehen dann den weg des geringsten widerstandes. auch benötigt es etwas zeit, erfahrung & den willen, die vinifikation, anfüllanlage usw. auf die alternativen einzustellen – manchmal auch viel nerven.
holzausbau: also wenn sie den ausbau eines weines gleichsetzen mit den verschliessen der flasche mit korkmaterial….das eine soll NUR (und nicht mehr) die flasche verschliessen & das andere ist ein teil der weinbereitung & somit einen gewollten einfluss haben soll.
jede verkorkte….: das genau ist der punkt, er ist eben nicht mehr fehlerfrei. ich verstehe nicht, wie man den gewollten barriquegeschmack mit dem ungewollten einfluss des flaschenverschlusses gleichsetzen kann. nochmal: der barriqueeinfluss ist gewollt. ich kenne keinen winzer, der den einfluss des korken als teil seiner weinbereitung ansieht.
Also dann nochmal, von hinten nach vorne:
@Vergleich Barrique / Kork: darum (dem Holzgeschmack) geht’s nicht, es geht darum, dass der gleiche Wein im Fass 1 anders schmeckt als in Fass 2 und wiederum anders als in Fass n. Und das auch in Hölzern gleicher Herkunft vom gleichen Küvner. Und dass Wein ausgebaut in Allier anders als in slawonischer Eiche schmeckt ist auch ok. Keines dieser Fässer ist fehlerhaft, nur anders.
@Vergleich Verschluss vs Weinbereitung im Holz: ich rede ausdrücklich von den wenigen Weinen, die nach der Abfüllung weitere Flaschenreife benötigen, also nicht bloß verschlossen werden. Das sind im Prinzip alle Crus aus Bdx, alle Smaragde und Großen Gewächse, die diesen Namen verdienen, große Weiße Burgunder, große Barolos etc. etc. Und hier soll für das Naturmaterial Kork, das ja auch nur Holz ist, das gleiche gelten wie für das Naturmaterial Holz zuvor. Solch ein Wein lebt in der Flasche weiter.
@Winzer, die zum Kork zurückkehren: die Punkte die sie nennen mögen stimmen, waren bei den von mir angesprochenen Spitzenwinzern (Uwe Schiefer, Henrik Möbitz) nicht die Ursache. Sondern einzig die Qualität von deren gereiften Weinen, einmal unter Kork, einmal unter Schrauber.
fass1 zu fass2: die fässer werden im normalfall später zusammengelegt & damit sind diese unterschiede nicht mehr vorhanden. wenn jedes fass einzeln abgefült würde & dann als ein & derselbe wein verkauft (vereinzelt gibt es das), dann sind die unterschiede in den flaschen wieder schmeckbar. somit ist dies aber kein argument.
wenige weine: das ist wieder so eine meinung, dass weine den korkverschluss brauchen um zu reifen. fachlich komplett unhaltbar. das co2 im wein wein völlig aus. wenn sie die phenole, die der korken abgibt – also durch „zugabe“ einer nicht erwünschten substanz im wein – als für sie korrektes mittel ansehen, damit der wein reift, dann ok. alle weine „leben“ in der flasche weiter, die alternativen reifen einfach anders, langsamer UND vor allem ohne dass phenole den reifeprozess beeinflussen. von den anderen unsicherheiten beim kork wie ausläufer, verhalten bei zu langer trockener lagerung usw. spreche ich gar nicht.
eine etwas merkwürdige ansicht eines winzers: die arbeit des ganzen jahres, das bemühen das potenzial seines traubengutes, so rein, pur & unverfälscht in die flasche zu bekommen, . oder wie sagen es winzer oft: das terroir in die flasche zu bringen & dann es geradezu anlegen, ein teil dieser bemühung durch den korkverschluss teilweise vernichten. aber wenn der winzer damit klar kommt, dann ist es seine sache.
NOCHMAL: ich bin kein kork gegner, sondern ich halte mich an fakten & gegebenheiten, die man nicht wegdisskutieren kann. natürlich ist es jedem überlassen, sich aus welchen gründen auch immer, sich emotional dem kork verpflichtet zu fühlen. und ich habe bis heute kein argument, kein sachlich/fachlich fundiertes für den kork gefunden. dabei lasse ich die tca verseuchung mal aussen vor.
man muss eine unterschied sehen zwischen dem fass & dem korken und kann nicht sagen, dass für beides das gleiche gilt. es ist ein fakt, dass der barriqueeinsatz gewollt & steuerbar ist, der einfluss des korken ist das nicht. UND da ist es auch egal, ob sie nur für 1% der weine sprechen. das reifeargument ist fachlich gesehen keines. die unterschiede durch den korken, sind auch vom winzer nicht gewollt – immer mit ausnahmen.
der captain hat diese überschrift gewählt ohne mich dazu zu informieren. sie ist falsch. es geht mir NICHT um MEINE meinung, sondern um gegebenheiten, die so sind, wie sie sind. die einfach zu beachten sind, wenn man über kork diskutiert. jeder verschluss hat nachteile!
nicht ist dagegen zu sagen, wenn man auf das plopp, die zeremonie nicht verzichten will & dafürklaglos z.b. tca in kauf nimmt.
Nix für ungut Sigi, aber das sehe ich anders. Und ich befinde mich da in bester Gesellschaft. Ob Fass 1 mit Fass 2 verschnitten wird oder nicht ändert nichts daran, dass Fass 1 anders als Fass 2 schmecken kann und das wird akzeptiert. Warum darf Flasche 1 nicht „geringfügig“ anders als Flasche 2 schemcken solange sie fehlerfrei ist? Das ist keine Frage von Fakten, da hast Du recht, sondern eine Frage der Einstellung. Nochmals, vorausgesetzt sie ist frei von Fehlern.
Was die Reifung betrifft, meine ich nicht primär die Luftzfuhr, aber das kannst Du ja nochmals nachlesen. Ein natürlicher Verschluss hat andere Eigenschaften als ein steriler, aber ich hör‘ hier auf, sonst heißt’s wieder, ich drifte ins Esoterische ab. Dass es das Phänomen der Flaschenreife gibt, dass bei großen Weinen sich in der Flasche was tut, wie willst Du wohl nicht ernsthaft bestreiten?
genau dieses anders schmecken, ist, wenn es vom korken her kommt, ein technischer fehler- da gibt es nicht zu deuten oder fühlen oder sonst was.
auch das habe ich gesagt, dass die verschiedenen verschlussarten anders reifen. ich brauxch da nichts nachzulesen, denn mir ist bekannt was bei den verschiedenen verschlussarten passiert.
flaschenreife ist KEIN phänomen UND ganz klar erklärbar. eine flaschenreife gibt es aucgh bei den weinen, die du nicht als korkwürdig ansiehst.
ich wäre einfach froh, wenn man in der diskussion um den kork, seine eigene evtl. emotionale & subjektive meinung (die ohne frage sein darf & muss) von den erwiesenen, wissenschaftlichen fakten differenzieren würde.
man kann für den kork sein, sollte dann aber nicht versuchen, dies mit argumenten zu begründen, welche einfach nicht stimmen. sorry für die klaren worte. aber 1 + 1 ist halt mal 2. ob man will oder nicht. gruss sigi
Sorry, aber das klingt schon sehr theoretisch-technokratisch: wenn bei sonst fehlerfreien FLASCHEN von technischen Fehlern gesprochen wird, dann müsste das bei unterschiedlich schmeckenden FÄSSERN gleichermaßen gelten. Es ist MIR aber letztendlich egal, ein Wein darf für MICH anders schmecken, solange er fehlerfrei ist.
Und wenn alles wissenschaftlich erklärbar wäre, wäre vieles einfacher, das ist es aber nicht.
ok, dann ist halt 1+1 = 3
man kann & darf sich natürlich seine welt so hinbiegen, wie man es möchte & das ist auch völlig in ordnung. da bringen dann halt auch fakten nichts.
es bedankt sich der winzer bei ihnen, der kunden verliert, weil seine weine durch kork verseucht sind & dann als schlechte weine abgetan werden. und nicht wieder gekauft werden.
@pivu:
Der Vergleich zwischen Fässern und Flaschen hinkt. Sinn und Zweck des Ausbaues in verschiedenen Fässern ist eine unterschiedliche Entwicklung des Weines um mehr Komplexität in die zur Abfüllung bestimmte Cuvée zu bringen.
Sinn und Zweck eines Flaschenverschlusses ist es in erster Linie, die vor der Füllung sichergestellte Einheitlichkeit einer Abfüllcharge (und sei diese auch noch so klein) in der Flasche zu bewahren.
Es mag ja nett sein, und den Reiz für manche Freaks steigern, wenn es kleine Flaschenunterschiede gibt. Weniger lustig ist eine unterschiedliche Entwicklung von Flasche zu Flasche, wenn das Ding zig Euro kostet (also gerade bei den teuren Weinen) und die Qualität der Flaschen einer 12er-Kiste von grandios bis mäßig (allein durch die dramatisch unterschiedliche Sauerstoffdurchlässigkeit) oder sogar grob fehlerhaft (durch Korkgeschmack) streut.
Das ist nicht technokratisch, sondern eine Notwendigkeit, die auch schon mit diversen Sortierungsmaßnahmen beim Naturkork seit Jahrhunderten angestrebt wird, aber halt bei einem Naturprodukt weit nicht so eindeutig zu erreichen ist, wie bei einem technisch hergestellten Verschluß.
Das die Flaschenunterschiede (gerade mit zunehmender Lagerung=eher hochwertigem Wein) das Hauptproblem beim Kork sind, sollte auch nicht vergessen werden, wenn von diversen anderen Kontaminationsquellen mit TCA, TBA, etc. die Rede ist. Wenn der Kellermeister oder seine Zulieferer Schraubverschlüsse mit TCA versaut, sind alle Flaschen hinüber und er wird diese nicht verkaufen (können). Die Fehlersuche, die Produktrücknahme, die Schadenersatzforderungen an den Verursacher, etc. sind da ein (relativ) Leichtes. Beim klassischen Korkgeschmack hingegen sind einzelne Flaschen betroffen, die Fehlerquelle liegt weit ausserhalb des Verantwortungsbereiches des Kellermeisters und die Fehlersuche ist de facto unmöglich.
Ein weiteres Problem sehe ich in der Beherrschbarkeit des Stelvin-Verschlusses durch den Winzer. Neben den oben genannten möchte ich auch den Topwinzer Peter Kühn als Pionier des Alternativ-Verschlusses nennen, der auch beginnt, umzudenken. Häufig ist es so, dass unter einem Alternativverschluss gereifte Flaschen sich nicht in der erwarteten Qualität wie unter Kork präsentieren. Auch das ist ein Fakt. Warum?
Es ist mitnichten so, dass der abgefüllte Wein statt verstopplelt jetzt verschraubt wird und alles ist gut. (Obwohl die meisten Betriebe genauso arbeiten, leider.) Das Problem ist vor allem das Luftpolster, dort wo bisher der Kork war, das in gewisser Weise bei komplett dichten Vechlüssern auch notwendig ist, anonsten würde sich zuviel Druck aufbauen. Problematisch ist der Eintrag von Sauerstoff über genau dieses Luftpolster. Dieser wird nach ca. 6 Monaten abgebunden und die Menge an Schwefel verringert. Beim Verkorken überschwefelt man leicht, um den konstanten Sauerstoffeintrag zu kompensieren, bei Stelvin wird von vorneherein schon mit weniger Schwefel abgefüllt. Ergänzende Maßnahmen wie leichtes Überfüllen oder Luftaustausch durch Trockeneis oder Ausspülen der Flaschen mit Edelgas greifen, ein genaues Rezept dafür gibt es nicht. All dies hat Einfluß auf den Redoxzustand und die Reifung des Weins in der Flasche und kann zu Fehlerhaftigkeit im bis zu 3-stelligen Prozentbereich führen.
Ich sage nicht, dass all dies nicht lös- und beherrschbar ist, es ist aber alles andere als trivial und eben viel komplexer als man denkt. Dass viele Wein-BAUERN mit der Thematik überfordert sind und für deren Topprodukte weiterhin auf verbesserte Korkqualität setzen, um gewohnte Qualität mit weniger und wirtschaftlich kalkulierbaren Ausfällen als einige Jahre zuvor zu liefern, kann ich absolut nachvollziehen.
Bernhard, ich habe ausdrücklich davon gesprochen, dass der Wein in Fässern aus Hölzern gleicher Herkunft vom gleichen Küvner unterschiedlich schmecken kann und DARF. Gewollt ist dies nicht unbedingt. Ansonsten hilft velleicht auch mein untenstehender Kommentar, das Festhalten vieler Winzer am Kork zu verstehen.
Wer soll denn das alles lesen? Und wen eigentlich interessiert das alles noch?
@pivu:
Das ein ordnungsgemäßer Umgang mit dem Schraubverschluß (wie beim Kork auch, nur ist man´s dort halt als Kellermeister gewöhnt) alles andere als trivial ist: no na.
Nur würde ich mir halt erwarten, dass Weinbauern (was sollen eigentlich die Blockbuchstaben?), Winzer, Kellermeister, oder wer auch immer „Toppordukte“ herstellen kann auch kompetent genug sind, die entsprechenden Rahmenbedingungen für die Verwendung eines anderen Verschlusses herzustellen. Oder wenn sie das nicht wollen (was unbestritten legitim ist) ihre Entscheidung zumindest redlich argumentieren.
Also nicht: Unterm Schrauber können die Weine nicht reifen. Sondern: Ich pflege einen ausgesprochen reduktiv, in der Jugend sogar leicht böcksrigen Weinstil, der mit Schraubverschlüssen nicht kompatibel ist und möchte diesen Stil nicht ändern. Nicht: Die Weine müssen atmen. Sondern: Ich selbst und/oder meine Kunden sehen das Plopp beim öffnen als emotionalen Zusatznutzen einer Flasche Wein, auf den wir nicht verzichten wollen. Etc.
Bevor aber jetzt die Legende aufkommt, der Schrauber würde einen völlig neuen Weinstil erzwingen muß ich aber darauf hinweisen, dass das erstgenannte Argument zur vergleichsweise wenige Produzenten trifft. In der Regel reichen kleine Anpassungen im Weinbereitungsprozess (wie z.B etwas reduzierte SO2-Werte bei der Füllung, etwas spätere Fülltermine, etc.) oder es bedarf überhaupt keiner Änderung.
Was die Sache mit den unterschiedlichen Fässern betrifft, so möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass es einen fundamentalen Unterschied bedeutet, ob sich mehrere hundert oder tausend Liter Wein in einem Behälter anders entwickeln, als in einem anderen, oder jeweils nur eine Flasche.
Würde man als Winzer und Konsument nicht davon ausgehen, dass der Inhalt der Flaschen einer Abfüllcharge (zumindest bei vergleichbaren Lagerbedingungen) so ident wie möglich schmeckt, wären sämtliche Verkostungsnotizen, Weinbeschreibungen und Diskussionen über bestimmte Weine völlig sinnlos (sofern sie nicht auf ein und der selbern Flasche beruhen (was den Kreis beträchtlich einschränkt).
Mich interessiert es. Sie müssen es ja nicht lesen, wenn es ihnen nicht passt.
Die Diskussion ist wichtig, führt aber zu nichts.
Es ist die Entscheidung des Winzers, Verschluß A oder B (oder XY) zu wählen und ich kann seine Entscheidung in BEIDEN Fällen wie oben erläutert nachvollziehen. Aus ökonomischer Sicht macht es überhaupt keinen Sinn, Premium-Korken (mit einer wirtschaftlich kalkulierbaren und sich eher zum Positiven entwickelnden Ausfalls-Quote) bei hochgehandelten Topweinen durch Stelvin und damit verbundenen operationalen Risiken für die Weinqualität zu ersetzen.
Zu identischen / nicht identischen Flaschen und die Konsequenz für die Weinkritik: hier verweise ich mal auf die verwandte und ungleich populärere Restaurant-Kritik! Vielleicht auch ein Denkansatz für die derzeitige Weinkritik.
ich meine, diskussionen führen immer zu etwas. und wenn jeder nur einmal SEINE position überdenkt & ein paar milimeter in die richtung seines diskussionspartner rückt – ist schon etwas gewonnen. und es gibt auch immer weintrinker die das eine oder andere nicht wissen.
oder nicht wissen wollen.
ich bewundere sigi und bernhard ob ihrer geduld!
danke aber es ist unser beider beruf. bernhard ist winzer & weinjournalist. denke wir beide lieben unseren beruf bzw. wein & beide haben eher einen sachlichen ansatz zum thema wein & geniessen ihn trotzdem.
bernhard: ich denke schon, dass sehr viel weine sich merklich anders zeigen, wenn sie mit glas, schrauber verschlossen werden. nicht nur das anfangs reduktive, sondern auch eine gradlinigere & weniger schmeichlerische struktur. klarere aromatik.
wenn ich mich richtig erinnere hat geisenheim mal studien mit weinen gemacht, die sowohl als auch verschlossen waren. und da hat sich auch nach ein paar jahren gezeigt, dass auch dann teilweise deutliche unterschiedliche stilistiken vorhanden waren. und ich würde meine verkostungserfahrung in diesem bereich auch so umschreiben. aber das ist ein anderes thema.
Ich bewundere meine Geduld mit solchen Obergescheiten wie sie einer sind. Sie glauben wohl daß man hier Dummköpfen wie Kindern die Wahrheit erzählen muss, so lange bis sie sie glauben, was man ihnen vorbetet, oder? Diese widerlich herablassende Haltung spricht genau für das, was hier klar wird. Technokraten glauben die Welt belehren zu müssen. Aber das gibt es nur in Deutschland. Gott sei Dank.
Solche Versuche gibt’s vor allem bei den Winzern, nicht nur bei den von mir Erwähnten, die sich dann gegen den Schrauber entschieden haben. Im deutschsprachigen Raum wären z.B. Ernst Triebaumer oder Reinhard Löwenstein 2 Prominente, die manchen Wein sowohl als auch verschließen. (Vom ‚Von Blauem Schiefer‘ hab‘ ich mir selbst beide Varianten eingekellert.) Im Falle Reinhard allerdings ohne die Vinifikation zu ändern. Womit wir wieder bei der „Beherrschbarkeit“ des Alternativverschlusses wären.
für jenen, den es interessiert. ein kleiner zusatz in sachen eliminieren von TCA TBA durch spezielle filter. ich kann dem interessierten den originalauszug aus der studie zumailen.
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Zusammenfassung der Studie in Geissenheim:
Im Rahmen einer weiterführenden Studie im Fachgebiet Kellerwirtschaft der Forschungsanstalt Geisenheim wurden auch spezielle Filterschichten getestet, welche in der Lage sein sollen selektiv halogenierte Anisole aus dem Wein zu entfernen ohne das Weinaroma zu verändern.
Hierbei wurden verschiedene Weine mit unterschiedlichen Dosagen an 2,4,6 Trichloranisol und 2,4,6
Tribromanisol kontaminiert und anschließend über die Spezialfilterschichten filtriert.
Bei allen Weinen zeigte sich, dass die vor der Filtration noch ungenießbaren Weine wieder ihre Fruchtigkeit und Frische wiedererlangten. Die Wirksamkeit dieses Verfahrens wurde sensorisch und analytisch belegt. Die umfassenden Ergebnisse der Filtrationsuntersuchungen wurden im Jahr 2008 veröffentlicht.
Sorry: Hatte ich vergessen..
evtl. hast du ja mal zeit, es via copy & paste oben rein zu nehmen.