X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Kork: Ein Maat und seine Meinung

Fakten zu Kork. Bestimmt gibt es wieder Widerspruch..
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel

Ein kleiner Kork. Der große Emotionen provoziert. Und unsachliche Diskussionen. Captains Maat Sigi Hiss bemüht sich um ein paar sachdienliche Hinweise. Hat aber auch seine eigene Meinung - nicht unbedingt die des Captain.

Anzeige

Das Thema Naturkork und Korkverschluss führt zu unsachlichen, polemischen und dogmatischen Diskussionen. Und das nicht, weil man nicht den Willen oder die Intelligenz dazu hätte, auf sachlicher Ebene zu diskutieren. Gerüchte, Halbwahrheiten, irgendwo Gehörtes, irgendwann Gelesenes sind die Gründe für die allgemeine Verwirrung. Um zumindest die Basis für eine der Sache entsprechende Diskussion zu geben, habe ich hier die wichtigsten Fakten zusammengefasst. Niemand soll dadurch in seiner Überzeugung beeinflusst werden. Jeder sollte jedoch ein paar grundlegende Details kennen und als gegeben betrachten, bevor man sich in intensive Diskussionen stützt.

Das ist auch kein Pro Glas- oder Schraubverschluss-Statement, sondern eine Aufzählung der wichtigsten Fakten, wenn es um Naturkork geht, der dazu dienen soll, Weinflaschen zu verschließen. Denn das Material Kork ist immer noch mit großem Abstand der meist verwendete Verschluss für Weinflaschen. Es wird auch noch mindestens eine Generation ins Land gehen, bevor sich die Verhältnisse der Weinverschlüsse prozentual annähern werden.

Der Korkschmecker und seine Gründe

¬ TCA = 2.4.6 TriChlorAnisol TCB = 2,4,6 TriBromAnisol PCP = PentaChlorPhenol

¬ 0.5 Nanogramm/L TCA bewirken eine Aromaveränderung (Nanogramm = 1 milliardstel Gramm = 0000.000.001 g).

¬ Erst seit Anfang der achtziger Jahre weiß man, dass TCA die Ursache für Korkschmecker ist.

¬ Als eine weitere Quelle für das Entstehen des „TCA Geschmackes“ wurden etwas später auch chlorierte Phenole wie z.B. PCP & 2,4,6 TCB als Ursache entdeckt.

¬ TCA, PCP oder TCB sind keine Bestandteile des Korks. Kein Kork hat von „Geburt an“ diese Substanzen „in sich“. Die Beeinträchtigung entsteht nur, wenn eine Chlorquelle im Laufe des Korklebens in der Nähe war. Ohne Chlor keine Beeinträchtigung.

¬ Man kann sogar sagen, dass TCA, PCP oder TCB und dessen Auswirkungen auf den Wein auch durch die Luft übertragen werden können. Das muss nicht alleine durch direkten Kontakt geschehen. Besser ausgedrückt: ist eine Chlorquelle in der Nähe, so kommen über die Luft, Chlor & Phenole zusammen & bilden unter chemischen Prozessen TCA, PCP oder TCB.

¬ Jeder Kork gibt Phenole an den Wein in die Flasche ab. Jeder einzelne Kork ist ein Einzelstück. Somit gibt jeder Kork unterschiedliche Mengen an Phenolen in die Flasche ab. Somit sind 20 mit Kork verschlossene Flaschen des gleichen Weines 20 verschiedene Weine.

¬ Korkschmecker sind auch bei alternativen Verschlüssen möglich.

¬ Inzwischen wurden spezielle Filtermaterialien getestet. Die Weine wurden versuchsweise mit TCA und TCB beeinträchtigt. Bei allen Weinen hat die Filtration die Weine wieder absolut genießbar gemacht, sowohl sensorisch als auch analytisch. Hierbei spielte die Höhe der Beeinträchtigung keine Rolle.

Die Sensorik

¬ Der Einfluss des Korkverschlusses äußert sich nicht alleine durch den Geruch oder den Geschmack von TCA und ähnlichen Verbindungen. Sehr oft schmeckt oder riecht man den Korkeinfluss einfach nicht. Die Nase des Weins wirkt in diesem Fall oft sehr verhalten, bis hin zu null Aroma. Und am Gaumen ist ebenfalls fast keine bis gar keine Frucht zu schmecken, der Wein ist deutlich alkoholisch, fast brandig im Abgang. Dies ist zweifelsfrei auch dem Korkeinfluss zuzuschreiben.

¬ Korkschmecker sind nicht immer gleich zu Anfang riech- bzw. schmeckbar. Es kann einige Minuten, manchmal bis zu einer Stunde dauern, bis man einen Korkschmecker wahrnimmt.

¬ Die Tatsache, dass Korken Phenole in den Wein abgeben, beeinflusst erwiesenermaßen die Reifung. Besonders bei Rotweinen. Da deren Phenole mit jenen des Korks polymerisieren, größere Moleküle bilden, dadurch sensorisch weicher wirken und schlussendlich dann ausfallen. Das lässt den Wein runder & geschmeidiger erscheinen. Beim Weißwein ist eine stumpfe und dumpfe Frucht die Folge, manchmal auch ein sensorisches Gefühl wie „Weißwein mit Tannin“.

¬ Dies ist einer der Hauptgründe, warum Rotweine mit Schraub- oder Glasverschluss sich von jenen mit Korkverschluss geschmacklich deutlich unterscheiden.

¬ Ein Grund, warum viele Weintrinker die alternativen Verschlüsse ablehnen, liegt in der langen Historie des Korkverschlusses. Das gleiche Traubengut ergibt mit verschiedenen Verschlüssen deutlich andere Weine. Sowohl der junge als auch der gereifte Wein. Das vor allem aufgrund unterschiedliche Vinifikationsparameter wie z.B. Mostklärung, Gärführung, Schwefelmanagement.

¬ Seit ewigen Zeiten trinken wir Wein, der mit Kork verschlossen wird. Wir sind somit sensorisch an diesen Stil gewöhnt. Die Nase und der Gaumen kennen nur diesen Geruch und diesen Geschmack. Wir haben diesen Stil adaptiert. Und nun trinken wir „unseren Lieblingswein“ mit Glas- oder Schraubverschluss und können nichts mehr mit ihm anfangen. Er schmeckt nicht mehr so, wie wir es gewöhnt sind. Nicht schlechter, einfach anders, ungewohnt.

Eine persönliche Anmerkung

Auch aus meiner Verkostungserfahrung und nicht aus einer Anti-Kork-Gesinnung kann ich keine Vorteile des Materials Kork als Verschluss für Weinflaschen finden. Oft höre ich das Argument, es gibt keine Langzeitversuche mit den Alternativen. Gegen dieses Argument empfehle sei das Buch von Tyson Stelzer „ Screwed for good? The case for screw caps on red wines“ (ISBN 0958062811).

 

Datum: 3.1.2011 (Update 18.3.2011)
 

Aktuelle Weinempfehlungen