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J. Hofstätter: der Gentleman-Rotwein

Martin Foradori zeigt, wo der Wein herkommt.
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Der Captain schlürft Luxus-Rotwein aus Südtirol, wo Pinot Noir Blauburgunder heißt, und erinnert sich an seinen Besuch in den Weinbergen von Mazon, der Côte de Nuits Italiens.
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In Berlin ist das Wetter durchwachsen. Wenn man rausgeht, muss man auf alles vorbereitet sein. Heftiger Regenfall wechselt sich ab mit strahlendem Sonnenschein. Die Temperaturen sind generell niedrig. Eine gute Gelegenheit, feinen Rotwein aus dem Keller zu holen.

Das tat der Captain und tischt dir heute Abendwein auf, der sich gewaschen hat. Es ist der aristokratisch-elegante Blauburgunder Barthenau Vigna S. Urbano von J. Hofstätter in Tramin an der Südtiroler Weinstraße

Ein wahrer Gentleman-Rotwein mit schmeichelnden Akzenten und sensorisch kraftvollem Kern aus der Gemeinde Mazon, wo die teuersten Blauburgunder-Lagen Südtirols zu finden sind. Dieser edle Knabe lag für 14 Monate jeweils zu 50% im alten und neuen Barriquefass, dann weitere 7 Monate im großen Eichenfass und stammt von Rebstöcken des Ansitz Barthenau in der Gemeinde Mazon direkt gegenüber von Tramin auf der anderen Seite des Etschtals. Im Glas Rubinrot mit deutlichem Cola-Stich und zarter Trübung. In der Nase der Duft von Schwarzwälder Kirschtorte, also viel dunkle Schokolade, Kirschgelee und Schmelz, dann Orangenabrieb, ein Hauch schwarzer Pfeffer und grüne Anklänge. Im Mund wunderschöne Balance zwischen milder Säure, warmer Extraktsüße, gedeckter Frucht und sanften Tanninen. Ich schmecke Braunen Linzer Teig (nein, ist kein Nazibrot, sondern die Grundmasse für Linzer Torte mit Nüssen, Zimt und Gewürznelken) und rotbeerige Noten. Das ist ein raumgreifender und herrschaftlicher Wein, der seinen Kerl steht, obwohl er erstaunlich wenig Alkohol enthält – nur 13,5% Vol. Im Abgang schöne dunkelrote Süße.

Was ist Blauburgunder? Ganz einfach: So nennt man hier und in manchen Regionen der Schweiz die Rebsorte Pinot Noir oder Spätburgunder. Im zweisprachigen Südtirol heißen diese Weine logischerweise auch Pinot Nero. Zusammen mit Winzer Martin Foradori (dem Eigentümer von J. Hofstätter) stand der Captain im Herbst 2018 zwischen den Rebstöcken von Mazon und ließ sich alles erklären:

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Der Captain ist so kühn zu behaupten, die Weinberge von Mazon sind die Côte de Nuits Italiens, weil hier die feinsten Pinot Noirs innerhalb der Staatsgrenzen wachsen.

Ludwig Barth zu Barthenau war ein Mann, der Südtiroler Weingeschichte schrieb. Barth war Chemieprofessor in Wien und einer jener Tiroler, die auf Anregung des Kaiserbruders Erzherzog Johann den Pinot Noir in der Heimat ansiedelten und den Weinbau in der bitterarmen Region (wo heute Autofelgen blitzen und allerorten Wohlstand herrscht) nach vorne brachten, indem sie das rote Rebsortenspektrum, das damals nur aus Lagrein und Vernatsch bestand, erweiterten.

Kein Südtiroler Weinbauer und Winzer nagt heute am Hungertuch. Die mächtigen Genossenschaften zahlen Höchstpreise für Trauben, wovon deutsche Genossenschaftsbauern nur träumen. Den wenigen unabhängigen Betrieben im Land (Foradoris Weingut J. Hofstätter ist eines der größten) geht es sowieso prächtig. Wenn da nicht der doofe Klimawandel wäre, der die Winzer zwingt, neue Wege zu gehen.Zum Beispiel mit ihren Pflanzungen die Berge raufklettern. In Südtirol gibt’s Blauburgunderstöcke auf über 1.000 Meter Höhe!

Mein Abendwein wird je nach Jahrgang aus ganzen Trauben vergoren (also mit Stilen und Rappen) oder teilweise bzw. komplett entrappt. Das hat mit dem Tannin-Management zu tun. Hofstätters Edel-Blauburgunder zählt zur seltenen Spezies der großen Pinot Noirs Italiens.

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Vigna S. Urbano wachsen die Trauben von Foradoris monumentalem Blauburgunder Ludwig Barth von Barthenau Vigna Roccolo, den manche als den besten Pinot Nero Italiens bezeichnen. Dummerweise kostet der dreimal so viel wie mein Abendwein: 185 Euro. Der Captain bleibt auf dem Teppich und legt die den ebenfalls nicht gerade günstigen kleinen Bruder ans Herz. Er ist eine ebenso beeindruckende Weindelikatesse.

 

Datum: 15.7.2021 (Update 15.11.2021)
 

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