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Italiener fordern Emoji für Rosé!

So sieht das beantragte Emoji aus.
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Der Captain berichtet über einen kuriosen Vorstoß eines italienischen Weingebiets und trinkt dazu französischen Rosé, der ihm gut gefällt.
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Der Captain bereitet sich spirituell und praktisch auf seine nächste Weinreise vor. Morgen geht’s ins italienische Collio, eine Region, von der vor 20 Jahren irre viel Innovation ausging (Amphorenweine etc.), die nun aber ein bisschen eingeschlafen ist und im Schatten anderer Anbaugebiete Italiens steht, die mehr Rummel um sich machen.

Und während der Captain die Klamotten zusammenlegt und die Checkliste durchgeht (ganz wichtig: Handy-Akku muss voll sein, denn am Flughafen BER sollen die Planer auf Steckdosen in ausreichender Zahl vergessen haben), trifft im Nachrichtenticker des Schiffs eine Agenturmeldung aus der Weinwirtschaft ein: Italienisches Weinkonsortium drängt auf Roséwein-Emoji.

Donnerwetter! Da hat sich jemand echt Gedanken gemacht, wie man sich ins Gespräch bringt. Was genau ist der Inhalt?

Der Captain fasst zusammen: Das Consorzio di Tutela Chiaretto e Bardolino (Lobbyorganisation für trockenen Rosé aus Verona) möchte, dass die rosafarbenen Weine seiner Erzeuger in den sozialen Medien korrekt dargestellt werden. Derzeit gibt es Emojis für Rotwein und weißen Schaumwein für alle wichtigen Social-Media-Plattformen, aber Rosé und stiller Weißwein bleiben außen vor.

Das Konsortium hat nun bei der kalifornischen Computerschrift-Behörde Unicode Consortium den Antrag gestellt, ein Roséwein-Emoji zu schaffen. Gleichzeitig wurde eine Petition auf Change.org gestartet. Das vorgeschlagene neue Emoji zeigt zwei Gläser mit rosa Wein beim Anstoßen, gekrönt von einem kleinen rosa Herz – siehe Bild oben.

Der Captain spricht zu sich im Kopf: Eure Sorgen möcht‘ ich haben und zitiert die Presseaussendung des Consortiums: Wenn wir unseren Freunden auf WhatsApp, auf Instagram, auf Facebook über Wein schreiben, können wir das Bild eines Glases Rotwein, zweier Flöten oder einer Flasche Sekt verwenden, aber die Darstellung von rosa Wein fehlt. Das geht auf die Tatsache zurück, dass Rosé jahrzehntelang verachtet wurde. Das hält auch heute noch an, obwohl Roséwein ein weltweites Trendphänomen ist.

Man wolle den Weinliebhabern der Welt nun ermöglichen, ihre Liebe zum Roséwein voll und ganz zum Ausdruck zu bringen, heißt es dann noch. Nun, das mit der Roséwein-Verachtung kann der Captain durchaus nachvollziehen. Er hält sie zum großen Teil für angemessen, denn die meisten rosa Weinchen, die in seinem Verkostungsglas landen, haben nichts anderes verdient. Sie sind eine minderwertige Geburt der Gier und setzen auf die Unmündigkeit abfüllbarer Weinfreunde, die sich von leuchtenden Farben beeindrucken lassen.

Gerne hält der Captain dagegen und präsentiert dir heute einen rosafarbenen Mittagswein, der Respekt verdient, weil er ordentlich gemacht ist und deshalb gut schmeckt – obwohl seine hässliche Flasche das Gegenteil befürchten lässt. Der → Insolence d’Estandon Rosé der Winzergenossenschaft Estandon Vignerons in der Provence ist Rosé wie ein fester Händedruck und eignet sich deshalb wunderbar zum Grillen: Im Glas blassrosa mit schönem kupfernen Schimmer. In der Nase intensiver Duft nach Erdbeerfeld, Rosenblättern, Schmelz von Pfirsichmark und rotem Paprikapulver. Im Mund geschmacksintensiv und maulfüllend: viel salzige Mineralik, gelbfruchtiger Wumms und kräutrige Würze. Das ist so intensiv, dass man eher meint, dichten Weißburgunder im Glas zu haben, in den einer etwas Rotwein gekippt hat – wenn da nicht auch deutliche Erdbeernoten mit dezentem Tannineintrag wären. Was für ein kräftiger und dabei wohlschmeckender Kerl von Rosé. Ich hol schon mal die Grillkohle rauf.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass sich die Weinwirtschaft für ein neues Emoji einsetzt. Im Jahr 2018 beantragte der Chardonnay-Produzent Kendall-Jackson aus Kalifornien ein Weißwein-Emoji bei Unicode, wurde aber trotz eines 15-seitigen Antrags und einer langwierigen Kampagne abgelehnt.

 

Datum: 14.7.2021
 

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