In der Gemeinde Cocconato ist Winzer sein noch anstrengender als anderswo.
Wer hier Reben hat, der muss Tag für Tag die steilen Hänge hinauf und hinunter. So schwer zu bewirtschaftende Weinberge wie dort gibt es im Piemont nicht viele.
Das war der Grund, warum aus dieser Ecke lange Zeit nur wenig Wein kam.
Kaum liefen beim Autobauer Fiat im nahe gelegenen Turin die Geschäfte gut – 1912 begann man dort mit der Produktion von großen Autoserien – packten die Bauern ihre Sachen und zogen in die Stadt. Sie schufteten lieber an den Fließbändern der Fabriken als in ihren steilen Weinbergen.
Die verwilderten und verlotterten, die Grundstückspreise sanken. Und wie es dann meistens ist, kommen dann irgendwann ein paar Leute daher, die den Traum vom Landleben träumen und freuen sich dann über die günstigen Preise.
So ging es auch Cecilia Zucca.
Nach der Schule wollte sie eigentlich Sportlehrerin werden. Aber das Leben hatte andere Pläne. Und so verschlug es sie nach einigen Umwegen als Winzerin auf das Weingut Poggio Ridente, dem lächelnden Hügel, wie der Name auf Deutsch lautet. Die Weinberge des Betriebs liegen auf einer Höhe von fast 500 Metern. Dadurch ist es etwas kühler als in der Umgebung, die Trauben behalten ihre Säure und der Wein ist am Ende frischer.
Zum Weingut gehören 20 Hektar Land, auf 13 davon stehen Weinreben. Die meisten sind – wer hätte es gedacht – Barbera.
Aber Zucca liebt das Neue und hat Pinot Noir, Viognier und Riesling gepflanzt.
Klingt spannend. Aber ich habe heute keine Lust auf Experimente. Deshalb mache ich mir einen Barbera auf.
Die Rebsorte ist #3 in Italien – nach Sangiovese und Montepulciano und ist von Kirschnoten (oft auch Brombeere, Himbeere und Pflaume), einer gewissen Erdigkeit, manchmal Schokolade und würzigen Holztönen geprägt.
Er duftet köstlich nach dunklen Früchten. Schwierig zu sagen, nach welchen genau – Brombeere, Heidelbeere, Schwarzkirsche?Alles purzelt wild durcheinander und ergibt doch ein harmonisches Ganzes. Ergänzt wird dieses Früchtemix von etwas Lakritz und einem Hauch kalter Kaminasche.
Das macht Lust auf den ersten Schluck. Wunderbar frisch und fruchtbetont gleitet der Tropfen meinen Gaumen entlang. Sehr rund und sehr strukturiert. Die üppigen Früchte stehen wieder im Vordergrund. Sanfte Lakritznoten geben dem Wein Charakter, die recht hohe Säure lässt ihn frisch wirken. Da will man nach dem ersten Glas gleich noch ein zweites.
Das ist ein wunderbarer Trinkwein, von dem kein Vorrat lange hält. Dazu möchte ich gerne eine Pasta mit Steinpilzen oder ein Kürbisrisotto essen.