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„Je suis Centre-Loire“

Christine Balais lehnt sich für Centre-Loire aus dem Fenster.
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Der Captain sprach mit der bekannten Sommelière Christine Balais über die Weinregion Centre-Loire, wo diese erfrischend-fruchtigen Weine herkommen und so schöne Schlösser stehen.
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Sie hat schon alles gesehen, alles getrunken und ist wie ein Elefant. Die kehren auch immer dorthin zurück, wo sie hergekommen sind.

Wie bitte? Ist das wirklich ein guter Einstieg, wenn man mit einer anerkannten Weinexpertin über Genuss sprechen will?

Doch, doch. Der Captain hat nämlich gelernt, dass er nicht nur über Wein, sondern auch mal etwas anderes schreiben muss, wenn er Menschen erreichen will, für die Wein nicht das Wichtigste im Leben ist. Deshalb hat er auch so viele Leser. Vor allem solche, die gerne guten Wein trinken, sich aber nicht einen halben Tag lang mit der Überlegung aufhalten können, welcher Tropfen nun der richtige für sie sei.

Menschen, die einfach nur genießen und sich ihren Wein nicht erarbeiten wollen.

Christine Balais hat viele Jahre als Sommelière in piekfeinen Restaurants gearbeitet. Sie kennt diese Situation, wenn ein Mensch Lust auf etwas Bestimmtes hat, aber nicht genau auszudrücken weiß, was er möchte. Ein Klassiker für jeden Sommelier, der sich blitzschnell in die Gefühlswelt seiner Gäste hineinversetzen muss, um eine Empfehlung auszusprechen, die dann auch schmeckt.

Weil sie das so gut kann, hat Christine Balais eine richtig schöne Weinkarriere gemacht. Und ist jetzt auch noch Weinbotschafterin von Centre-Loire, jener Gegend, die ich das Erfrischungstuch Frankreichs nenne.

Voilá.

Madame Balais, was trinkt ihr neuer Präsident?
Christine Balais: Emmanuel Macron war neulich in Bordeaux. Dort sah man ihn mit einem trockenen Sémillon im Glas. Ich glaube, er mag weiße, knackige Weine. So wie ich. Man sagt, er ist geschmacklich sehr offen. Das ist beruhigend.

Ihre Heimatstadt ist Köln, was hat Sie nach Deutschland verschlagen?
Christine Balais: Mein Wunsch Deutsch zu sprechen. Ich habe in Frankreich Reisebürokauffrau und Deutsch als zweite Sprache gelernt. Ich wollte reisen und meine Sprachkenntnisse vertiefen. Dann kam die Möglichkeit, in einem tollen Hotel im Harz eine Praktikum zu absolvieren. Dort habe ich die Arbeit in der Gastronomie kennen und schätzen gelernt und mich in einen Mann verliebt. So bin ich geblieben und wurde Sommelière.

Sie sind mit der Ausbildung junger deutscher Sommeliers beschäftigt. Was ist Ihre wichtigste Botschaft an den Nachwuchs?
Christine Balais: Bleibt neugierig! Fragt euch, warum ein Wein schmeckt, wie er schmeckt und informiert euch. Fahrt dorthin, wo er wächst. Um Weine zu verstehen, muss man die Landschaft kennen, ein Gefühl für die Appellationen bekommen. Deshalb orientieren wir Franzosen uns nicht nach Rebsorten, sondern nach der Herkunft. Kocht selber zu Hause mit frischen Zutaten und experimentiert mit Weinen. So lernt ihr viel schneller als im Restaurant den Geschmack Eurer Gäste zu verstehen.

Was ist geschehen, dass Sie nun als Weinbotschafterin von Centre-Loire Ihren guten Namen hergeben?
Christine Balais: Weil Centre-Loire viel mehr ist, als Sancerre und Pouilly Fumé. Als Bretonin bin ich mit den Weinen der Loire groß geworden. Der erste Wein, den ich genussvoll getrunken habe, war Muscadet. Dieses frische Geschmacksbild liebe ich bis heute. Seit 20 bis 30 Jahren kommen auch aus den anderen 5 Appellationen von Centre-Loire dermaßen gute Weine, dass ich mit großer Überzeugung für sie einstehe.

Ihre Karriere begann als Sommelière an den Tischen der Gourmets. Wenn Sie heute Centre-Loire empfehlen – welche konkrete Speisen fallen Ihnen zu den verschiedenen Weine der Region ein?
Christine Balais: Lassen Sie mich das an Sauvignon Blanc festmachen, unserer Hauptrebsorte. Er passt ideal zu Ziegenkäse, der auch ein wichtiges Produkt aus Centre-Loire ist. Die Ziegenkäse-Hochburg Touraine liegt ja ganz nah. Auch zu Gemüse und zur südfranzösisch geprägten Kräuterküche schmeckt diese Rebsorte ganz wunderbar. Sie werden nicht glauben, wie gut er zur Frankfurter Grünen Soße passt. Und zu Piment, Ingwer, der asiatischen Küche insgesamt. Natürlich auch zu Meeresfrüchten, insbesondere Austern. Fast hätte ich das vergessen.

Sie beraten Firmen und Manager beim Umgang mit Wein und sind darin geübt, Menschen mit ganz wenig Zeit, ein Gefühl für Wein zu vermitteln. Wie schaffen Sie das bei der verwirrenden Vielfalt im Centre-Loire? Was ist die ganze Region auf den Punkt gebracht?
Christine Balais: Wir sind die Hochburg frischer, knackiger Weißweine und fruchtig-eleganter Pinot Noirs.

Das kam ja wie ein Korken aus der Crémantflasche geschossen. Aber Hand aufs Herz, wenn mal gerade nichts aus Centre-Loire zur Verfügung steht: Was trinken Sie dann am liebsten?
Christine Balais: Riesling! Er hat die gleich viele Facetten wie unser Sauvignon Blanc. Er changiert zwischen federleicht und voluminös, zwischen knochentrocken und butterweich.

Weinfreunde orientieren sich gerne nach dem Vertrauten. Für jene, denen Centre-Loire noch wie ein weißer Fleck vorkommt: Mit welchem Anbaugebiet lässt sich die Region am ehesten vergleichen und warum?
Christine Balais: Rheinhessen, denn beide Gebiete sind hügelig und von einem Fluss geprägt. Das Klima ist sehr ähnlich und es gibt hier wie dort unendlich viele Hanglagen mit steinigen Böden, in denen das Wasser rasch versickert. Man versteht in beiden Regionen gut zu essen und zu feiern. Und es gibt viele junge Winzer, die von ihren Eltern Traditionsbetriebe übernommen haben und mit Ehrgeiz neue Wege gehen.

Lest hier, wie Christine Balais einen von 75 Weinen aus Centre-Loire verkostet hat und wie ihr es der bekannten Sommelière gleichtun könnt:

Trinken mit La Dame Centre-Loire
 

Datum: 5.6.2017
 

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