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Coppolas Zinfandel-Trick

Bei Regiemeister Coppola haben die Fässer einen Barcode.
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Ein kalifornischer Zinfandel von Regiemeister Coppola überrascht mich. Wenig Alkohol aber viel Kraft, Frucht und Struktur. Wie geht das? Vielleicht mit einem Hollywood-Trick.
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Vieles am Zinfandel ist rätselhaft. Zum Beispiel sein komischer Name. Hat er den etwa von der weißen österreichischen Rebsorte Zierfandler, mit der er sonst gar nix zu tun hat?

Außerdem wird immer wieder behauptet, der Zinfandel sei identisch mit dem süditalienischen Primitivo. Stimmt das wirklich? Lange hieß es auch, die beiden seien zumindest verwandt. Jetzt macht die Nachricht die Runde, dass dies auch nicht stimmt. Was soll man heutzutage noch glauben?

Herrgottsakra, san mir hier in der Politik, dass man keinem mehr glauben kann?

Ganz ruhig, eigentlich sind solche Spitzfindigkeiten völlig egal. Denn die Wahrheit schwimmt immer im Glas. Schmeckt oder schmeckt nicht. Habe ich das schon erwähnt?

In Kalifornien ist Zinfandel eine der drei Hauptrebsorten und sehr beliebt.

Viele Weinkenner jedoch sehen Zinfandel kritisch. Zu oft kommt es vor, dass eine üppige, marmeladige Suppe aus der Flasche quillt. Denn die Sorte verlangt von Winzern einiges Geschick. Wenn einer aber Talent hat, kann ein feingliedriger, aromatischer Wein rauskommen.

In der Coppola Winery, die der Regie-Haudegen („Der Pate“) im Alexander Valley/ Sonoma County seit 2006 betreibt, mixt man den Zinfandel Red Label aus der Diamond Collection mit gerbstoffreichem, dunklen Petite Sirah (Kreuzung aus den Sorten Syrah und Peloursin) und einer ganz kleinen Menge würzig-beerigem Syrah.

Aha, dieser Zinfandel ist also gar kein reiner Zinfandel? Tststs! Aber solche Tricks sind wir ja aus Hollywood gewohnt. Schwamm drüber.

Für Laien klingt diese Rebsorten-Kombi ungefähr wie Vanille-Eis mit Vanillesoße und Schokoraspeln. Aber die Winemaker von Coppola werden schon wissen, was sie tun. Ich war neugierig, bestellte die Flasche aufs Schiff und rechneten insgeheim mit einer alkoholschweren, vollmundigen Fruchtbombe.

Weit gefehlt! Auf dem Flaschenetikett schon die erste Überraschung – niedliche 13,6 Volumenprozent Alkohol. Man kann also großzügig einschenken.

Aber langsam. Erst mal reinschnuppern. Da sind natürlich die erwarteten Noten von dunklen Beerenfrüchten. Und dann Pflaume, Tabak, Vanille und Schokolade – klar, der lag 12 Monate lang im Barrique. Sehr gemütlich. Vielleicht im Mund nachher etwas zu gemütlich?

Im Mund dann die nächste Überraschung: Kraft und Saft!

Viel Frucht aber null Marmeladenschmiere. Dafür eine ordentliche Struktur. So heißt das, wenn Wein in einer ausgewogenen Balance zwischen Tannin, Körper und Alkohol steht und eine angenehme Dichte hat.

Ja, das ist ein sehr befriedigender, runder Wein. Noch ein Glas. Ich schmecke jetzt auch feinste Pralinen mit etwas dunkler Süßlichkeit.

Aber was macht diesen Wein aus der schwierigen Zinfandel-Traube so angenehm – etwa Coppolas Hollywood-Trick mit Petite Sirah und Syrah und vielleicht noch ein paar ganz spezielle Handgriffe im Weinkeller?

Das ist ein herrlicher Stoff für üppige Speisen.

Apropos Essen: Steak mit Pffersoße, ein schöner Burger oder Spare Ribs. Oder reifer Weichkäse. Mahlzeit.

 

Datum: 14.9.2017 (Update 15.9.2017)
 

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