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Wein, immer nur Wein. Wird allmählich Zeit, dass mal etwas neues passiert. Der Zahlmeister hat bereits angekündigt, dass hier künftig auch über anderes gutes Zeug geschrieben werden soll, das sich der Mensch einverleibt.
Dann fang ich halt einfach mal mit Whisky an. Den hat es in den letzten Jahren nur einmal am Schiff gegeben. Für die Besserwisser noch ein Hinweis: Man kann Whisky schreiben oder auch Whiskey – letztere Schreibweise ist in Irland und den USA gebräuchlich.
Whisk(e)y. Eine Subkultur für sich. Da ich hier offen schreibe, lasse ich euch zuerst an meinen Einzelhandelserfahrungen und daraus resultierenden Vorurteilen bezüglich Whiskytrinkern teilhaben.
Tolkien statt Bernhard.
Der typische Whisky-Nerd ist ein schlecht frisierter Single mit Tendenz zum Amoklauf. Er fährt nicht in das Land des Lichts, er besucht nicht die Piazza Minerva und steht nicht auf französische Frauen. Er liest nicht Thomas Bernhard. Dafür Tolkien. Der typische Nerd hört nicht den stoisch ertragenen Herzschmerz eines Tom Jobim, eingefasst von erbarmungslos sparsamer Orchestrierung. Nein, er hört böse Gitarrenmusik. Aber mit ganz lieben, ja lieblichen Minne-Refrains. Er steht auf Vogelspinnen. Solche Kaliber verlangen mit leuchtenden Augen im stationären Einzelhandel Spezialabfüllungen. Denn Volker aus Solingen hat´s drauf, er ist Whiskeykenner.
Das stimmt natürlich alles nicht. Das ist dumm, beleidigend, grob und dazu noch falsch. Thema abgehakt.
In meiner zweiten Heimat Indien ist Whisky traditionell ein Männergetränk. Was für eine Überraschung. Ich habe mir um die Milleniumswende herum mit indischem Whisky den Garaus gemacht. Weil das Taj Mahal geschlossen und die ganze Reise umsonst war. Der Whisky hieß Tarzan Whisky und er hat seinen Zweck erfüllt. Das Taj Mahal habe ich mir dann Jahre später angesehen. Lohnt sich. Schön ist nun mal schön.
Zahlen, Daten, Fakten.
Was kann nun ein Weinkenner über Whisky erzählen? Ich habe mich von Supermarktregalen ausgehend einmal durch die Weinwelt und zurück getrunken. Irgendwann stellt sich eine gewisse Sattheit ein. Doch anstatt in solchen Erschöpfungsphasen einfach von Bord zu gehen (zu banal!) probiere ich lieber etwas neues aus. Und manchmal greife ich dann zu einer Flasche Whisky, die ich noch nicht kenne. Ich glaube übrigens zu wissen, was die Whiskynerds zum Whisky zieht. Es ist die vermeintliche wissenschaftliche Berechenbarkeit des Genusses. Ein Halm sinnloser Sicherheit, an den man sich klammern kann.
Es gibt ganz viele Daten und Fakten, mit denen man sich – wie die Eisenbahnfreaks – als Whiskyspezialist zu erkennen geben kann. Sonderabfüllungen, Vintages, Alkoholgradationen. Genauestens definierbarer Einfluss des Holzes. Der komplexe Geschmack eines wilden, ungezähmten Getränks wird so dem deutschen Ingenieursgeist unterworfen und tabellarisiert. Schluss damit.
Ab ins Glas und dann wird impressionistisch verkostet. Aus einem Nosing-Glas. Raumtemperatur. Peu a peu gebe ich etwas Bochumer Leitungswasser hinzu. Nicht Volkers Wasser aus dem Schottischen Hochland, das er in seiner Mehrzweckjacke auslaufgeschützt heimgeschmuggelt hat ins Bergische Land.
Runde I: Der gehobene Alltagswhisky.
Aberlour a´bunadh (zu Deutsch: Ursprung) Batch 44 mit knapp 60% Alk, also Faßstärke. Single Malt. Die Flasche kommt auf rund 50 Euro. Im Sherryfaß gereift und nicht gefärbt. Hochkomplexe Angelegenheit.
Erste Nase: Seetang trifft auf Mandel, dazu Rosenwasser. Darunter Malz und verhalten Moschus. Wow. Mehrdimensional, nicht einfach festzunageln. Gefällt mir sehr. Auch im Mund weder der übliche Weich- oder Süß- oder Rohöl-trifft-Holz-Vertreter. Karamell, verbranntes Holz (gut dosiert) und Kaffee am Gaumen, abgerundet von maritimen Noten. Hintenraus Fruchtnoten, die nicht in den Kitsch abdriften. Daumen hoch! Vielleicht ist das genau die Medizin, die Golenia braucht, um sich und seine Gewerkschaft zu stabilisieren?
Runde II: Der unbezahlbare Japaner.
Yamazaki 1984. 48% Alk. Flaschenpreis: bis zu 1.300 Euro. Reifung in amerikanischer, europäischer und japanischer Eiche. Größter Anteil dabei sind die japanischen Mizunara-Fässer (Eiche). Wo fängt man da an? Wie immer. Profan.
Nase zuerst übers, danach ins Glas. Feine, ja feinste Holznote, eng verwobene Aromen. Honig, Domrep-Zigarre nach dem Anzünden. Wacholder, Akazienhonig. Koriander. Goldkiwi. Am Gaumen lang. Er weigert sich, auf der Zunge zu bleiben. Er schwebt einfach im Mundraum umher wie eine Rilke-Elegie. Orange, Ingwer. Und immer wieder dieses Holz. Dominant und immer wieder neue Facetten offenbarend. Aprikose, Rauch, Zimt. Herrlich. Auch von Ingenieuren nicht zu dechiffrieren.
Man muss diesen Stil nicht lieben. Aber diese absolute Hingabe an Perfektion muss man den Japanern lassen. Sollte man mal probiert haben. Es gibt Probiergrößen. Gib Dir einen Ruck, Volker! Eigentlich biste doch ein Cooler! Dann wird aus Solingen Edinburgh…
- Aberlour a’bunadh Batch 44.
- Yamazaki 1984.
Es lebe das Klischee. Gähn.
Bitte öfters mal abschweifen mit Whisky. Gern auch mit gutem Bier. Danke!
Whisky-Sammler erscheinen mir eher faktenverliebt als genussorientiert. Innercircle-Treffen sind ein ganz besonders landwieriger Genuss.
Next order: Calvados und Grappa, bitte – eher meine persönliche Geschmacksrichtung. Mit Whisky/Whiskey und/oder Cognac kann ich mich nicht anfreunden. 🙂
Geht`s noch!?
Bitte noch Raki diskutieren und……ach ja,bitte Ume Pflaume nicht vergessen……Wünsche dürfen hier weiter erörtert werden…….“Captain Cork“ die „Flüssignahrung-Tageszeitung im Netz“! – Zynismus AUS!!!!!
Grüßle
tausend steine für einen whisky ist nicht unbedingt unbezahlbar, für weintrinker, die ein vielfaches davon für olle burgunderschätzchen auf den tisch legen sowieso nicht. aber unverhältnismäßig teuer ist der spass dennoch, wenn man bedenkt, dass es sich um einen 1984er handelt und nicht etwa um eine seltene kriegsfüllung aus einem japanischen frontbordell im besetzten china o.ä.
Ja! Abschweifen! Wie wär’s mit Kombucha oder Rhum – die Herrschaften von der Mixology sind eh selbstverliebte Gecken. Oder eben Gin. Oder Immobilien…