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Helmut Solter, 1951-2013.

Helmut Solter. Ein großer und wichtiger Visionär.
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Helmut Solter prägte den deutschen Winzersekt wie kein zweiter Önologe in Deutschland. Und er wusste vom Potential des Rheingaus. Ein Nachruf von Captains Kollege Dirk Würtz.

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Wahrscheinlich ist es immer so, dass die Bedeutung ganz bestimmter Menschen erst dann völlig klar wird, wenn sie auf einmal, ganz plötzlich, nicht mehr da sind. Ganz sicher ist das im Fall des gestern verstorbenen Helmut Solter der Fall.

Helmut Solter entdeckte seine Liebe zum Schaumwein 1980 während eines Aufenthaltes in der Champagne. Aus dem badischen Bischoffingen stammend kam er zum Studium in den Rheingau, wo er dann auch blieb. 1988 gründete er in Rüdesheim das Sekthaus Solter. Zu dieser Zeit gab es einen kleinen Boom in Sachen Winzersekt. Doch die deutschen Winzer realisierten bald, dass Sekt ein gutes Geschäft ist. Die Kundschaft war vorhanden und nahm das neue Getränk dankend an.

Natürlich war es für die meisten Winzer viel zu aufwändig und viel zu teuer, den Sekt selbst zu produzieren. Das Geschäftsmodell für das Sekthaus Solter war gefunden. Man nennt das ganz unromantisch „Lohnversektung“. Der Winzer produziert den Grundwein, der Versekter veredelt das Ganze.

Versekter aller nahmhaften Häuser.

So entstanden Solter-Sekte nach und nach für ganz viele Winzer im Rheingau. Darunter so namhafte Häuser wie Weil, Breuer, Künstler, Wegeler und Kesseler. Um nur einige zu nennen. Solter brachte alles auf die Flasche. Vom Basissekt bis hin zum lange auf der Hefe gereiften Jahrgangssekt. Sehr viele Weine erzielten Bestnoten in den einschlägigen Führern – Breuers Sekt genießt nach wie vor Kultstatus. Hier entstanden Schaumweine, die für Furore sorgten. Aber Helmut Solter blieb auf dem Boden. Nie war er auch nur im Ansatz abgehoben, immer war da dieser unglaubliche Enthusiasmus für das Produkt und nicht für das Drumherum.

Neben der Lohnversektung stellt Solter aber auch seinen eigenen Sekt her. Sechs Hektar Weinberge in und um Rüdesheim werden bewirtschaftet. Ökologisch, aufwändig, mit viel Liebe. Die eigenen Sekte liegen teilweise jahrelang auf der Hefe und werden degorgiert – also von der Hefe getrennt – wenn sie gebraucht werden, wenn sie schmecken, wenn ihre Zeit gekommen ist. Gerade im Juni hatte ich die Gelegenheit einen 2007 Solter brut Riesling Reserve zu trinken. Nicht zu verkosten, sondern in ordentlichen Mengen zu trinken.

Unikate aus dem Rüdesheimer Berg Roseneck.

60 Monate lag dieser Sekt auf der Hefe. Er war ein Traum. Ein Unikat, dass aus dem Rüdesheimer Berg Roseneck kommt und dass sich vor keinem Sekt oder Champagner der Welt fürchten muss.

Helmut Solter hat in seinem leider viel zu kurzem Wirken nicht weniger getan, als dem Rheingauer Sekt eine ganz eigene und ganz unverwechselbare Note zu verpassen – wahrscheinlich hat er ihn sogar neu erfunden. Er war ein Pionier, ein Visionär, ein stiller Fachmann. Nie waren seine Sekte eine zwar gut gemeinte, aber letztendlich misslungene Kopie eines Champagners, eben kein seelenloser Epernay-Zombies. Die Solter Sekte sind immer authentisch, glasklar, präzise, absolut reintönig, vibrierend, nicht zu dick, nie alkoholisch und immer auf dem Punkt.

So schmeckt er am besten.

Solter hat früh erkannt, dass Sekt trocken sein darf. Nicht das „trocken“, dass auf dem Etikett steht und schrecklich süß ist. Sondern jenes „trocken“, das manchmal auch nur zwei Gramm Restzucker hat. Das ist eine Vision von Sekt, die im Rheingau früher eher skeptisch betrachtet, im besten Fall milde belächelt wurde. Als ich ihm vor zwei Jahren bei einer Sektprobe sagte, ich wolle den Sekt ohne „Dosage“, also staubtrocken, so wie er ist, musste ich weder etwas erklären, noch mich rechtfertigen. Ein: „So schmeckt er eh am besten“, war die kurze und knappe Antwort. Solter war eben immer echt und immer authentisch.

In einer Zeit, in der es im Rheingau einen kleinen Aufbruch gibt, in der es die authentischen Könner und Visonäre sind, deren Expertise gefragt ist, wiegt so ein Verlust doppelt schwer. Solters wegweisendes Streben nach Qualität hatte auch die FAZ erkannt. Helmut Solter hinterlässt eine riesige Lücke.

Gestern hat uns einer völlig unerwartet verlassen, den wir hier noch sehr gut gebraucht hätten. Ich weiß nicht, wer diese Lücke ausfüllen soll. Ich weiß aber, dass im Sekthaus Solter viele sehr gute Leute extrem engagiert sind, die das Ganze in Helmut Solters Sinne weiterführen werden. Ihnen allen, insbesondere seiner Frau und seinen beiden Kindern gelten mein ganzes Mitgefühl, meine Wünsche und mein Beileid. Ich kann mir gut vorstellen, auf den nächsten Sekt ohne Dosage eine Widmung auf das Etikett zu schreiben. Ein schlichtes „Danke“.

 

Datum: 29.10.2013 (Update 30.10.2013)
 

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