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Auf eine lange Tradition als Spitzenweinregion kann das Alentejo nicht wirklich zurückblicken.
Diese riesige, aber dünn besiedelte Region zwischen Lissabon und der Algarve war stets die Kornkammer Portugals und für die Weinwelt in erster Linie wegen der großen Bestände an Korkeichen interessant.
Früher nur Schrottweine.
Natürlich wurde hier auch stets Wein produziert, doch hauptsächlich von landwirtschaftlichen Mischbetrieben und Nebenerwerbswinzern, die die Trauben an Kellereien ablieferten. In Portugal sprach man vom Alentejo auch als dem „Land des guten Brotes und des schlechten Weines“.
Nach der Nelkenrevolution entstanden Mitte der 1970er Jahre zunächst etliche Genossenschaften und später auch immer mehr private Weingüter, doch es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich das Alentejo, das erst 1998 offiziell als Qualitätsweinbaugebiet anerkannt wurde, zu einer der spannendsten Weinregionen Europas entwickelte.
Ein Bremer hat mitgeholfen.
Dazu haben auch Pioniere wie der Bremer Reeder Horst Zeppenfeld beigetragen, der 1981 rund 100 Hektar Land im Herzen des Alentejo in der Nähe von Beja erwarb.
Das Dörfchen Vale de Camelos mit seinen Getreidefeldern, Korkeichenwäldern, Schafweiden, Oliven- und Johannisbrothainen gehört dazu. Es dauerte bis 2005, als schließlich 25 Hektar Ackerland mit Reben bepflanzt wurden, hauptsächlich mit den lokalen Sorten Touriga Nacional, Alicante Bouschet und Aragonez.
Künstliche Seen.
Die extrem trockenen und heißen Sommer dieser Region haben Vor- und Nachteile. Zum einen ist der Weinbau dort ohne aufwändige Bewässerung faktisch unmöglich. Zu diesem Zweck hat man große künstliche Stauseen angelegt, die das Regenwasser aus dem Frühjahr und Herbst sammeln. Auf der anderen Seite ermöglicht dieses Klima nicht nur die optimale Reife, sondern bietet auch exzellente Voraussetzungen für den ökologischen Anbau, der in dem Gut seit 2007 praktiziert wird.
Denn Fäulniserreger und andere Pilzkrankheiten haben angesichts der Trockenheit kaum Entfaltungsmöglichkeiten. Auf Fungizide, aber auch auf die im Ökoanbau zugelassenen Kupferpräparate kann also verzichtet werden.
Nix mit Romantik hier.
Im Sommer wirkt die Gegend ziemlich karg und ausgelaugt, fast unwirtlich. Wer hier nach den typischen Insignien der Weinromantik sucht, wird enttäuscht sein. Keine malerischen Steilhänge an imposanten Flussbiegunge, keine lauschigen Weinstuben. Wer den Reiz des Alentejos, aber auch den Charakter seiner Weine wirklich verstehen will, muss im Frühjahr kommen. Es blüht und duftet, dass es eine Freude ist.
Zu den wichtigsten Kräutern gehören neben Koriander vor allem Bachminze, Poleiminze, Oregano, Thymian, Rosmarin und Lorbeer. Auch die Pinien- und Eukalyptusplantagen geben der Region ihren ganz eigenen sensorischen Groove.
Echt natürlich.
Und den haben auch die Weine der Quinta Vale de Camelos. Der Vale de Camelos ist eine wunderbar saftige Cuvée aus Touriga Nacional (60 Prozent) und Syrah. Keine Klärung und Schönung durch Eiweiß oder Gelantine, kein Einsatz von Fremdhefen bei der Vergärung. Dazu ein offensichtlich sehr gekonnter Ausbau in gebrauchten und neuen Barriquefässern.
Heraus kommt jedenfalls ein ziemlich großer Wein. Zunächst hat man frische Kirschen in der Nase, allmählich kommen Eukalyptus und ein wenig Vanille dazu. Erst am Gaumen entfaltet sich der bunte Kräuterstrauß mit Minze, Thymian und Lorbeer sowie die satte, mit üppigen, reifen Tanninen unterlegte Beerenfrucht.
Jedenfalls ein ganz toller Tropfen, der sich auch ohne ausufernde Weinlyrik schlicht selbst erklärt. Aber so richtig verstehen wird man ihn wohl erst, wenn man mal im Frühjahr das Alentejo bereist hat.