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Griechenland: Phönix aus der Flasche

Hell die Kapellen - dunkel die Finanzen. (Foto:Radovan Kraker|Fotolia.com)
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Der Captain für die WamS: Griechischer Wein? Das ist die Bückware im Supermarkt. Doch immer mehr Winzer keltern Qualität. Leider merkt das keiner.
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Griechischer Wein? Da dachte man lange Jahre an einen missverstandenen Schlager von Udo Jürgens und an ein weinähnliches Getränk, das offenbar durch eine Kiefer gepresst wird – so rauchig-harzig schmeckt der Saft. Das Getränk heißt Retsina und verursacht gigantische Kopfschmerzen, wenn man mehr als einen Fingerhut von trinkt.

Griechischer Wein ist also untrinkbar? Falsch, griechischer Wein ist ein Qualitätsprodukt. Einige Winzer und Weinmacher, darunter sogar durch schiere Größe sorgenfreie Betriebe, haben vor einigen Jahren eine Offensive gestartet. Sie wollen am europäischen Weinboom teilhaben.

Wohl wissend, dass der gewöhnliche griechische Wein außerhalb der Discounter so gut wie keine Chance hat, gaben sich die Betriebe einen Ruck und erkundeten, was ihre bislang sträflich vernachlässigten autochthonen Reben können. Und welche Auswirkungen kleinklimatische Zonen für den regionalen Weinbau haben. Kurz gesagt: Die griechischen Winzer lernten ihren Beruf zu lieben. Aus Kelterknechten wurden Önologen.

Und jetzt Krise. Der gigantische Niedergang trifft leider auch die innovativen Winzer also jene, die im Stillstand Bewegung zeigen. Das ist bitter. Und deswegen ist es an der Zeit, jedes Vorurteil fahren zu lassen. Hier fünf Beispiele für guten, ja sogar einzigartigen griechischen Wein.

Trilogia 2005. Christos Kokkalis war Apotheker in Mönchengladbach. Vor zwanzig Jahren pflanzte er in Skafidia, im westlichen Peloponnes, einige hundert Cabernet-Sauvignon-Reben. Kokkalis Ziel war ein Wein von internationalem Format. Die kühlen Winde aus den Bergen kühlen die erhitzten Trauben; Kokkalis Cabernet reift in einem Klima, das man kalifornisch nennen könnte. Der Trigola ist ein fleischiger kerniger Roter mit massivem Lagerpotential. Manchem Weinkritiker ist das schon zu viel Beliebigkeit. Ich sage: Was schmeckt kann nicht falsch sein. Für € 27,00.

Viognier Skouras 2006/2007: George Skouras hat sein 1986 errichtetes Weingut gleich auf 700 Meter Höhe gesetzt. Skoras lebte und arbeitete lange in Frankreich, aus dem Rhonegebiet hat er die hitzebeständige Weißweinsorte Viognier mitgebracht. Mitte September wird es in den Bergen des Peloponnes schon mal richtig kühl, das bringt dem Wein die notwendige Frische und Würze. In der Nase jede Menge Zitrus und Südfrüchte, im Mund cremige Fülle und eine mineralische Strenge. Folglich alles andere, als ein leicht zu trinkender Jungwein. Für € 14,20.

Ramnista Kir Yianni 2007/2008: Ein Rotwein aus der Sorte Xynomavro. Nie gehört? Ich auch nicht. Dann der erste Schluck: verschlossen, kalt und eine dominante Säure. Man will den Wein schon abschreiben, da öffnet sich im Glas ein enormes Fruchtbouquet: Pflaumen, Cassis und Himbeeren. Die Säure zieht sich zurück, die Tannine werden milder. Ein seltsamer, aber großer Rotwein, der im kleinen Holfass für eine lange Strecke präpariert wurde. Weglegen und in fünf Jahren trinken. Erinnert mich an einen Barbera aus dem Piemont. Für € 11,90.

Retsina Gaia Ritinitis Nobile: Retsina ist eigentlich untrinkbar, dieser hier aber beweist, dass man den geharzten Wein auch elegant gekeltert in die Flasche bringen kann. Ein ausgesuchter Verschnitt verschiedener Jahrgänge der anspruchslosen Rhoditis-Traube wird auf diesem extrem modernen Weingut mit wenig Harz der Aleppo-Kiefer finalisierend verfeinert. Absurderweise ist dieser Retsina ein guter Alltagswein. Unbedingt kalt trinken. Wirklich kalt. Für € 8,90.

Mezzo Apiliotis Sigalas: Ein Rotwein von den Kykladen. Dort bleibt es lange heiß, deswegen ist dieser Jahrgangsverschnitt aus der Sorte Mandilaria süß ausgebaut. Eine Idee Vin Santo, eine Idee Portwein: elegant, würzig, schwer und gut geeignet, trübe Herbstabende in einem milden Licht erscheinen zu lassen. Für € 18,50.

 

Datum: 31.10.2011 (Update 18.9.2014)
 

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