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Das Geschäft mit gut gealterten Weinen beginnt ausgerechnet jetzt zu boomen. Jahrelang waren diese Flaschen nur einem Insiderkreis vorbehalten. Der Captain rät zu Vorsicht und sagt: Schau genau!
Früher saß man (wenn man reich war) bei Onkel Hardy am Tisch und nippte für ein paar tausend Mark an einem Cheval-Blanc 1961 (aus der Doppelmagnum) und an einem Yquem 1811 (der Kometenwein). Früher, da blieben die oberen Zehntausend noch unter sich. Doch dann kamen die Neureichen, angekarrt von Baby Schimmerlos. Und Onkel Hardy wurde noch reicher.
In guten hanseatischen Häusern gehört es seit Jahrzehnten zur Tradition, einen gereiften Bordeaux oder Burgunder zum Essen aus dem Keller zu holen. Dort unten liegt er ja schon seit einigen Jahren. Vom Weinhändler des Vertrauens persönlich unter die Erde gebracht. Das ist Lebenskultur: warten zu können.
So lange wollen viele aber nicht mehr warten. In Berlin oder Hamburg oder München gehört es inzwischen zum besseren Benehmen zu einem privaten Abendessen eine reife Flasche Wein mitzubringen. Das hat einen simplen Grund: mit derartig Abgehobenem kann man noch glänzen. Denn auch beim Wein sind die Besonderheiten schon schmal gesät. Heute, wo ja jeder – selbst Herr Lambeck von den Tageszeitung „Die Welt“ und „Bild am Sonntag“ – ein Weinkenner ist.
Doch der Captain rät zur Vorsicht: gereifte Weine sind Risikoweine, wenn man sie gereift kaufen will. Da braucht es vertrauenswürdige Händler und Mittler. Und die gibt es selten. Hier ein paar Tipps zum Einkauf alter Flaschen.
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Hände weg von ebay und Dergleichen!
Auf ebay und ähnlichen Auktionsplattformen finden sich seit einigen Monaten vermehrt alte Weinflaschen im Angebot. Das hat einen Grund: die Finanzkrise. Viele Sammlungen werden aufgelöst, viele Restaurants, vor allem in Frankreich, England und in den Vereinigten Staaten, verkaufen ihre Keller, um mit dem Erlös die Kredite zu bedienen.
In den guten Jahren erwarb diese Klientel massenhaft Prestigeweine, die schon damals nur selten getrunken wurden. Heute werden sie gar nicht mehr getrunken. So landen sie am Markt. Restaurants und Private versuchen ihre Keller zuerst an seriöse Händler zu verkaufen. Wenn sie aber mit dem gebotenen Betrag nicht einverstanden sind, stellen sie die Flaschen ins Netz.
Leider kauft man dann die Katze im Sack. Zudem gibt es vielerlei Fälschungen, die der Laie, ja selbst der Captain, nur schwer erkennt. Besser also Hände weg von einem Chateau Lynch-Bages 1990, den ein Schotte am Freitag um 175,00 Euro auf ebay los wurde. Was weiß ich über den Mann? Nichts. Da helfen auch die schönen Fotos nicht, wenn die gelieferte Flasche dann andere Merkmale aufweist.
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Auf den Jahrgang achten!
Alter Wein ist nicht gleich guter Wein. Und nicht jeder gute Jahrgang ist auch ein lange lagerfähiger Jahrgang. Der Captain bezweifelt beispielsweise, dass viele 1990er aus dem Bordeaux noch lange einen perfekten Trinkgenuss bieten. Und er nimmt an, dass manche 1986er aus der gleichen Gegend (z.B. der Gruaud-Larose) richtige Langstreckenläufer sind, die noch in fünfzig Jahren Freude machen.
Nicht jede Weingegend bietet zudem lange lagerfähige Weine. Der Captain empfiehlt daher auf Nummer sicher zu gehen. Schnell mal eine Übersicht der besten Jahrgänge aus den beiden gängigsten Regionen für gereifte Weine:
Bordeaux: 1959, 1961 (megateuer), 1966 (bedingt), 1979 (bedingt), 1982, 1986, 1988, 1989, 1990, 1993 (bedingt), 1995.
Burgund: 1988, 1989, 1990, 1993 (bedingt) 1995, 1997 (bedingt), 1999.
Alles Weitere steht im Jahrgangsführer.
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Auf die Schulter achten!
Wenn der Wein älter als fünfzehn Jahre ist, dann beginnt er mitunter Füllstand einzubüßen. Das ist ein sicheres Zeichen für drohenden Verfall und das Risiko der Oxydation. Generell gilt, dass alter Wein eine hohe Schulter haben sollte, dass der Flüssigkeitsspiegel also bis zum oberen Beginn der Flaschenverbreiterung vordringen muss. Alles andere ist nicht akzeptabel. (Ausnahmen gibt es immer, der Captain hat sie selbst getrunken). Teure Flaschen bester Weingüter werden zudem öfter neu verkorkt, das hält den Füllstand stabil. Und: bei Burgundern ist ein etwas geringerer Füllstand akzeptabel.
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Auf die Herkunft achten!
Wein war in den letzten zwanzig Jahren auch Spekulationsgut. So sind viele Flaschen etliche Male durch die Welt geflogen worden. Das hat ihre Qualität gemindert. Vielflieger erkennt man vor allem an den Importeursklebern und an den geänderten Etiketten für den amerikanischen oder den asiatischen Markt. Meiden Sie solche Flaschen, denn es ist anzunehmen, dass sie den Besitzer und auch den Lagerort häufig gewechselt haben.
Und wenn so ein Container mal länger in Sonne steht, dann ist der Wein hinüber. Denn man darf nicht annehmen, dass Speditionen anderswo auf der Welt mit dem Kulturgut Wein fachgerecht umgehen. Auch wenn es in ihren Vorschriften steht.
Der Captain rät noch einmal, sich beim Ankauf alter Weine an einen Fachhändler zu wenden, etwa an Planet Wein in Berlin (ein Unterstützer, aber kein Werbekunde von CaptainCork), oder an jahrhundertweine.de. Und wer alte Weine zu einer Einladung mitbringen will, sollte diese schon ein paar Tage vorher dort abliefern. Oder sehr vorsichtig transportieren. Ein alter Wein sollte bei seinem letzten Landgang keinen Sturm mehr erleben müssen.
Was ist mit Barolo, mit Amarone? Mit Rhone, Brunello, kommt das nicht auch in den Keller? Wieso fehlt das hier?
Nein, ich verweise auf den Jahrgangsführer. Natürlich gibt es auch in anderen Regionen und anderen Ländern lagerfähige Weine, sie haben ja die meisten selbst aufgezählt. Vor allem das Veneto (Amarone) ist ein gutes Gebiet, alte trinkbare Weine zu ersteigern.
Ihr aggressiver Tonfall nervt und passt nicht hierher. Wollen Sie nicht mal etwas konstruktives beitragen (echte Inhalte statt Pöbeleien und mal ein nützlicher Tipp) oder einfach woandershin paddeln?
Naja, die Frage ist ja berechtigt..
Ist ja alles gut und schön und spannend auch. Aber wir hier in die Kombüse wollen wieder mehr Captains TV sehen, es wird schon laut gemurrt und gemosert.
Ich bin dabei. Ich drehe gerade. Nächste Woche bestimmt, ihr vergnügungssüchtige Meute..
Dear Captain, so weit, so gut. Will man seine hart verdiente Heuer tatsächlich mit altem Kram versaufen, dann sollte man in Bordeaux nach 1955ern, aber auch 1985 graben. Von den 1993er würde ich die Finger lassen, dann schon eher 1991. Wo der Frost nicht zugeschlagen hat, gibt es lecker Schnäppchen.
(Alte Schatzkarten vermerken 1991 Palmer, mehr wird nicht verraten) In Flussnähe, wo die Gironde als Thermostat den Frost abhielt, dort wird man 1991 fündig.
Und Captain: der Hafen von Oporto ist für dich jetzt gesperrt.
Absolutes Vintage-Verbot – ist immer noch einer der sichersten Altweintipps – meint übrigens auch Captain Dirk.
dann mach ich mal die 91er magnum palmer auf. und frage mich, was die porto-anspielung soll? egal, ich werd´s wohl früh genug erfahren..
War keine Anspielung, aber es werden nur Bordeaux und Burgund explizit im Beitrag genannt – da ist man in Portugal sicher beleidigt.
Und die Idee mit der 91er Palmer ist gut – solltest du aber nicht alleine trinken. Steuere gerne einen 91er Grahams bei – ist auch schon gut antrinkbar.
Das dachte ich mir schon beim Schreiben. Aber Porto kommt ein anderes Mal dran. Hat es auch verdient, alleine zu stehen.