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Gott erholz: Riesling im Barrique.

Die Ankermühle in Oestrich-Winkel. Idyllischer Ort für einen radikalen Weinmacher.
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Reden wir über Riesling aus dem Holzfass. Schon aus Respekt und Verneigung vor Achim Niederberger, einem der größten Visionäre des deutschen Weinbaus dieser Dekade.

Mit dem Weingut Von Winning ermöglichte er eine vollkommen neue Denkweise des ansonsten etwas verfahrenen und engstirnigen Themenkomplexes „Deutscher Riesling“. Wie soll, wie darf er schmecken? Niederberger war in dieser Hinsicht Agnostizist, bisweilen gar Nonkonformist.

Als sein Weinmacher Stephan Attmann vor einigen Jahren die ersten Rieslinge des Gutes mit merklichen Spuren vom Ausbau in verschieden großen, teilweise neuen Holzfässern vorstellte, war die etablierte Weinwelt schockiert bis skeptisch. Sie hätte aufgeschlossen bis euphorisch sein sollen. Ich selbst erinnere mich an mehr als eine Probe, bei der ganze Flaschen des Großen Gewächses aus dem Kirchenstück ihren Weg aus den Verkostungsgläsern nicht in die Kehlen der Teilnehmer, sondern in den Spuckeimer antraten. Schade drum.

Doch Niederbergers größte Leistung bei Von Winning waren nicht die Weine selbst. Die größte Leistung war, vorauschauend genug in ein Experiment zu investieren, das Wegweiserfunktion hat. Das ändert selbstverständlich nichts daran, dass die Weine von Von Winning derzeit zu den interessantesten und besten Deutschlands zählen. Im Jahr 2013 ist es plötzlich gesellschaftsfähig, Rieslinge dieser neuen Kategorie zu mögen, zu bestellen und zu trinken.

Was hat Riesling zu sein?

Vorbei die Zeit der Claqeure der Rebsortentypizität und ihrer begrenzten Vorstellung dieses Begriffs. All das hat Achim Niederberger vorausgesehen – oder zumindest die richtigen Leute für diese Leistung engagiert. Zudem hat er eine Reihe von Freunden dieser Stilistik auch unter Winzern und Weinmachern hervorgebracht, die nicht einfach kopieren, was Von Winning füllt, sondern dieselbe Grundidee unabhängig weiterentwickeln.

Einer von ihnen ist Jörn Goziewski, Weinmacher in der Ankermühle in Oestrich-Winkel im Rheingau und hier an Bord nicht zum ersten mal erwähnt. Und weil Maat Golenia sich zuletzt vor allem mit den Brot- und Butterweinen der Ankermühle beschäftigt und betrunken hat, darf zur Vervollständigung des Bildes natürlich auch ein Blick auf die Sortimentsspitze nicht fehlen. Jörn Goziewski ist in Sachen Riesling und Holz mitunter radikaler als Stephan Attmann.

Dabei ist das Fass nie Selbszweck, sondern immer nur Stilmittel zur Ausprägung einer eigenen Rieslingsprache.

Dass diese sich nicht immer mit dem verinbaren lässt, was der Rieslingmainstream produziert, mag und trinkt, versteht sich von selbst. Paradebeispiel dafür ist der Riesling Jungfer.

Der ist kräftig strohgelb und glänzend mit hoher Viskosität. In der Nase zunächst ein prominenter Holzton, dann Kamille, Meersalz und Mandeln, auch etwas warmer Sahnekaramell. Der Eindruck im Mund ist sehr, sehr saftig, straff und dicht mit enormer Tiefe, viel Mineralität und einem heftigen Trinkfluss wie er allen Weinen aus der Ankermühle zueigen ist.

Ein Maul voll Wein mit deutlichem Profil sozusagen. Der Riesling Jungfer profitiert von einem großen Glas, zeigt sich dann viel offener und trägt Noten von Butter, Nüssen, Zitronenzesten und karamellisierten Aprikosenspalten vor sich her. Und wieder dieser mineralische Druck, wie ich ihn sonst fast ausschließlich von Weinen wie dem Meursault von Jobard kenne.

Now! And then (and after all we´re only ordinary men).

Der Wein ist jetzt schon gut zu trinken, deutet aber in seiner Kompaktheit auf ein optimales Trinkfenster nicht vor fünf Jahren hin. Was dann im Glas ist, dürfte im besten Sinne burgundisch anmuten, ohne seine Herkunft oder Rebsorte auch nur eine Sekunde zu verleugnen. Verleugnen wird er dagegen seine Zugehörigkeit zum Rieslingmainstream. Was diesem auch Recht sein wird.

 

Datum: 9.8.2013 (Update 29.1.2015)
 

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