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Glamour am Grill mit Gina Gallo

2009 heiratete Gina Gallo den reichen Weinunternehmer Jean-Charles Boisset. Foto: AP
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Grillweine? Nur wenige kommen gegen ein angebrutzeltes Steak an - zu starke Röstnoten. Ein unkomplizierter Amerikaner schon. Und er ist dabei sogar ein bisschen elegant!
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Gallo – dieser Name steht für amerikanische Weingeschichte. Nein, vielleicht für amerikanische Wirtschaftsgeschichte insgesamt.

Das moderne Weinmarketing wurde hier bereits in den 30er-Jahren mehr oder weniger erfunden. Die Familie Gallo ist die größte in Familienbesitz befindliche Weinkellerei der Welt und nach Constellation Brands das größte Weinunternehmen der USA. Gallo steht in Kalifornien für die industrielle Massenproduktion von Wein. Im Central Valley werden die Trauben von GPS-gesteuerten Maschinen auf mehreren Rebzeilen gleichzeitig gelesen und in gewaltigen Silos produziert.

Puh, das ist ganz und gar nicht das, wonach ein Weinromantiker sucht. Herr Hansen aus Pinneberg (liegt bei Hamburg, ist aber nicht Hamburg) wünscht herzerwärmende Geschichten über einsam vor sich hinwerkelnde Winzerlein, in deren schummrigen Kellern geniale Edeltropfen in schweren Holzfässern spinnenbewebt vor sich hinreifen.

Das alles natürlich zum Schnäppchenpreis drüben in Ollis Vinothek, wo es auch diesen leckeren spanischen Käse gibt – wie heißt der nochmal? Machego oder so.

Schluss mit dem Trugbild, kommen wir zum Wein. Gallo, der Weinindustriekonzern, hat Ende der 70er- Jahre angefangen in Qualität zu investieren, kaufte hier und da hochwertige Rebflächen hinzu. Zum Beispiel im Sonoma County, wo die ganz großen Weine Kaliforniens herkommen. Dort ensteht auch Gallos Sonoma County Family Edition die von den Gallo-Enkeln Gina und Matt verantwortet werden. Das ist die S-Klasse des Imperiums.

Von einem Wein dieser Kategorie ist hier die Rede. Der heißt zwar Cabernet Sauvignon, hat aber auch ein bisschen Cabernet Franc drin. So lässig sind die Amis eben. Punkt.

Der Gallo Sonoma Cabernet Sauvignon ist der leistbare Basiswein aus dem Herzeigesegment der Gallos. Und er ist der pefekte rote Grillwein, denn er bietet selbst rauchigen Röstaromen von angebrutzeltem Fleisch Paroli. Ganz zu schweigen von pikanten Grillsoßen und Gewürzen, die auch irgendwie in Schach gehalten werden müssen.

Rubinrot funkelt mich der Ami verführerisch an. Mal sehen, was der zu bieten hat.

Ich rieche deutlich Kirsche, Kirschkonfitüre, Pflaumenmus, Cassislikör, dazu Trockenfrucht, Datteln, Sultaninen. Leicht rauchige Noten schweben ganz dünn dazwischen umher, dazu kommen noch Vanille und heller Tabak.

Ich nehme einen großen Schluck und tauche in dunkles Kompott ein, eher aus Trockenfrüchten denn aus frischem Obst. Irgendwo in der Nähe raucht einer Zigarre. Da sind schöne, weiche Holznoten, die von der milden Säure brav in Zaum gehalten werden. Das ist unkompliziert und hat trotzdem Niveau. So wie wenn die Berliner Philharmoniker mit eine paar heiteren Stücken auf der Waldbühne ihr Saison-Abschlusskonzert geben und „Romeo und Julia“ von Tschaikowski spielen.

Über uns ziehen ein paar Abendwolken dahin und die Vöglein zwitschern. Tralala. Der Wein rinnt angenehm runter und hat sogar einen mittleren Nachhall, was in diesem Preisbereich gar keine Selbstverständlichkeit ist. Was will man mehr?

Wegen seiner unkomplizierten Opulenz und Fruchtigkeit, seiner Rauchigkeit und dezenten Süße kann man sagen, das ist ein Grillwein, jawohl! Aber bitte dann etwas kühler trinken, sonst macht er nicht so großen Spaß, wie er könnte.

 

Datum: 1.4.2016 (Update 27.5.2016)
 

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