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Der Feger von Württemberg

Das im Glas ist gemeint.
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Zeit für Rosé. Warum? Weil für einen intensiven Rosé aus dem Schwabenland immer Zeit ist.
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Liebe Weinfreunde, heute beschäftigen wir uns mit einer Fremdsprache: Schwäbisch.

Lektion Eins. Übersetzt bitte folgenden Satz ins Hochdeutsche: „A deam hosch a Freid, wia an Hond amma Wefzganest.“ Die Auflösung steht am Ende des Textes…

Nix verstanden? Egal, denn Schwäbisch lernen ist jetzt ganz einfach – mit den Weinen von Gerd Keller, Winzer aus Hohenhaslach. Das liegt, grob gesagt, zwischen Ludwigsburg und Heilbronn. Und Gerd Keller schwätzt nicht viel, er schafft (schwäbisch für arbeiten) einfach.

Genau, „Einfach Wein“ ist auch sein Motto. Bloß nicht zu viele Worte und Gewese um die eigene Person. Keller entstammt einer Familie von Landwirten. Er aber wollte lieber Wein machen und kaufte schon mit 17 Jahren seinen ersten Weinberg (Wengert auf Schwäbisch). Einige Jahre war das Weinmachen nur sein Zubrot. Aber jetzt (Mitte 30) kann er ganz gut davon leben.

Seine Weine benennt er mit schwäbischen Spezialausdrücken wie Schella (freches Mädchen), Rambaß (wilder Kerl) oder Bruddler, Grasdackel, Nachtgrabb, Gsälzbär.

Mir hat er eine Flasche seines Rosés Feger (80% Lemberger, 20% Schwarzriesling) geschickt. Zum Terminus Feger sagt der Duden:

  1. (selten) Kehrbesen
  2. (umgangssprachlich) lebhaftes Kind, Wildfang
  3. (umgangssprachlich) draufgängerischer [junger] Mann; frecher Bursche
  4. (umgangssprachlich) temperamentvolle, unternehmungslustige [junge] Frau

Zwölf Volumenprozent Alkohol sind auf dem Etikett angegeben, ich gieße mir ein Glas ein.

Die Farbe ist für ein wenig gewöhnungsbedürftig. Schweinchenrosa würde ich sie nennen. Aber gut. Schnell die Nase ins Glas gehalten. Frisch und leicht kommt der Feger daher, reife Himbeere und Erdbeere machen Lust auf den ersten Schluck.

Der bringt aber noch viel mehr als das, was die Nase erwarten ließ: Vollmundigen, intensiven und fruchtigen Trinkspaß, bei dem sich Himbeere und Erdbeere die Waage halten. Also kein Wässerchen für den Sommerdurst sondern ein richtiger Roséwein, wobei die Betonung auf Wein liegt. Ich spüre noch selbstbewusste Fruchtsäure, weichen Schmelz und feinmineralische Salzigkeit. Im erstaunlich langen Abgang erfreuen mich noch ein paar Noten von Süßkirsche.

Leicht-Rotwein aus Württemberg

Der Feger ist ein im besten Sinne gerader und vollmundiger Wein. Der verlangt keine große Kopf- und Gaumenarbeit, der geht einfach runter. Und das für wirklich kleines Geld.

Apropos Kopfarbeit, ich schulde Euch noch die Übersetzung von oben: „An dem hast du so viel Freude wie ein Hund an einem Wespennest.“

Wer hat’s gewusst?

Den Tropfen würde ich am liebsten auf ein Picknick mitnehmen und ihn dort zu kalten Antipasti oder einem Geflügelsalat genießen.

 

Datum: 22.7.2018
 

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