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Der Captain hat eine konkrete Erinnerung. Er erinnert sich an einen Sommer in Korsika. Frühe Neunziger Jahre, knappe Bikinis, Hitze, Koks, Sex. Ein Relais-Chateaux an der Ostküste, ein Traumhotel. Der Captain erinnert sich an das Restaurant, direkt am Meer. Er erinnert sich an eine Frau, brunett, klug, schön. Er erinnert sich an die geöffneten Hemdknöpfe, die Ray-Ban-Brille, an Meersalz auf Sonnencreme-Haut, an den Champagner. An Austern, Hummer, Riz-Pilaf. Und er erinnert sich an den Pouilly-Fuissé. An den besonders.
Es sind solche Erinnerungen, die das Leben ausmachen. Später, wenn man die Jahre hat. Und deswegen bestellt der Captain seither regelmäßig elegante und körperreiche Burgunder, wenn er sommers an der Küste sitzt. Der Sommer ist beim Captain immer Chardonnay. Und selten Riesling.
Sommer ist Chardonnay
Der Captain bevorzugt Pouilly-Fuissé aus dem Maconnais in der Burgund. Die Weine sind hier eine Spur eleganter, frischer, leichter. Und nicht so exorbitant teuer, wie an der Cote d´Or. Und der Captain hat seine Erinnerungen. Erinnerungen machen subjektiv.
Ein gefinkelter Maat hat dem Captain bei seinem letzten Wien-Aufenthalt den Pouilly-Fuissé „Les Cras“ 2007 von Robert Denogent ins Glas getan. Und da war er wieder: Der Korsika-Effekt. Das Erinnern an geile Zeiten.
Im Glas ein wenig fetter Wein, der beim Schwenken kaum Schlieren zeiht und zudem schnell vom Rand in das Glas zurückfindet. Auch eher hell, fast schon zu hell. Die Erwartung hält sich in Grenzen.
In der Nase dann aber nach einer kurzen Lüftung ein hocheleganter, nahezu perfekter Zitruston. Präzise, stahlig, geschliffen. Dazu ein Holzeinsatz, wie ihn nur die Franzosen können. Der Captain nennt diesen Eindruck „Das helle Fass“ und hat den Begriff an die Weinsprache-Tafel neben der Kommandobrücke (links neben der Kabine) gepinnt.
Das helle Fass beschreibt dramatische Eleganz, verbunden mit ausgeprägter, aber zurückgedrängter Mineralität und dem Eindruck vollkommener Frische. Das helle Fass findet man nur in jung getrunkenen Chardonnays der Burgund. Deswegen scheiden hier manche Mersaults oder Montrachets aus. Die haben das „dunkle Fass“, das eine eigene Welt ist.
Helles Fass statt dunkles Fass
Im Mund dann der Sommer. Frischer Zitronensaft, sehr grüne Limette, Kalk, Kiesel, kalter Stein. Dann auch Stachelbeere und selbstredend des leichte Vanille-Toasting der Fässer. Später noch eine Spur Kirschtomate und Fenchel. Auch grüne Kräuter und etwas Pfeffer. Ganz wenig Pfeffer.
Der Pouilly-Fuisse von Denogent ist nicht vielfältig und nicht unbedingt finessenreich. Doch er konzentriert das Wesentliche, er ist genau zugeschnitten, weiß was er bringen muss. Und bringt das auf dem höchstmöglichen Niveau. Ein herrliches Getränk, süchtigmachend. Der Captain hat Kisten davon an Bord schaffen lassen. Der Wein hilft gegen das Vergessen.
Pouilly Fuissé Les Cras von Robert Denogent (13,5 % Alkohol)ist derzeit leider überall vergriffen.
vielen, vielen dank für die grandiose helles faß -dunkles faß-erklärung. ganial.
..deswegen schaff ich die rechenaufgabe auch meistens beim 1. mal
gerne..
air: gut; was aber hört der captain zum dunklen fass? cure? (kl. scherz) auch „summer wine“ passt gut zum hellen, sag ich, tät mich wer fragen….