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Die meisten Weingüter des Centre-Loire sind kleine Familienbetriebe, die sich mit viel Liebe und klarem Bekenntnis zu einem lokalen Geschmacksprofil ihrem Handwerk widmen.
Diese Enorme Vielfalt ist neben der irren Frische das zweite Merkmal der Weine aus Centre-Loire. Weine derselben Rebsorte von Weinbergen, die nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind, schmecken völlig verschieden.
Man verliert allerdings schnell den Überblick. Ich finde daher, es ist besser, man versucht erst gar nicht sich zurechtzufinden, sondern kostet sich einfach durch. Das führt am schnellsten zum Ziel.
Die knackfrischen Tropfen der Region kommen aus sieben wohlklingenden Appellations d’Origine Contrôlée (A.O.C.): Menetou-Salon, Quincy, Reuilly, Coteaux du Giennois, Châteaumeillant, Sancerre sowie Pouilly-Fumé & Pouilly-sur-Loire.
Laser Marc Rüsing bekam von mir einen Sauvignon Blanc aus Reuilly von der Domaine Valéry Renaudat zugeschickt, die nebst Reuilly auch Lagen in Quincy bewirtschaftet. Insgesamt verfügt man über eine Rebfläche von 18 Hektar. Während in Reuilly die Böden eher von Kalkstein geprägt sind, ist der Untergrund in Quincy von Kieselstein durchsetzt.
Und so hat Matrose Marc dieser Sauvignon Blanc geschmeckt:
Angenehm frisch, wie ein lauer Sommerabend im Glas. Blass gelb und klar im Glas, in der Nase Birne und vegetabile Noten. Am Gaumen erfrischt mich milde Säure mit feinen Fruchtnoten von Birne, Melone, Limette und Zitronengras. Und noch ein Hauch von kühler Frische im Abgang. Toller Sommerwein!
Jürgen Adolf aus Münster verkostete mit seiner Tanja den Sauvignon Blanc Blanc Classique von der Domaine de Beaurepaire in Menetou-Salon.
Im Glas hellgelb mit Stich ins Goldene. Der Wein kommt uns in der Nase nur sehr zaghaft entgegen. Dezent fruchtig, gelbes Obst, ein Hauch Zitrone oder Grapefruit, vielleicht auch etwas Johannisbeere und Kräuter. Aber kein Katzenpipi wie gelegentlich bei schlechteren Sauvignon Blancs.
Wir schmecken, was die Nase uns angekündigt hat – frische Säure und Mineralität. In der Mitte und im Abgang fehlt etwas Substanz. Insgesamt aber sauber und fehlerfrei. Durch die Säure wirkt der Alkohol nicht so präsent.
Durchaus trinkbar und terrassentauglich. Ein solider Alltags-Spaß, der nicht mehr als 6 bis 7 Euro kosten darf. Dann ordern wir auch eine oder zwei Kisten.
Wir sind mal nicht ganz fair und stellen dem Franzosen einen deutschen Sauvignon Blanc der 10 Euro-Klasse vom Weingut Knipser in der Pfalz gegenüber. Gegen die Klarheit, Feinheit und Komplexität von Knipser kommt der Franzose leider nicht an und verschwindet nach dieser Vorgabe fast. Im Vergleich wirkt er eher flach.
Klaus Wörle (im Foto ganz rechts) probierte mit Freunden den Quincy Sauvignon Blanc 2016 von der Domaine de la Commanderie.
An einem warmen Abend auf der Terrasse entkorkt, eingeschenkt, angeschaut. Vorfreude!
Ein helles Gelb, eine minimal-grünliche Note, das ist ganz sicher kein wuchtiges Gewächs, wohl etwas Filigranes, sicher ideal für genau diesen Moment.
Und tatsächlich, schon beim ersten Schluck ist das ein erfrischender, recht trockener Wein. Die Säure erinnert an Zitrus, am ehesten Grapefruit, doch auch ein leicht grasiger Aspekt will entdeckt werden. Schließlich kommt noch dezente Fruchtigkeit auf die Zunge: Apfel fällt mir da ein. Der Wein ist nicht aufdringlich aber vielschichtig genug, um auch im zweiten und dritten Glas noch etwas entdecken zu können.
Das passende Ambiente, das mir in den Sinn kommt, wäre die Abendstimmung nach einem heißen Tag, wenn Erfrischung willkommen ist. Draußen sitzen, ein leichtes Essen, ein Salat, man spürt noch die Wärme des Tages, der Blick wandert über die Landschaft im Abendlicht und der kühle Wein im Glas belebt die vielleicht schon etwas ermatteten Sinne.
Dr. Stefan Schwöbel ist Zahnarzt und trank für uns den Châtenoy Menetou-Salon 2015 von Isabelle et Pierre Clément:
Frisch geöffnet noch sehr verhaltene Nase, leichte Grapefruit-Noten, nasser Stein. Der erste Schluck ebenfalls noch verschlossen, leichte Zitrusnoten, auch ein Hauch Nuss im Hintergrund. Nach einer Weile im Glas mehr Frucht, grüne Stachelbeere, mineralischer Kern. Nach 30 Minuten feine Sauvignon-Nase, verhalten, aber deutlicher erkennbar, Frucht entwickelt, aber nicht vordergründig.
Auch nach einer Stunde bleibt der Wein dezent in der Frucht, gewinnt noch an Länge. In der Nase kommen Aromen von feinem Mischbrot (Teig, nicht Kruste) dazu, zuletzt auch Johannisbeere.
Das ist kein Wein zum Wegtrinken, weil er Zeit braucht und sie verdient; ein Sommer-Garten-Schatten-Wein.
Michael Richter aus Hamburg öffnete den Pinot Noir 2016 von Dezat et Fils aus Sancerre. Winzer André Dezat verfügt über Parzellen in Sancerre, Pouilly Fumé und Menetou Salon.
Der Wein wirkt im ersten Moment für einen jungen Pinot Noir sehr dunkel, beinahe trüb, und weckt damit gleich mein Interesse.
Mit dem zweiten und dritten Schluck zeigt er Frische und Leichtigkeit. Die Fruchtnoten (Sauerkirsche, Johannisbeere und Himbeere) werden durch feines Tannin und knackige Säure begleitet. Diese Frische belebt und macht Appetit.
Mit diesem erfrischenden Tropfen wünsche ich mir nach dem vierten und fünften Schluck die untergegangene Sonne wieder herbei.
Für mich ein perfekter Sundowner, kann mir den Wein aber auch super am Meer mit frischem gegrillten Fisch vorstellen!
Hartmut Scheuring (Foto ganz oben) ist selber Winzer mit Lagen am Main zwischen Schweinfurt und Bamberg, wo er urtümliche Weine keltert.
Scheuring hat sich den bezeichnenden Beinamen „Der trockene Franke“ gegeben. Der Mann verfügt bei Kennern über einen sehr guten Ruf. Es gefällt mir, wenn man als Weinfreund sofort weiß, wie das Programm eines Rebenkünstlers lautet.
Hartmut Scheuring führte sich den Pinot Noir 2015 Menetou-Salon von der Domaine Jean Teiller zu Gemüte:
Ay Captain, es hat etwas gedauert. Im Weinberg ist viel Arbeit! Aber jetzt…
Der Captain: Sieh dir den Wein im Glas an. Denk nicht lange nach, sondern beantworte ganz unkompliziert diese einfache Frage – Was empfindest du?
Hartmut Scheuring: Sieht aus wie die letzten Sonnenstrahlen am Strand – ich relaxe.
Der Captain: Matrose, nimm einen ersten Schluck. Lass die Frische auf dich wirken. Nimm einen zweiten Schluck. Wie würdest du die Frische beschreiben?
Er kühlt den Mund wie Meeresgischt den Körper.
Der Captain: Hast du eine bestimmte Eingebung – ein Erlebnis, eine Landschaft, ein Gefühl?
Hartmut Scheuring: Ich fühle mich wie im Urlaub an einem einsamen Strand – oder Halt: ein heißer Sommertag in einer alten Stadt an dem man sich ans Meer wünscht.
Der Captain: Am Strand, im Garten, beim Picknick – wo versprüht dieser Wein seine Frische am besten?
Hartmut Scheuring: Jederzeit und überall, wenn man nicht gehetzt ist.