X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Friaul: Mally macht uns den Edi

Die Kebers: A bit Sopranos..
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Ex-Maat Clemens Mally ist Landratte, schickt aber artig noch letzte Aufzeichnungen per Einschreiben an Bord. Und Mally wäre nicht Mally, wenn uns nicht über Weine aus dem Friaul aufklären würde. Wie die von Edi Keber.
Anzeige

Edi Keber ist Winzer in der zu Cormons gehörenden Ortschaft Zegla. Mitten im friulanischen Collio. Zegla, allein an diesem Namen hört man schon Slowenien. Slowenien ist auch nicht weit. 200 Meter Luftlinie trennen die Ortschaft vom slowenischen Collio. Die Hügel (ital. Collio) und deren Böden in dieser Gegend sind vom Blut italienischer und österreichischer Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg getränkt. Blut von den zwölf Isonzoschlachten. Die italienischen Offensiven forderten Hunderttausende Leben. Die Gegend war lange Zeit österreichisches Grenzgebiet.

Viele der ansässigen Winzer stammen von Wienern ab, die sich vor 300 Jahren hier niederließen. Namen wie Beispiel Keber, Sturm, aber auch Gravner (= Grabner) zeugen von der österreichischen Herkunft der Leute hier.

Viele Winzer stammen von Wienern ab

Im Collio tut sich was. Die internationalen Sorten gehen immer mehr zurück. Man konzentriert sich wieder auf die ursprünglichen Sorten der Region wie zum Beispiel, Tocai Friulano, Malvasia und Ribolla Gialla. Keber geht sogar soweit, dass er seine Weine in einer eigenen Interpretation des Mischsatzes vinifiziert und einfach nur noch einen einzigen sensationellen Weißwein macht. Einer, der unspektakulär gut seine Gegend repräsentiert und einfach den Namen Collio Bianco trägt.

Was jedoch ist ein Collio? Wein auf dem Collio steht muss von hügeligen Lagen es Gebietes stammen. Weine aus der Ebene heißen dann einfach Friulano. Die Vorteile der Steillagen muss man hier wohl nicht mehr erwähnen. Kebers Weingärten befinden sich ausschließlich in solchen – rund um das Weingut – zum Teil sogar in Terrassen.

Die Böden ähnlich der Steiermark

Die Böden hier in Zegla sind denen der Südsteiermark nicht unähnlich – allerdings ist es hier viel trockener und heißer. Umgangssprachlich werden sie hier Bonca genannt. In der Steiermark nennt man das Opok. Dazu kommt noch Sandstein und weiter unten wird’s dann ziemlich felsig.

Wie sieht sie jedoch aus, die Kebersche Interpretation des Mischsatzes? Im Collio findet man drei Rebsorten: Tocaj, Malvasia und Ribolla. Alle haben verschiedene Ansprüche. Tocaj braucht die höchsten Lagen, damit es ihm nicht zu leicht gemacht wird. Ribolla hingegen bevorzugt eher die tieferen. Darum stammen sie nicht alle aus einem Weingarten aber sie werden wie für den Mischsatz üblich gemeinsam gelesen und dann auch gepresst.

Den Löwenanteil des Weins nimmt der Tocaj mit ca. 70 % ein. Den Rest teilen sich Ribolla und Malvasia. Tocaj sorgt für die Struktur, den Körper und auch für etwas Bitterkeit. Malvasia gibt exotisches Aroma. Ribolla schmeckt quasi nach nichts aber er gibt sorgt für Tannin und senkt den Alkohol.

Verdammt langlebig!

Tannin ist auch das richtige Stichwort für Lagerfähigkeit. Durch den langsamen Ausbau in Beton und großen Holzfässern sind Kebers Weine problemlos 15 – 20 Jahre haltbar. Vorausgesetzt die Lagerung und der Kork stimmen.


Edi’s Zuhause im Friaul.

Es ist jedoch nicht die Säure oder der Alkohol die die Weine am Leben erhalten. Die Weißen des Collio sind keine von Säure geprägten Weine. Dafür gibt es andere kühlere Regionen wie die Weißweinhochburgen in Deutschland und Österreich. „Unsere Weine leben vom Körper und der Struktur. Darum war 2010 ein sehr untypisches Jahr für uns, aber es gibt sicher Leute, die auf den säurebetonten weißen Collio abfahren, obwohl er nicht typisch für unsere Region ist“.

Der 2009er Collio Bianco, ein toller Alltagswein mit 13 % vol. ist hellgelb mit dezent grünem Einschlag. Braucht Luft. Nach ein paar Minuten im großen Glas zeigt sich ein verführerisch exotisches Bouquet. Schön wie eine nackte Sambatänzerin. In der Nase Papaya, dazu komplexe Kräuterwürze nach Thymian und Zitronenmelisse. Ein bisschen Apotheke ist in Form von Jod vertreten.

Erster Schluck wie Balsam, fast salzig

Der erste Schluck, ein fast öliger Balsam wirkt eher kühl und frisch. Total trocken und fast salzig. Am Gaumen zart bitter aber nicht störend. Eher wie Rucola sorgt sie für ordentlich Speichelfluss und Appetit. Der Collio wirkt sehr ausgewogen, mit der Säure im Hintergrund und durch anständigen Druck mit mittlerer Länge vervollständigt.

Den Wein bestellt man am besten direkt bei Edi Keber. Importeure für Österreich und Deutschland gibt es noch nicht. Der absolut moderate Preis von € 10,00 erlaubt es auch mehr davon zu kaufen, um den Alterungsverlauf dieses tollen Weins zu beobachten. 15 Jahre hält der Kumpel bestimmt!

  • Collio Bianco (13 % vol.) von Edi Keber für 10,00 Euro.

 

Datum: 11.11.2011 (Update 18.9.2014)
 

Aktuelle Weinempfehlungen