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Wer im Westen Deutschlands lebt, dem Westen der alten Bundesrepublik, ist sehr schnell drüben. Pfalz. Oder Baden. Beim Dorf Schweigen über die Grenze. Und schon sieht die Welt anders aus. Pittoresker, mittelalterlicher, traditioneller: Angekommen im Elsass. Einkehr im altehrwürdigen Restaurant Au Cygne, zwei, drei Stunden bei einem ausgedehnten Mittagessen entspannen – ein seltener, ganz und gar nicht deutscher Luxus – und gestärkt noch eine Runde durch die Altstadt von Wissembourg flanieren. Doch etwas trübt die Stimmung. Der Ärger kam zwischen Amuse-Gueule und Presskopf. Ein heftiges Wortgefecht über das Erlebnis des vergangenen Abends.
Da hatte man eine Flasche hochwertigen Elsässer Pinot Gris getrunken (Grauburgunder, früher hieß der vor Ort mal Tokay, das haben die Ungarn aber erfolgreich verbieten lassen). Ein Wein eines namhaften, biodynamisch arbeitenden Betriebs. Das heißt, man versuchte die Flasche zu trinken. Doch 15 Volumenprozente Alkohol und die üppige Süße einer Beerenauslese waren einfach zu viel. Es blieb Wein im Glas über. Ein Strafgericht brach über den Spender herein: Man habe es ja schon immer gewusst. Im Elsass herrsche der Stillstand. Überfette, süße Weine, die kein Mensch mehr trinken wolle. Wozu auch? Höchstens, um sich ins Grab zu saufen. Klar, zu einem dünnen Scheibchen Gänsestopfleber, klassisch, oder einem reifen, infernalisch duftenden Stück Munsterkäse, da ist so ein Ruländer-Bolide die rechte Wahl. Aber mehr als ein Glas verdaut der stärkste Organismus nicht. Waffenscheinpflichtig das Getränk, mindestens. Man trennte sich im Streit.
Ist das Elsass tot? Ist es nicht
Der Elsässer Wein ist tot! Dieses Mantra war der Dauerton in den Tagen nach jenem beschwerlichen Abend. Ein Zander mit Rahmsauerkraut (kochen kann man im Elsaß nach wie vor hervorragend) war ein paar Wochen später der Anlass, diese Meinung zu überdenken. Zwei Karaffen stehen auf dem Tisch. Kommentarlos wird eingeschenkt. Im ersten Glas ein junger Saft, der zunächst wenig von seinem Bukett preisgeben will. Ein, zweimal im Glas gedreht und der Wein zeigt eine spröde Kühle wie Eukalyptus. Da ist eine subtile Kräuterwürze und feuchter, sich erwärmender Waldboden. Im nächsten Moment Zitronenschale, nachdem sie in den Kuchen gewandert ist. Dann eine Ahnung von grünem Tee und nassen Steinen am Meer. Am Gaumen entfaltet der Wein eine puristische Kühle; eine vornehme Würze, die irgendwie härter und kälter wirkt, als jene deutscher Weine, die ebenfalls am Schiefer wuchsen. Eine Spur Pomeranzen, sonst fehlt jegliche Frucht. Wer immer über Mineralität gespottet hat, hier bekommt er die Gelegenheit zu erfahren, was damit gemeint sein könnte. Der Extrakt bringt eine Spur Süße, ansonsten ist der Wein knochentrocken. Wir bedanken uns. Im Namen des Zanders.
Bei dem Wein handelt es sich um den 2008er Riesling Andlau von Marc Kreydenweiss. Ein Village-Wein, die Einstiegsqualität. Vor einiger Zeit tranken wir auch den 2007er Grand Cru Wiebelsberg. Der Unterschied ist deutlich, aber nicht so groß, dass der Preis des Wiebelsberg unbedingt gerechtfertigt wäre. Der Stil, den Kreydenweiss verkörpert: Das ist die Zukunft.
Knochentrocken. Auch das gibt es im Elsass
Das nun folgende Glas könnte vom gleichen Winzer sein. Auch dieser Wein hat Bauhaus-Charakter. Die Nase ist salzige Gischt, eine reife, aufgeschnittene Limette und eine Spur honiggesüßtes Gebäck. Der Wein braucht viel Luft und geduldige Trinker, die ihn für zwei, drei Jahre im Keller vergessen. Am Gaumen gleichermaßen karg und saftig, eine seltene Paarung. Ein knochentrocken wirkender Stoff, der eine herbe Zitrusnote zeigt und enormen Trinkfluss besitzt.
Dieses faszinierende, stilsichere Getränk ist der Riesling 2008 ‚Cuvée Albert‘ aus den tiefen Kellern des Bio-Weinguts Albert Mann. Der Wein hat 11 Gramm Restzucker. Man sollte es kaum glauben. In Deutschland dürfte er sich nicht mehr trocken nennen. Und doch wirkt er deutlich weniger süß, als die meisten trockenen Rieslinge aus der Pfalz oder dem Rheingau.
Die Flaschen sind geleert. Es herrscht wieder Friede im Land. „Weisst du“, kommt die Stimme aus dem Halbdunkel des schließenden Restauratns, „das neue und das alte Elsass – das ist ein weites Feld. Ein zu weites Feld für diesen einen Abend!“
- 2008 Riesling Cuvée Albert, Albert Mann für 16,00 Euro.
- 2008 Riesling Andlau, Marc Kreydenweiss für 12,95 Euro.
Komme ja gerade auch von einem Kurztrip ins beschauliche Elsass zurück. Und als Nichtkenner der dortigen Weinszene wollte es mir nicht gelingen, auch nur einen Wein zu erwischen, der mich überzeugen konnte. Die getrunkenen Weine – alle aufgrund Restaurant- und Hotelangebot eher höher Qualität und hochpreisig, darunter auch ein Großes Gewächs – waren entweder fad oder laut krachig, Trinkfreude wollte kaum aufkommen.
Beim nächsten Besuch einmal weiter suchen oder die obigen Tipps berücksichtigen.
BTW: Als noch weit schlimmer als die Qualität im Glas empfand ich die lokal-typischen Weingläser, so auf langen Stielen hockende Mini-Römerle, die ich maximal für einen Aperitif oder einen Desertwein akzeptieren würde. Schwenken unmöglich, riechen nahezu kaum. Nur durch Insistieren war es dann möglich, einigermaßen normal anmutende Gläser zu erhalten.
Ewig schad! Liegt es am stabilen inländischen Markt? Woran liegt es?
An den Captain: Sind jetzt die Elsässer Weine bis auf ein paar wenige Ausnahmen Mist und das Elsass als eine von mehreren Regionen in Frankreich vollkommen rückständig? Ich bin verwundert über den neulich geposteten Frankreich-Verriss und das Lob einzelner Weine jetzt. Kann man generalisieren oder nicht?
Kreydenweiss ist sicher keine Entdeckung, sein 08er Andlau schon. Albert Mann darf in D schon eher als Entdeckung gelten, auch wenn er im Elsass natürlich bekannt ist. Es ging auch eher darum, zwei besonders stilsichere Weine vorzustellen, die wenig mit dem zu tun haben, was in D landläufig mit dem Elsass assoziert wird. Wenn ich mich umhöre, frage, wer trinkt noch Elsass, ernte ich Achselzucken allerorten. „Dutzende andere“ halte ich übrigens für wirklich übertrieben. Eine Handvoll Winzer, die ähnlich gute (Basis-) Weine macht, würde mir schon genügen. Namen? Immer her damit!
Und von wegen über den Zaun schmecken: das Negativbeispiel war in diesem Fall ein Wein von Zind-Humbrecht. Und für die anderen großen Domänen fallen mir ähnliche Klotz-Weine ein.
Manchmal hat man aber auch den Eindruck, die Elsässer wollen ihren Wein gar nicht verkaufen. Eine Anfrage im letzten Jahr brachte Versandkosten ab Gut bis zu 40 € für 6 Fl. Wein zu Tage. Die Verfügbarkeit der Weine in D ist auch nicht so überwältigend.
nur kurz – wegen Weinerntezeit, später gerne etwas geordneter: hier der Link zum größten französischen Weinforum und seiner Elsassrubrick – 15 Seiten mit jeder Menge Namen – die Relevanz (zumindest bei den Teilnehmern) kann man ja an der Zahl der Threadzugriffe und Beiträge absehen – leider nur auf Französisch;-).
http://lapassionduvin.com/phorum/list.php?8,page=1
und zu den Transportkosten: das ist wirklich ein Kreuz – habe für den Transport meiner Weine nach De auch noch keine günstigeren gefunden (ca.45 € pro 6erKarton, ist natürlich abtörnend). Von den Tarifen, die unsere Kollegen von der Mosel bei dpd haben (ich krieg hier 20 Fl in drei Tagen für 11 € von dort), kann man nur träumen…
Zuletzt probiert: Eine gute und preiswerte 2008er-Kollektion von Schueller/Ammerschwihr, auch die 1L-Flasche Gewürz. Binner/Ammeschwihr und, wie oben schon erwähnt, Schueller/Husseren-Les-Châleaux, sehr empfehlenswert. Beim Rotwein allerdings habe ich alle Hoffnung fahren lassen…
Und nochwas zum französischen Weinbau: Es gibt sicherlich in einigen Regionen einen Hang zur Verknöcherung, aber Stillstand? Es gibt seit Jahren ganz erfreuliche Tendenzen, besonders an Rhône, Loire und im Languedoc-Roussillon, Stichwort „Biodynamie“ z.B. Die Winzer müssen nicht jung oder gar wild sein. Da gibt’s klasse Sachen zu entdecken zu moderaten Preisen. Mir woin doch hier kaane Ressontimongs schüan, gö?
Das nenn‘ ich Weinkritik.
Albert Mann GCs vom Riesling eignen sich übrigens ganz gut zur Piraterie bei GG- und Smaragd-Proben, besonders der Schlossberg, der trockener ist als der Furstentum. Der Gewürztraminer Altenbourg Spätlese ist meiner Meinung nach ein Referenzwein für die Rebsorte. Dazu kommen die spannenden Pinot Noirs.
Stillstand? Bitte nicht mit dem Fehlen von Probierstuben a la Rolf Benz verwechseln!
Hallo Freunde und- Kritiker Elsässischer Weine,
als Weinhaus-Elsass bin ich schon ein bischen überrascht über einige Meinungen zum elsässischen Wein oder den elsässischen Winzern.
Wenn ich mir den Beitrag des „Weinfreak“ anschaue bin ich mir nicht sicher ob er seinen Namen richtig gewählt hat(Scherz). Ich weis zwar nicht welche Restaurants oder- Hotels Sie besuchten. Vielleicht besuchen Sie mal unsere Seite http://www.weinhauselsass.de/ dort sind unsere Winzer, ihr Anbau und Ihre Weine dargestellt. Wenn Sie zwischen den Medaillien- oder Gran Cru Weinen in einer Preisklasse zwischen 6,00 und 16,00€ keinen finden der Ihnen mundet, Naja dann müssen Sie das Weinland wechseln.
Wenn ich weiterlese “ das die Gläser noch schlimmer sind als der Wein“ muß ich mich wirklich fragen „Wo sind Sie hingeraten“. Ich würde mich freuen wenn Sie mir den Ort und das Restaurant mitteilen würden.
Master Arms Die hohen Transportkosten liegen nicht an den Winzern sondern an der Französischen Post.
Ein Paket 6 Flaschen innerhalb Frankreichs kostet ca. 30€.
DHL Frankreich Deutschland liegt in der gleichen Preisklasse teils drüber, nicht vergessen dürfen Sie die Aufwendungen für die Zollabfertigung.
Außer Sie kaufen Ihren Wein, ich bezeichne sie als „Weinfabriken“ hier bekommen Sie dann Sonderkonditionen, der Wein schmeckt auch immer gleich, im Supermarkt finden Sie Ihn auch. Den Wein unserer Winzer übrigens nicht.
Wenn Ihr Winzer von der Mosel für 20 Flaschen ca.24 KG 11€ berechnet legt er 2,90€ drauf, glauben Sie das? Wir als Händler nicht. Vergleichen Sie mal die Weinpreise. Nur als Tipp.
Unsere Kunden zahlen den DHL Tarif + 0,10Cent, das sind bei 20 Flaschen 13,90 bzw.14,00€.
Nur eins am Rande, die vorgegeben Verpackungsgrößen sind 3,6,12,oder 18 Flaschen ich finde keine Kombination zu 20 Fl.
Wenn Sie einen ansprechenden Pinot Noir suchen versuchen Sie mal die Weine unseres Winzer aus Ottrott und Marlenheim, beides übrigens keine „Stillstandwinzer“.
Vielleicht sollten „Alle“ die meinen die Elsässischen Weine oder Winzer überzogen kritisieren zu müssen etwas mehr bei der Wahrheit bleiben und „Ross und Reiter“ nennen.
Wir haben keine Weine mit 13% oder mehr Prozent
Sie sollten jetzt die Gelegenheit Nutzen und sich die Weinlese im Elsass anschauen. Wenn Sie das Traubenlesen von Hand meiner Winzer als „Stillstand“ bezeichenen wollen, bin ich gerne bereit Ihnen die Nachteile der Maschinenlese mitzuteilen.
Ich bin übrigens Deutscher, liebe das Elsass und die hervorragenden Weine, vielleicht nicht alle, aber wer mag alle Deutschen Weine!
Dieter M.
Hallo Dieter!
Dass ich keine Ahnung habe vom Elsässischen Wein habe ich bereits im zweiten Satz eingestanden. Bin daher dankbar für Ihre Hinweise.
Sie mögen mir nachsehen, dass ich die Namen der Winzer und Weine nicht mehr erinnere. Ich kann Ihnen aber sagen, wo wir getrunken und gegessen haben:
* Restaurant La Vieille Tour in Sélestat: Dort hatten wir einen sehr schönen Cremant, einen irritierenden Muscatel, einen langweiligen Gewürztraminer, einen klebrigen Riesling und eine Bordeaux-Cuvée. Essen hervorragend, Weine eher nicht so schön.
* Restaurant des Hotels L’Illwald, nahe Sélestat. Sensationelles Essen, die Weine – allesamt sehr hochpreisig – wiederum zu „offensichtlich“, zu anstrengend, ohne Raffinement.
ABER: Das ist alles eine Geschmackssache. Nur weil uns die Weine nicht vom Hocker hauten, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht gut sind 🙂
Die Gläser wiederum halte ich – lokal üblich oder nicht – für mehr als ungünstig und wir haben sie überall in der Gegend auf den Tisch gestellt bekommen, egal wo, bei Weißwein immer:
http://de.wikipedia.org/wiki/Elsass_(Weinbaugebiet)#Rebsorten_und_Weine
Die sind so klein, dass es kaum möglich ist, das Glas zu schwenken und im Anschluss daran zu riechen.
Beste Grüße.
Hallo Weinfreak
Bei einem verspäteten Frühstück habe ich meiner Elsässischen Lebensgefährtin die Kommentare zu unseren elsässischen Weinen als Lektüre beigelegt.
In Sachen Gläser muß ich Ihnen insoweit Recht geben, dass viele „Touristenlokale“ entlang der Weinstrasse noch meinen die „Gläser wären „Elsässisch“, schön noch wenn dem Touristen das Emblem der „Gänselisel“entgegen strahlt. Das ein Wein, sich in solchen Gläsern nicht entfalten kann dürfte einleuchten. Wir persönlich bevorzugen ein Glas, das wir als universell empfinden. Es wird sowohl unter dem Namen „Riesling“ bzw. „Riesling Grand Cru“ angeboten. Die Gläser können noch mit Ausnahmen als „erschwinglich“ bezeichnet werden. Wir persönlich trinken mehr als die Hälfte aller Weine aus diesem Glas. Gerne empfehle ich Ihnen, bei Bedarf ein paar gute Restaurants.
Noch ein paar Sätze zum Elsässischen Wein. Elsässer Weine lassen sich leichter trinken als erzeugen. Die Weine erhalten ihren Wert nicht durch die Anzahl der Jahre, die sie gelagert werden, sechs Monate bis fünf Jahre reichen aus. Die großen Jahrgänge, die Grands Crus, die Vendanges Tardives und die Selections de Grains Nobles gewinnen dagegen durch Altern. In allen Fällen lagert man die Elsässer Weine liegend, zwischen 10° und 15°, in einem nicht zu trockenen, aber auch nicht zu feuchten Keller. Die optimale Trinktemperatur der Elsässer Weine liegt zwischen sieben und zehn Grad.
Interessant könnten auch die drei Link sein. Sie beziehen sich auf die „Le Grands Concours du Monde 2010“ in Straßburg 1500 Weine aus aller Welt wurden Blindverkostet.
Bei den Riesling wurden 6 Riesling mit der Trophée d‘ exellence ausgezeichnet.
1 Riesling aus der USA, 2 aus Deutschland, 3 Frankreich/Elsass.
71 Médailles d’Or(Gold) 72 Médailles d’Argent(Silber)Unter den Goldmedaillien Weinen-Riesling- befinden sich auch zwei aus unserem Angebot.
http://www.riesling-du-monde.com/laureats2010.html
http://www.pinot-gris-du-monde.com/laureats.html
http://www.gewurztraminer-du-monde.com/laureats.html
Gruß aus dem Elsass
Vielen Dank, Dieter, für die Hinweise und die Links!
Das wird beim nächsten Elsass-Besuch selbstredend berücksichtigt 🙂
Beste Grüße!