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Welcher Wein passt zu Matjes?

Hmm, salzig. Wo bleibt der Wein?
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Unser Weintester Patrick Hemminger machte Urlaub an der Nordsee. Mit vielen Flaschen Wein. Der Auftrag: Finde heraus, welcher Wein zu welchem Fisch passt.
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Das Problem an langen Autofahrten ist die Rückbank. Dort sitzen meine beiden kleinen Töchter und sie HASSEN Autofahren.

Während die Kleine nur durch andauerndes herumwedeln mit einer klingelnden Stoffgiraffe vor ihrem Gesicht zu besänftigen ist, bekommt die Große einen Kollaps, sobald die Apfelschnitzer ausgehen oder nicht mehr ihre Lieblings-CD läuft.

Übrigens, hier gehts zu allen Beiträge meiner Fischserie:

Beim Captain gibt’s Wein & Fisch!

Nach gefühlten 37 Mal „Wer hat die Kokosnuss geklaut?“ bin ich mit den Nerven am Ende. Gottseidank erreichen wir endlich unser holländisches Dorf.

Alle sind müde, hungrig, haben schlechte Laune und wollen so schnell wie möglich durch den kalten Regen ins warme ins Haus. Ohne hinzusehen schiebe ich eine Flasche Wein ins Gefrierfach und entlade das Auto.

Ein paar Schritte weiter ist ein kleiner Dorfladen. Dort versorge ich mich danach mit allem Nötigen für den Abend: Matjes, frisches Brot und Zwiebeln.

Früher gab es Matjes nur von Mai bis Juni, länger hielten sich die Tiere nicht. Mit moderner Kühltechnik ist das heutzutage kein Problem mehr, sie sind in anderen Monaten eben nicht frisch. Aus dem Meer kommt der Matjes als Hering, und zwar als Jungtier, das noch nicht gelaicht hat.

Das wird nun nach dem Fangen gekehlt – so nennt der Fischer das Ausnehmen durch die Kiemen.

Der Trick dabei ist, dass ein Teil der Bauchspeicheldrüse im Tier bleibt. Deren Enzyme sorgen dann mit dem Salz, in das der rohe Fisch eingelegt wird, für die Reifung. Dabei werden die Gräten weich und man kann sie essen.

Der Vorteil an diesem Fischgericht: Ich muss nichts mehr machen. Das hätte ich heute Abend auch nicht mehr geschafft. Raus aus der Tüte, auf die Teller, Zwiebeln dazu, Butterbrote schmieren und fertig ist das Abendessen.

Ich ziehe die Flasche aus dem Gefrierfach und schaue mal, was der Captain mir da eingepackt hat.

Ein Cabernet Sauvignon Blanc de Noir vom Weingut Adam aus Rheinhessen. Ein Weißwein aus Rotweintrauben also.

Für alle, die sich fragen wie das geht: Beim Rotweinmachen lässt der Winzer den Most meist für einige Tage in Kontakt mit den Schalen. In denen sitzen Farbpigmente und die gehen während dieser Zeit in den Wein über. Trennt er den Most aber sofort von den Schalen, bleibt dieser fast weiß.

Der fertige Wein schmeckt dann eher wie ein Weißwein, meist aber mit dezenten Noten roter Früchte.

Der Tropfen, den ich mir nun ins Glas gieße, hat einen leichten rosafarbenen Schimmer. Typisch Blanc de Noir eben.

In der Nase ist er dezent, fast sanft. Ich rieche etwas gelben Apfel, Himbeere und Erdbeere, harmonisch miteinander verwoben.

Der erste Schluck gefällt: Himbeere und Erdbeere dominieren nun das zurückhaltende Spiel der Früchte. Die Säure pendelt im mittleren Bereich, der Abgang könnte etwas länger sein. Als ich auf den Preis blicke, bin ich wieder zufrieden. Man kann ja nicht alles haben.

Das ist kein lauter, aufdringlicher Wein. Der murmelt am Gaumen leise Servus, ist geschluckt und macht Lust auf mehr.

Die Matjes passen perfekt. Die Säure ist ein schöner Partner für das Fett des Fisches, die rotfruchtigen Noten ergänzen wunderbar die Salzigkeit. Ich denke, ein Krabbensalat würde auch gut passen.

 

Datum: 14.9.2017