Die weinverrückten Reichen – überall auf der Welt haben sie Weingüter nach vorne gebracht. Wir sollten ihnen dankbar dafür sein und nicht immer nur auf die Vermögenden und ihren Reichtum schimpfen.
Auch das Prestigeweingut Felsina in der Toskana – besser: im Chianti Classico – ist so ein Betrieb.
Mitte der 1960er-Jahre stieg ein italienischer Großreeder dort ein und brachte nicht nur mit Geld sondern auch mit fanatischem Eifer den Laden an die Spitze: Domenico Poggiali aus Ravenna. Der Name Felsina gehört heute zum Kanon der italienischen Weinkanonen.
Felsina-Weine stehen für einen dunklen, erdigen Stil mit deutlich teerigen Noten. Felsina ist elegante Tiefe.
Um diese berühmte Tiefe auszuloten, habe ich mir von diesem angesehenen Weingut den Chianti Classico Baradenga aus 100% Sangiovese kommen lassen, weil er den Weinstil des Hauses hervorragend verkörpert.
Und „Körper“ ist auch das ideale Stichwort für diesen prachtvollen Wein mit seiner reichen Aromenpalette, die mich schier verzückt.
In der Nase intensiver, fleischiger Duft vollreifer Schwarzkirschen. Es ist, als würde ich ein ein großes, tiefes Loch mit Schwarzkirschen riechen. Dann eine frisch geteerte Straße im Sommer, ein Paar neue Raulederschuhe, kalter Rauch einer süßlichen Maduro-Zigarre, die eben im Aschenbecher verloschen ist.
Im Mund wieder Kirsche, saftige Himbeere – aber beide dezent. Sehr deutlich der süßlich-herbe Geschmack getrockneter Nelken und Cordara-Lakritze. Säure und Tannine stehen in perfekter Balance, dass es eine Freude ist. Nein, dieser Wein ist nicht ausgesprochen fruchtig und das ist gut so.
Was für ein herrlich rauchig-runder und samtiger Wein, der laut nach guter italienischer Küche schreit. Zum Beispiel Pasta mit Trüffeln.