Ihr wollt einen frischen, knackigen Weißwein, um euch die Sonne ins Gemüt scheinen zu lassen? Und nein, es soll ausnahmsweise mal KEIN Riesling sein?
Da haben wir eine Lösung, die euch gefallen dürfte – einen preiswerten, feinen, fast eleganten Weißwein, der gelegentlich sogar mit Riesling verwechselt wird.
Es hieß sogar mal, dass es eine genetische Verwandtschaft zwischen Riesling und der iberischen Traube Albariño gebe. Diese Vermutung drängt sich zudem etymologisch (Etymologie = Wortherkunft) auf. Alba Riño = Weißer vom Rhein.
Ist alles falsch. Keine Verwandtschaft. Inzwischen bewiesen. Vielmehr ist der Albariño (in Portugal Alvarinho) vermutlich mit Sauvignon Blanc, Weißburgunder und Petit Manseng verwandt. So viel zur Geschichte.
Man reiche uns Miesmuscheln!
Eine Parallele jedoch zum Riesling ist nicht von der Hand zu weisen. Dort, wo der Albariño herkommt, ist es oft feucht. Denn das Mutterland dieser Rebsorte (die in Portugal eine Stütze des Vinho Verde ist) liegt in den Rias Baixas im saftig-grünen Galizien – das ist jene Ecke Spaniens nördlich von Portugal, wo tiefe Fjorde ins Land schneiden und die Winde nasse, salzige Luft über die Reben fächeln. Sonne ist hier kein großes Thema aber das hält der Albariño aus. Geologisch dominiert Granitboden, der ein mineralisches Mundgefühl erzeugt – das kennt man auch von manchem Moseltropfen.
Und: das hier ist auch Miesmuschel-Land!
Diese Herkunft hat die Mannschaft neugierig gemacht und sie ließ sich eine Flasche Albariño an Bord kommen – den La Liebre y la Tortuga von Fento Wines (gehört zu den Bodegas Zarate) in Ribadumia, ganz nah an der Grenze zu Portugal.
Niedliches Etikett.
Das besondere an diesem Wein – neben seinem köstlichen Geschmack – ist die Namensgebung und sein Etikett, das wir sofort liebgewonnen haben. La Liebre y la Tortuga (= Der Hase und die Schildkröte) ist ein wunderschönes Disney-Märchen aus dem Jahr 1935, das seinen Stoff aus einer antiken Fabel des griechischen Dichters Äsop saugte – nicht zu verwechseln mit der Fabel „Der Hase und der Igel“, die ähnlich geht.
Egal, wir kommen jetzt langsam zum Wein, der uns – ja, das haben wir schon erwähnt – SEHR gut geschmeckt hat.
Ein schönes Goldgrün gluckert in die Gläser. Die Eckdaten: 12% Volumenprozent Alkohol, Kaufpreis: 8,50 Euro.
Apfel, Ananas, perfekt-brave Säure.
In der Nase Stachelbeere total, dazu reife Ananas und Apfel. Das riecht fruchtig und frisch.
Im Mund sehr präsent, also viel Geschmack! Die Säure britzelt angenehm und sehr zurückhaltend. Feine Gerbstoffe massieren den Gaumen und verleihen dem Tropfen so etwas wie ein Gerüst. Das kennt man sonst nicht von günstigeren Weinen. Trotzdem ist da auch viel Frucht. Aber nicht vordergründig. Vor allem Apfel. Etwas später kommt Ananas durch die Hintertüre herbei, interessant!
Das ist definitiv kein Hauweg-Sommerwein. Wir nennen ihn trotzdem: knackig. Denn das ist er. So, wir kommen zum Essen. Unsere Empfehlung klingt merkwürdig, ist aber ernst gemeint: Tortillachips mit Avocadodip. Oder Maissalat. Oder Blattsalat mit Feigen. Ja, man könnte auch Salatwein zum Hasen und der Schildkröte sagen.