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Die Mannschaft ist im EM-Fieber. Kein Spiel wird verpasst, jeder Sieg gefeiert. Dem Captain geht das Ganze ziemlich auf den Zeiger. Er verbarrikadiert sich in seiner Kajüte. Das Einzige was von dort zu hören ist: laute Musik. Titel wie SOS, Mamma Mia oder Waterloo. Tagein, tagaus. Es reicht! Ich muss hier raus! Das Handy klingelt, Heinz ruft an, der Heinz, der Mit-mir-kannst-Du-jede-Flasche-trinken-Heinz. Abendessen. Und Fußball schauen? Perfekt. Ich soll Wein mitbringen. Perfekt.
Eine halbe Stunde später sitzen wir gemeinsam bei Pasta mit selbstgemachter Tomatensoße. Zwei Weine gibt es zum Essen. Zwei gereifte Sylvaner aus Franken vom Weingut Weltner. Ein Kabinett und ein Grosses Gewächs, beide aus dem Jahr 2007, beide aus der Lage Rödelseer Küchenmeister. Heinz ist verwundert: „Sylvaner? Kann der was?“ Er kann.
Paul Weltner leitet das acht Hektar große Weingut. Zuerst lernte er Küfer, dann Winzer bei Rebholz und Weegmüller in der Pfalz. Dem folgten die Ausbildung zum Weinbautechniker und Kellermeister und schlussendlich noch ein Praktikum in Frankreich. Weltners Ziel: Er möchte packende Weine keltern, Weine die Zeit brauchen, reifen und sich entwickeln können. Keine schnell fertigen Weine, die direkt zum Höhepunkt kommen; keine Weine, bei denen nach oben hin nichts mehr geht; keine Weine für die Weinführer.
Junge Weine können verdammt gut sein
Grosse Weine müssen reifen. Erst recht, wenn sie in ihrer Jugend wie in Ketten wirken. Mit den Jahren folgen Entwicklung und Veränderung, folgen neue Nuancen, neue Aromen und neue Facetten, die eine unglaubliche Tiefe in den Wein bringen. Tiefe hat leise Töne.
Heinz und ich machen die Weine auf. Der Kabinett kommt gleich ins Glas, das Große Gewächs mal in die Karaffe.
Der Sylavner Kabinett: welch großartige Nase! Kein Alterston, kein Petrol. Stattdessen eine unerwartete Frische, leichte Aromen nach Quitte, Honig, nach Gewürzen und Kräutern. Nach Gras. Im Mund dann unglaublich geschmeidig, cremig, zart und elegant. Samt und Seide am Gaumen; optimale Reife trifft intensive Würze – im Moment perfekt zu trinken. Offen, zugänglich, spannend und absolut beeindruckend. Und dem Kabinettbereich entfliehend. Dem Anschein nach.
Der Kabinett macht Freude auf das Große Gewächs, das aus Neugier parallel getrunken wird. Die Luft hat dem Wein gut getan. In der Nase finden wir einen leicht verschlossenen, unglaublich dicht gewobenen Wein, der noch lange nicht preisgibt, was in ihm steckt. Zu früh geöffnet also. Drei Jahre zu früh.
Wir riechen eine Kombination aus Kräutern und Stein; Sylvaneressenz pur ohne breit und fett zu wirken. Im Mund ein sehr frischer, salzig mineralischer Primärgeschmack. Geschliffen und feingliedrig, mit jeder Minute vielschichtiger. Fein, leise und elegant; jedoch mit viel Potential und enormer Länge. Dieser Wein entspricht dem Bild einer durchtrainierten grazilen Ballerina. Um mal wieder einen abgefahrenen Vergleich zu bemühen.
Zu früh ermordet. Obwohl aus 2007…
Aber dennoch: Zu früh ermordet. Doch sind diese 2007er Weine längst ausverkauft. Eigentlich kein Thema für das Schiff, denn längst nicht mehr erhältlich. Doch Paul Weltner hat eine besondere Überraschung für die Matrosen. Er geht für uns an seine eisernen Reserven und stellt einige Flaschen dieser bereits seit Jahren vergriffenen Weine ab Hof zum Verkauf bereit. Selbstredend Kleinstmengen. Also nicht zögern und eine Mail an info@weingut-weltner.de schreiben.
- Der 2007er Kabinett kostet 12,00 Euro, das Große Gewächs 26,00 Euro.
teuer trinken schön und gut, doch eigentlich interessieren mich diese tipps mehr. bitte mehr davon, vor allem mehr angaben wo man alte weine kaufen kann. danke
Weltner hat mich mit seinen 2011er-Weinen einmal mehr enttäuscht – mainstream, viel Frucht, Restsüssepufferung. Kein Risiko, gefällig. War am Anfang mal mutig, hat sich gegeben.
Welche 2011er Weine meinen Sie denn? Habe einige Weine der 2011er Kollektion nicht nur probiert, sondern auch getrunken. Ich kann Ihren Kommentar nicht nachvollziehen. Bei welchen Weinen sprechen Sie die Restsüssepufferung an? Bei welchen die „viele Frucht“ (was natürlich an und für sich noch zu definieren ist: von Dropsigkeit und Primärfrucht kann ich keine Spur erahnen, erriechen und erschmecken). Mit Abstrichen, kann ich Ihre Aussage der „Restsüssepufferung“ beim Weißburgunder nachvollziehen, wobei ich Ihren Eindruck eher auf den hohen Alkohol schiebe. Weder bei Silvaner noch bei Riesling noch bei Sauvignon Blanc bestätigen sich für mich Ihre Eindrücke. Oft ist es bei Herrn Weltners Weinen so, dass Sie für mich erst nach einem Tag geöffneter Flasche zugänglich werden.
Für mich persönlich sind die Weine hervorragende fränkische Weine mit einer Leichtigkeit und dennoch auch Substanz und Kraft die ich so bei nur ganz wenigen anderen fränkischen Winzern probiert habe.
Lieber anonymer Gast !
Um welche konkreten Weine aus 2011 handelt es sich denn eigentlich? Der Küchenmeister mit seinen 1,8 g/L Restzucker, die Alten Reben mit 2,2 g wahrscheinlich der Julius-Echter-Berg mit 1,6 g oder meinen Sie „einmal mehr“ das aktuelle Grosse Gewächs aus 2010 bei dem 8 g/L Mainstreamsäure auf 1,4 g Restsüßepuffer stoßen………?
Sachdienliche Hinweise wie immer gerne an jede Polizeidienststelle oder direkt an den Winzer 🙂
Paul Weltner
Herr Weltner, bitte kein Gesülze mehr, mit dem Sie sich lächerlich machen.
Da geben Sie sich selber wohl das beste Stichwort !