Zu ihrer Krönung im September 2013 wurde sie in einem weißen Oldtimer-Cabriolet durch das Örtchen gefahren. An den Straßenrändern standen fröstelnde Menschen und machten mit ihren Handys Fotos.
Das ist nun schon eine Zeitlang her. Inzwischen hat sie mehr als 100 offizielle Termine als Traubenkönigin absolviert. Für uns eine wunderbare Gelegenheit, um mal kurz eine Lanze zu brechen für jene jungen Damen, die landauf, landab herumgereicht werden – als Königin von irgendwas.
Es gibt nämlich nicht nur Wein- und Traubenköniginnen. Sondern auch welche für Spargel, Kartoffeln, Lamm und sogar Korn. Wir kennen diese jungen Damen meist durch Fotos, auf denen sie in bunten Roben lächelnd Agrarprodukte in die Kameras halten. Dafür wurden sie gekrönt.
Was eher selten den Weg in die Öffentlichkeit findet, ist, dass die meisten dieser Damen wirklich was auf dem Kasten haben. Wie Bianca Weber. Unter all den echten und Möchtegern-Weinkennern, die sich so rumtreiben, wird es nicht allzu viele geben, die ihr an Weinwissen ebenbürtig sind. Wer von denen ist schon auf einem Weingut aufgewachsen, studiert auf der Weinhochschule Geisenheim Önologie und schaut sich Weingüter in Asien an? Eben.
So. Das musste mal gesagt werden. Weil nicht wenige hochnäsige Städter belustigt die Nasen rümpfen über all die Königinnen in dieser demokratischen Republik. Liebe Damen, wir finden es toll, dass es euch gibt! Weil ihr die Leute zu Hause stolz auf das macht, was sie tun. Das ist wichtig und gut.
Und jetzt schauen wir, was Bianca Webers Familie für einen Wein macht. Seit über 20 Jahren führen Hermann und seine Frau Martina Weber ihr 15 Hektar großes Weingut in Rheinhessen, dem größten deutschen Weinbaugebiet. In ihren Weinbergen stehen zur Hälfte rote und weiße Rebsorten. Sie machen „aromatische Weißweine und kräftige Rotweine“ daraus. So lautet die Eigenbeschreibung. Naja, das ist jetzt nicht sehr aufschlussreich. Gut, dass es den Captain gibt.
Wir haben uns eine Cuvée mit dem Namen Glanzstück aus den Rebsorten Silvaner und Saphira kommen lassen – nie gehört? Kein Problem: Saphira ist eine weiße Traube, die 1978 an der Uni Geisenheim gezüchtet wurde. Geschmacklich erinnert sie an Weißburgunder, also Pinot Blanc.
Für den Winzer ist sie deshalb praktisch, weil sie sich gegen manche Krankheit ganz gut selber wehren kann, also weniger gespritzt werden muss. Weit verbreitet ist sie trotzdem nicht.
Wie sie sich in der Mischung mit dem Silvaner macht, probieren wir jetzt aus.
Im Glas ist der Wein hell, zitronengelb mit leicht grünlichen Reflexen. In der Nase beginnt er mit einem Tusch von Aprikose, gefolgt von zarten Limettenklängen, die wiederum untermalt werden von einem knackigen grünen Apfel.
Am Gaumen geht die Sinfonie weiter: frisch und von gut eingebundener Säure getragen eröffnet die Ananas das Spiel, ihr stehen wiederum eine Limette sowie ein grüner Apfel zur Seite. Da ist klare, fruchtige und kerzengrade Frische, die ohne Umwege den Gaumen runtergeht. Schluck und weg. Bitte noch ein Glas!
Ein günstiger und empfehlenswerter Wein mit gerade mal 12 Volumenprozent Alkohol für den unkomplizierten Trinkgenuss. Genau das richtige für einen lockeren Abend mit Freunden im Garten oder auf dem Balkon. Dazu passen schlichte Antipasti aus Gemüse und Meeresfrüchten.