X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Entschärfter Glaubenskrieg

Bei Wein und Essen hat Frau Lumpp gut lachen. (Foto: WP)
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Sturmlotse Balcerowiak, von kulinarischen Glaubenskriegen genervt, las ein Buch der deutschen Sommelière Natalie Lumpp. Und weiß jetzt, was Graupensuppe mit einem QR-Code zu tun hat.
Anzeige

Auch auf dem Schiff gibt es Zeitgenossen, für die Essen in erster Linie Grundlage für Weingenuss ist, mehr notwendiges Übel als Quelle für den Extra-Genusskick. Nicht selten verleiben sich diese Kollegen mit Vorliebe Weine ein, die sicherlich großartig sind, aber viel zu egomanisch, um eine Glück spendende Liaison mit einer Speise einzugehen.

Der Sturmlotse geht da meistens anders ran. Bereits beim Lebensmitteleinkauf geistert ihm nicht selten ein adäquater Wein durch den Kopf. Natürlich geht das auch andersrum: Beim Blick ins Weinregal entstehen bereits virtuelle Rezepte bis hin zu ganzen Menüs.

Wein und Essen ist natürlich auch eine Domäne der Dogmatiker. Rotwein und Schimmelkäse geht gar nicht, schallte es dem Sturmlotsen vor einigen Tagen gleich mehrfach empört entgegen, als er das Sakrileg beging, zu einem im Barrique ausgebauten badischen Cabernet Sauvignon einen Blue Stilton zu empfehlen.

Aufräumen mit Glaubenkriegen

Dankenswerter Weise hat Natalie Lumpp, eine der bekanntesten deutschen Sommelière, sich jetzt aufgemacht, diese kulinarischen Glaubenskriege ein wenig zu entschärfen und die teilweise erbitterte Debatte vom Kopf auf die Füße zu stellen. Denn obwohl in Deutschland mehr als die Hälfte aller Weine in Kombination mit Speisen weggeputzt werden, fristet diese Liaison in der einschlägigen Publizistik ein Schattendasein. Das liegt vielleicht daran, dass Journalisten und Autoren lieber saufen als futtern. Tipps wie „Dazu passt ein gehaltvoller französischer Rotwein“ sind jedenfalls so nützlich wie der Vorschlag, es bei leichter Grippe doch mal mit einem spanischen Medikament zu versuchen.

Ehe man Lumpps Buch „Essen und Wein“ von vorne bis hinten durchgeht, kann man ja den den Praxistauglichkeitstest machen: Augen zu, und irgendeine Seite aufschlagen. Wer dann zufällig auf Seite 162 landet, stößt auf „Graupen mit Kürbis“. Klingt abgefahren, passt aber zur Jahreszeit. Das Rezept erscheint schlüssig und auch ohne Kochlehre nachkochbar.

Der richtige Wein per QR-Code

Die Weinempfehlung dockt zunächst eher allgemein am Geschmacksprofil des Gerichtes an, also dem Verhältnis von süß, sauer, bitter, salzig und umami. Trockener Weissburgunder oder holzarmer Chardonnay seien die erste Wahl, so Lumpp. Ein weites Feld, doch der begierige Genussfreund bleibt nicht im Regen stehen. Es folgt nämlich ein Link zu jeweils drei real existierenden Weinen. Und für die ganz hippen User gibt es das ganze auch noch als QR-Code: Einfach das Smartphone draufhalten, einmal klicken und schon erscheinen die Weine auf dem Display.

Der Sturmlotse entschied sich für den Weissburgunder trocken vom Nahe Weingut Schäfer-Fröhlich. Den Kochkurs sparen wir uns heute. Während die Kürbiswürfel in der Graupenmasse köcheln, kann man sich schon mal einen Soloschluck gönnen. Ein kräftiger, aber nicht satt machender Tropfen. Reichlich Kräuter in der Nase, saftige gelbe Früchte am Gaumen, besonders Melone und trotz seiner Saftigkeit bis zum Abgang frisch und mineralisch. Nicht schlecht. Und jetzt her mit den Graupen!

Ergebnis: Bingo! Nur noch soviel: Der Burgunder entwickelt zusammen mit dem Kürbis einen himmlischen Schmelz und die Graupen bringen die Kräutertöne des Weines noch besser zur Geltung. Und die zunächst leicht irritierenden 6,9 Gramm Restzucker hat er jetzt natürlich bitter nötig.

Praxistest bestanden. Und das macht Lust auf die anderen rund 150 Rezepte mit Weinempfehlungen. Und die vielen grundsätzlichen Erläuterungen zum Thema Wein und Essen.

 

Datum: 14.10.2011 (Update 18.9.2014)
 

Ähnliche Weine

 

Ähnliche Artikel