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Die Offiziere und oberen Ränge des Schiffs trifft man bei Landgang in edlen Gourmet- und Weintempeln. Wenn das Schiff in Wien ankert, gehen sie zum Beispiel ganz gepflegt ins Palais Coburg. Wir, die restliche Crew, bewegen uns dagegen unter unseresgleichen in zwielichtigeren Spelunken und Etablissements. Um uns dort grölend der Besinnungslosigkeit zu nähern und die Strapazen der See zumindest vorübergehend zu vergessen.
Wien ist leider nicht sehr reich an guten Weinlokalen. Besonders, wenn man sich auf die Suche nach Raritäten macht. Zwar gibt es ein paar haubengekrönte Restaurants mit tollem Sortiment, jenseits der kulinarischen Spitzenleister sieht es weintechnisch aber eher traurig aus. Vom Preisniveau mal ganz abgesehen. Zwar ist das im Coburg durchaus angemessen, aber ein Abend in diesem tollen Ambiente ist für einen Maat unleistbar.
Will man eine gepflegte und gereifte Flasche Wein genießen, ohne gleich die ganze Heuer zu versaufen, empfiehlt sich eine ganz besondere Bar auf der Wiener Margarethenstraße, nicht weit vom Zentrum entfernt. Der Name des Lokals verrät bereits den Umgang mit dem heiklen Produkt Wein. Sie befinden sich im Pub Klemo.
Selbst, wenn man direkt vor dem Lokal steht, hat man eher den Eindruck, einen Kiosk zu erblicken. Ein Weinlokal mit einer Weinkarte, die tausende Positionen umfasst, erwartet hier keiner. Betritt man es, wird schnell klar: einen Designpreis wird dieses Lokal nie bekommen. Um ehrlich zu sein, das Ambiente ist schrecklich. Aber genau das ist im Pub Klemo egal. Hier geht es darum, guten Wein ungezwungen und in alltäglicher Atmosphäre zu genießen. Und der Wein soll auch im Vordergrund stehen. Sonst nichts.
Robert Brandhofer, ehemaliger Mitarbeiter von Wein & Co (Werbekumpel auf diesem Schiff), hat im Lauf der Zeit eine beachtliche Weinsammlung angelegt, die er seinen Gästen zu moderaten Preisen anbietet. Außerdem gibt es wechselnde Schwerpunktweine auch glasweise zu verkosten und als Gaumenstreichler mediterrane Kleinigkeiten und natürlich Käse.
Ein Weinpub der Extraklasse
Spätestens ein Blick auf die Weinkarte lässt keine Zweifel mehr offen, dass man es hier tatsächlich mit einem Weinpub der Extraklasse zu tun hat. Die Karte liest sich wie das Who is Who der nationalen und internationalen Weinwelt. Und das beste: viele Weine gibt es in verschiedenen Jahrgängen. Wachauer Spitzenrieslinge aller bekannten Häuser zurück bis 1990, perfekt gelagert und gut gewählt, daneben eine riesige Auswahl an Weinen aus dem Piemont.
Altares Arborino in fünf verschiedenen Jahrgängen – fast geschenkt – genauso wie Poderi Aldo Conterno, natürlich Angelo Gaja oder Roberto Voerzio, um nur ein paar zu nennen. Auch aus der Toskana findet man alles, was Rang und Namen hat. Darunter unter anderem ein Solaia 1990 für 271,00 Euro und ganz viele Saffredi zurück bis 1987, den man für 79 Euro erhält.
Es gibt deutsche und elsässische Rieslinge von Molitor, Van Volxem oder der Domain Weinbach, genauso wie DRC’s Eschezeaux 99, der über einer gigantischen Auswahl an Burgundern thront. Als ob das noch nicht genug des Guten wäre, habe ich mit Rhone und Bordeaux noch gar nicht begonnen – ich will ja nicht mit Namen wie Jean Louis Chave, Lafite, Leoville Barton, Las Casses, Margaux und vielen anderen Chateaus und Jahrgängen langweilen. Am besten, man wirft vor Ort einen Blick auf die großartige Auswahl dieser Kneipe der besonderen Art. Ein Weinlokal, wie es auf der Welt wahrscheinlich kein zweites gibt.
- Pub Klemo, Margaretenstraße 61, 1050 Wien. Bitte Öffnungszeiten beachten.
Echezeaux, Las Cases….. 😉
Regards
Gast
Wär auch dabei, bei einer Runde Romanée Conti 😉
Sooo teuer sind die Weine im Palais Coburg auch nicht. Wahrscheinlich war der Maat noch nicht, oder zumindest lange nicht mehr dort. Klar, es sieht teuer aus, aber die Weinpreise sind mehr als angemessen. Besonders, wenn man bedenkt, was die Keller dort gekostet haben müssen. Aber der 90er Solaia ist nur 20 Euro teurer, oder der Silex 07 ist sogar billiger. Pub Klemo ist super und ich bin gern selber dort, aber besser zuerst informieren, dann schreiben.