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Ein Vater, zwei Söhne, ein Werk

Liefer kann Gutes liefern: Ute und Thomas Haag.
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Während Maat Mally immer noch im Seminar sitzt, verweilt Maat Eschenauer seit Tagen an der Mosel. Heute berichtet er von einem bekannten Winzer. Und dessen Söhnen. Und wie man Generationenfragen richtig löst.
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Es waren einmal zwei Brüder… So könnte ein Märchen beginnen. Oder aber die reale Geschichte von zwei der größten Talente im deutschen Weinbau. Und von deren Vater, einer Lichtgestalt an der Mosel. Es waren also einmal zwei Brüder, die, weil einer älter als der andere war und beide Winzer werden wollten, zwei Weingüter brauchten. Und weil der Ältere etwas Eigenes und der Vater noch eine Weile auf dem heimatlichen Hof wirken wollte, wurde ein Gut im Nachbarort gekauft. So weit, so kompliziert.

Die Rede ist von den Gebrüdern Haag und den Weingütern Fritz Haag und Schloss Lieser. Und von zwei Betrieben, die sich auf ihre Art voneinander unterscheiden und dennoch viele Gemeinsamkeiten haben. Die Lage Brauneberger Juffer-Sonnenuhr beispielsweise. Die Filetstücke hat Wilhelm Haag, der Senior, Stück für Stück zusammengekauft. Heute profitieren Oliver und Thomas Haag von der Weitsicht ihres Vaters. Und von dessen Besessenheit, die besten Rieslinge an der Mosel zu keltern. Natürlich auch von dem großen Namen, der aber immer auch Bürde und Verpflichtung ist.

Blitzsaubere Edelfäule

Thomas Haag stieg 1992 in das damals heruntergewirtschaftet Gut im Ort Lieser als Betriebsleiter ein und kaufte das Anwesen 1997. Bereits in den ersten Jahren zeigten seine Rieslinge aus der Lage Lieserer Niederberg-Helden einen derart eigenständigen und kraftvollen Stil, dass man seine Arbeit intensiv zu beobachten begann. Besonders fielen seine peniblen Botrytisselektionen auf, die bis heute ein Markenzeichen des Weinguts sind. Selten wird man eine derart blitzsaubere Edelfäule finden, wie bei Thomas Haags Goldkapsel-Auslesen und Beerenauslesen. Die Weine sind eher das Gegenteil des allenthalben gelobten, zarten Mittelmoselstils und beeindrucken mit Kraft und einer ausgeprägten Schieferwürze.

Oliver Haag übernahm mit dem Jahrgang 2005 das Weingut der Eltern. Und obwohl Wilhelm Haag seinem Sohn Raum lässt und sich auch mal den angenehmen Dingen des Lebens widmet, kann man sich kaum vorstellen, dass der Senior irgendwann ganz raus ist. Seit der Sohn das Brauneberger Weingut leitet, ist aber ein minimaler, wenngleich oft deutlicher Stilwechsel erkennbar. Es wird mehr trockener Wein – und hier insbesondere mehr trockener Riesling – in einem reiferen, runderen Stil erzeugt. Und auch die restsüßen Rieslinge nicht mehr ganz so finessig und elegant wie früher. Deshalb sind die Weine nicht weniger spannend.

Paradedisziplin Spätlese

Spätlese ist hier pures Understatement, eine dicke, saftige Auslese mit ganz viel Luft nach oben. Und Abstand zu den anderen Gütern der Region. Bei aller Opulenz und cremigen Fülle besitzen die Spätlesen der Gebrüder Haag immer auch etwas Erfrischendes, Heiteres.

Gut, dass nicht nur eines der besten Weingüter der Mosel einen würdigen Nachfolger gefunden hat, sondern dass gleich zwei Betriebe diesem Quell entsprungen sind. Wo jeder Winzer der Familie auf seine Art er selbst sein kann.

 

Datum: 4.4.2011 (Update 1.9.2014)
 

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