Sonntag morgen an Bord. Die Mannschaft ist auf Frühstück in Kreuzberg. Viel zu früh, denn bekanntlich kann man in Berlin ja bis Sonnenuntergang frühstücken. Ganze Teile der Bevölkerung dieser Stadt scheinen nichts anderes zu tun, als tagsüber zu frühstücken.
Wer Berlin verstehen will, der muss nur die Frühstückskultur in den alten westlichen Szenebezirken analysieren. Da gibt es das „Luxuriöse Liebendenfrühstück“ (mit Schampus, verlorenen Eiern und Pumpernickel). Oder das „Große Arbeitslosenfrühstück“ (mit Speck, Omelett und Waffel). Letzteres ist sehr reichlich, denn der Berliner Arbeitslose muss frühmorgens Kraft tanken. Im Jobcenter gibt es ja nur den ollen Getränkeautomaten.
Ob die Herren Beust, Koch und Rüttgers heute spät frühstücken? Nein, nicht heute, Sonntag, denn das ist ja anzunehmen. Nein, morgen zum Beispiel? Oder Mittwoch? Gut, Beust ist ja noch im Amt. Aber Rüttgers könnte die Zügel etwas schleifen lassen. Rüttgers könnte Mittwoch erst mal die Sonne bis zum rechten Eck des Fenstergiebels blinzelnd aufgehen sehen. Und dann in der Morgenzeitung (Rüttgers ist sicher noch analog) über die Regierung lesen, die nichts Großes zusammenbringt.
Hätte man ihn nur gefragt!! Hat man aber nicht
Ist ja auch völlig klar, denn er wurde ja nicht groß gefragt, wie es geht. Hätte die Kanzlerin auch nur einmal wegen anderer Themen angerufen, als wegen der blöden NRW-Wahl, dann hätte er, Rüttgers, schon einen Ratschlag parat gehabt. Und dann ist auch noch dieser Streber Wulff Präsident geworden. Wo doch er, Rüttgers, das viel bessere Format hat. Schon alleine, weil seine Haare schütter sind. Deutschland hatte schon lange keinen Bundespräsidenten mit schütteren Haaren mehr. Als wäre volles Haar beim deutschen Mann jenseits der Fünfzig die Normalität? Lächerlich. So ein Quatsch. Nein, er, Rüttgers, hätte gefragt werden müssen. Und auch Präsident.
Was wird Beust machen? Sich nach dem Ende der Pizza Connection einen Sportwagen kaufen? Einen Porsche? Cabrio? Das helle Haar noch einmal im Wind flattern lassen? Der Sonne entgegen? Beust, der ja nie ein Homo Politicus war. Oder dies nie herauskehrte. Beust, der sensible Macher, ganz die neue Politikergeneration. Was denkt sich Beust?
Spät aber doch, bin ich draufgekommen, dass ich mein Leben für die Allgemeinheit geopfert habe. Und dann will diese Allgemeinheit meine Schulreform nicht, die ja sowieso eine Idee dieser behämmerten linken Müslifresser war. Mir schwant schon länger, dass es da mehr gibt, als diesen täglichen Gang in den Senat. Das soll schon alles gewesen sein?
Merkel und Leyen: Was habe ich da noch zu suchen?
Zudem die Politik sowieso immer weniger gestalten kann. Warum soll ich mir das überhaupt noch antun? Scheiß auf den Platz in den Geschichtsbüchern, den haben sich Merkel und diese aufgedrehte Leyen gegriffen. Ich mach mich vom Acker, Geld genug habe ich ja. Und eine richtige Heimat war mir die Partei sowieso nie. Ich kann mich noch erinnern, wie die in der Fraktion immer auf mein „Outing“ gewartet haben. Nur um mir dann einen Strick zu drehen. Na, den Gefallen habe ich ihnen nicht getan…
Und Koch? Geht der jetzt mit Friedrich Merz zur gemeinsamen Tarockrunde? Ein Monat Amt hat er ja noch vor sich. Im Sommer. Wo nichts los ist. Faul abhängen. Und dann raus. Von wegen arbeiten bis 67. Sicher nicht so.
Gerade er, Koch, die Hoffnung der CDU. Der Jüngste, der am ältesten aussieht. Der Gewiefte, der Strippenzieher. Doch was ist der Dank? Eine Ostdeutsche, die sich in Berlin einbunkert. Da macht er mal auf beleidigte Leberwurst und warte ab, ob man ihn nicht mit Handkuss zurückholt.
Franz Josef Strauss, ja der wusste noch, wie man Politik macht. Der war auch immer sein Vorbild. Nun gut, das Polternde, das hat er nie gekonnt. Wenn er damit raus ist, ist es immer schiefgegangen. Er ist eben kein Volksmensch. In Wahrheit sitzt er am liebsten im Büro und tüftelt Strategien aus. Aber wer will das schon wissen? Im Augenblick niemand. Ach was, seine Zeit wird schon noch kommen. Er ist so alt, wie Wulff. Und schaut mindestens zehn Jahre älter aus. Er ist der politische Hoffnungsträger Deutschlands. Sicher rufen die bald an…
Champagner her, die Elite ist da…
Für das große Arbeitlosenfrühtück der Ex-Politiker empfiehlt der Captain den Champagner Grand Rosé von Gosset, ein trockener, sehr auf den Wein bezogener (also kein Sprudelwasser wie Moet), extrem strahliger und exzellent aromatischer Saft, der aus Chardonnay gewonnen wird und seine Farbe durch die korrekt dosierte Zugabe sehr exzellenten Pinot Noirs erhält. Der Pinot Noir aus dieser nördlichen Region würde uns zwar als normaler Wein nur mäßig munden, kommt aber hier, im Chardonnay aufgelöst, mit seiner Ribisel-, Cassis- und Himbeernote voll zu Geltung.
Und ich dachte immer Champagner wird ausschließlich aus roten Trauben gemacht.
Frei nach Loddar: again what learnt. Wieder was gelernt.