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Ein Schluck vom Wörthersee…

Schloss Freyenthurn. Innen Puff, außen die beste Weinlage Kärntens. (Fotos: RTL, Klagenfurt.at)
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Wie überall gibt es auch in Österreich weinbäuerliche Exoten. Winzer, die in Randgebieten des Weinbaus dem Boden ihre Reben aufzwingen und Erstaunliches hervorbringen. Obermaat Mally stellt einen vor.
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Klar, es gibt sie überall, diese Individualisten in Österreich (und anderswo), die sich einbilden in Salzburg oder Oberösterreich Wein keltern zu müssen. Doch keine dieser Regionen sorgte in letzter Zeit für soviel Aufsehen wie das kleine Weinbaugebiet Kärnten. Und dort ein Winzer ganz besonders.

Wein in Kärnten ist weit weniger abwegig als man glauben möchte. In Kärnten gibt es seit dem 15. Jahrhundert ununterbrochen Weinbau. Vermutlich sogar noch länger aber aus dieser Zeit ist er schriftlich bewiesen. Weil es gegen Ende des 19. Jahrhunderts jedoch eine kleine feuchte Eiszeit gab, kam der Weinbau mehr oder weniger zum Erliegen.

Doch dem Klimawandel ist es zu verdanken, dass in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine lokale Kärntner Weintradition neu belebt worden ist. Und zwar nicht einfach nur mit dem Ziel irgendeinen Wein zu produzieren. Nein, man wollte tatsächlich Qualität. Und so kam es, dass 1993 der Kärntner Weinbauverein „Vinum Carinthiae“ gegründet wurde.

Der Zweck des Vereins ist die Wiedereinführung des Weinbaus in Kärnten als landschaftsgestaltendes Element. Seit dem Jahr 2000 erfolgt die Qualitätssteigerung fast galoppierend. Seit 2005 gibt es in Kärnten sogar ein eigenes Weinbaugesetz.

Wo der gute Wein wächst…

Die wichtigsten Lagen Kärntens befinden sich im Lavanttal, im steirisch-kärntnerischen Grenzgebiet. Mit der Weststeiermark teilt man sich die für Schilcher bekannte „Saualpe“.

Blauer Wildbacher, den man für den besonders reschen steirischen Rosé benötigt, ist auch eine Kärntner Ursorte und gar nicht so steiermärkisch, wie man es dort gerne hätte. Aber auch am Ossiachersee, in Sankt Veit an der Glan, in Sittersdorf und seit ein paar Jahren am Wörthersee, wo das Gemeinschaftsprojekt „Klagenfurter Stadtweingärten“ zu Versuchszwecken ins Leben gerufen wurde, wird Wein angepflanzt.

Ein besonders aktiver Kärntner Winzer heißt Roland Pulsinger, der Obmann von „Vinum Carinthiae“. Pulsinger stammt aus keiner Winzerfamilie und hatte nie etwas mit dem Weinbau zu tun, bis er im Rahmen einer Studienreise die österreichische Weinwelt kennen und den heiligen Rebensaft lieben lernte.

Der Wein begeisterte den Geographen derart, dass er seine Diplomarbeit dem für Weinbau günstigen Kärntner Klima widmete und seine Studien mit der Bepflanzung eigener Weingärten untermauerte.

1994 gründete Pulsinger gemeinsam mit seinem Vater einen Weinbaubetrieb, die Love´n´taler Weinmanufaktur. Hier schlägt das Herz des Weinlandes Kärnten.

Pulsinger wollte von Anfang an Weine machen, die anders sein sollten, als die gängige Vorstellung vom Kärntner Wein. Er wollte mehr. Weine mit Rückgrat, Struktur, Harmonie, Finesse und Lagerpotenzial.

In seinen Weingärten im Lavanttal finden sich Spezialitäten, die man auch der Steiermark zuschreibt. Weißweine der Rebsorten Gelber Muskateller, Sauvignon Blanc, Burgundersorten und Rotweinreben der Sorten Zweigelt und Dornfelder. Ja, richtig gelesen: Dornfelder. Bei einer Studienreise verliebte sich Pulsinger in den Dornfelder Rebstock. „Der hat mir damals einfach so gut gefallen – die Blätter, die dunklen Trauben. Einfach schön. Und er fühlt sich bei uns auch sehr wohl.“ Da diese deutsche Spezialität in Österreich keine zulässige Qualitätsrebsorte ist, wird sie als Tafelwein vermarktet.

Die besten Lagen direkt beim Puff

Für Pulsinger sind die besten Lagen Kärntens die der „Seewiese“ beim Schloss Freyenthurn am Wörthersee, das seit ein paar Jahren als Edelbordell die Leute aufregt. Und einige anregt. „Das sind die Grand Crus meiner Heimat!“ Hier kultiviert Pulsinger Chardonnay, einen beachtlichen Riesling, Zweigelt und auch – sollte es die Witterung zulassen – Süßwein. Am meisten faszinierte mich ein Riesling von dieser Seewiese. Eine Riesling Spätlese, die sich eher an Deutschland als an Österreich orientiert. Und das ist gut so.

Von Beginn an ist dieser Riesling durch tiefgründige Mineralik geprägt. Glockenklare Rieslingfrucht mit Noten von getrockneten Marillen. Dahinter ein Flussbett mit vielen Steinen und eine Böschung mit Kräutern wie Melisse und Zitronenthymian. Ein Charmeur von einem Riesling.

Gefällige Süße, die die Säure vielleicht ein kleines bisschen überfordert. Feine Stilistik, niemals zu üppig. Macht absolut Freude und schmeckt zu Käse ganz toll. Ein Wein, den man mindestens einmal getrunken haben muss. Man darf gespannt sein was aus Kärnten noch kommt.

  • Riesling Seewiese 2010 (12,5 % Alkohol) von Roland Pulsinger für 12 Euro.
 

Datum: 3.7.2011 (Update 2.9.2014)
 

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