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Dicke Lippe: Picpoul nach dem Strand

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Rettungslotse Balcerowiak hält sich wacker gegen den Spott der Mannschaft, hier nur für billig zuständig zu sein. Und setzt mit einem obergünstigen aber seltenen Picpoul noch einen drauf.
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Wenn unser Schiff mal an der französischen Mittelmeerküste entlangdümpelt, nutze ich die Landgänge stets zum Besuch der unzähligen kleinen Bistros, um dem Junkfood an Bord zu entfliehen. Und wenn ich mir dann Austern, Krustentiere oder Fisch bestelle, kommt mit ziemlicher Sicherheit ein Piquepoul (oder auch Picpoul) blanc auf den Tisch.

Zwar möchte eigentlich niemand einen Wein trinken, dessen Name übersetzt schlicht „Lippenbeißer“ lautet. Doch so schlimm ist es mit dem meist etwas grünstichigen Picpoul dann doch nicht. Denn die prägnante Säure ist bei besseren Exemplaren gut eingebunden und mineralisch unterlegt. Dazu kommen dezenter Blütenduft, eine wenig Birne und natürlich Zitrusnoten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Zurück im Heimathafen lässt sich zwar die Lust auf schwimmendes Getier weiterhin problemlos befriedigen. Aber Picpoul? Was da auf nicht einmal 1.500 Hektar hauptsächlich in Südfrankreich und auch in der spanischen Appellation Alella angebaut wird, landet wohl nur in homöopathischen Dosen in anderen Gefilden, wenn man mal von kleinen Beimengungen in weißen Chateauneuf-du-Pape absieht.

Picpoul aus dem Heimathafen

Doch ich, der Lotse, will Picpoul – und ich bekomme Picpoul. Es handelt sich um die „Prestige jaune“ Abfüllung der Domaine des Lauriers in Castelnau de Guers nahe Montpellier. Ein aufstrebender 45-Hektar-Betrieb, der sich auf reintönige, rebsortenreine Weine spezialisiert hat. Rund ein Drittel der Produktion entfällt dabei auf Picpoul, der den Status eines AOP-Weines hat.

Der Wein wächst auf Kalkmergel, sein Ertrag wird auf 60 Hektoliter pro Hektar beschränkt. Der Betrieb baut bei der Verarbeitungskette von der Traubenanlieferung bis zum Gärtank auf Schwerkraft und hermetisch verschlossene Edelstahlbehälter, um vorzeitige Oxidation zu verhindern – gute Voraussetzungen für reintönige Weine.

Runtergekühlt auch solo gut zu picheln

Und wer weder Austern, noch Garnelen mag: gut gekühlt (der Erzeuger empfiehlt 6-8 Grad) pichelt sich dieser Wein im Sommer dank seines erfrischenden Frucht-Säure-Spiels wie von alleine weg.

 

Datum: 5.7.2011 (Update 2.9.2014)