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Deutsche Lagen: Just a Winning Team.

Hübsch bewachsener Uhlen.
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Immer nach den Lagen fragen! Maat Felix Eschenauer fuhr an die Mosel, um dem Winninger Uhlen zu huldigen, eine deutsche Einzellage, die Geschichte machte. Als Geburtsort einzigartiger Rieslinge.
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Dass es hierzulande große Weine gibt, das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Das hört man schon mal, auch von Leuten, die sonst mit Wein nicht viel am Hut haben.

Dass man aber einen Weinberg rühmt, ihm wegen seiner Gewächse und seiner Schönheit Anerkennung zollt, das gibt es in Deutschland nicht. Anderswo schon: der „Clos Vougeot“, im Burgund, ist beispielsweise französisches Nationalheiligtum: Hinweistafeln kündigen diesen Weinacker schon von weitem an. Es ist kein Winzer, der seinen Besucher nicht am Arm packt und ihn an den Tempel des französischen Weinbaus karrt.

Einen der spektakulärsten Weinberge Deutschlands, den Winninger Uhlen, kennen viele Deutsche nur als grauen Schatten am Rande der Autobahnbrücke. Mitten durch den Steilhang gebaut, überspannt die A 61 dort auf über 200 Metern das Moseltal. Um die Lage in ihrer vollen Schönheit zu erfassen, muss man runter ins Tal, an den Fuß des Steilhangs. Oder rein in den Berg, einen wilden Ritt auf der Monorackbahn wagen. Wohin man blickt, scheinen Schiefermauern aus dem Fels zu wachsen, die hier „Chöre“ genannt werden. Dicht gedrängt, über knapp zwei Kilometer Länge, ziehen sich die Terrassen am Fluss entlang. Eine enorm breite, vielstufige Treppe, entstanden aus dem Tagwerk vieler Generationen.

Ähnlich wie in der österreichischen Wachau, stammen auch die Terrassen am Unterlauf der Mosel überwiegend aus dem Hochmittelalter. Im Sommer herrscht hier tropische Hitze und der wilde Bewuchs in den Mauerritzen verströmt jenen ätherischen Duft, den man später im Wein erkennen kann. Die Pflege der Terrassen verschlingt Unsummen. Und es steckt auch Gemeinnutz dahinter, wenn die ansässigen Weingüter diese kostspielige Aufgabe übernehmen.

Der Uhlen und seine drei Böden.

Der Uhlen, den sich die Gemeinden Kobern und Winningen als Lagennamen teilen, misst knapp 15 Hektar und lässt sich in die drei Abschnitte gliedern: Blaufüßer Lay, Laubach und Rothlay. Das ist die Einteilung, die der Terroir-Avantgardist Reinhard Löwenstein für die Bezeichnung seiner Parzellen vorgenommen hat. Eine sinnvolle Differenzierung. Die Böden unterscheiden sich deutlich. Und das schmeckt man.

Die Rothlay, mit ihrem rötlichen, eisenoxiddominierten Schiefer, zeigt eine entsprechend dunkle Mineralität und entwickelt sich im Fass und auf der Flasche extrem langsam. Weine aus der Blaufüßer Lay weisen auf die kühle, oft salzige Mineralität des anstehenden Blauschiefers hin. Der große Vorteil dieses Terroirs sind die tonhaltigen Verwitterungsböden, die insbesondere in heißen Sommern für ausgewogene Rieslinge mit feiner Säurestruktur bürgen. In der Laubach liegen die Parzellen mit dem höchsten Kalkgehalt. Das ergibt feste, in der Jugend oft strenge und unterschätzte Weine, die mit Reife cremiger und voller werden.

Reinhard Löwensteins Laubach ist folglich noch sehr jung, auch wenn die Farbe – wie bei fast allen Weinen Löwensteins – anderes signalisiert. Von vorschnellen Endrücken muss man sich bei Löwensteins Weinen freimachen: Die Jungweine sehen aus wie 20 Jahre alte Knochen, schmecken aber nicht wie Greise. Ganz im Gegenteil. Löwensteins Riesling Laubach zeigt einiges an Hefe, etwa der Duft nach einer Backstube am Morgen. Und den Geruch nach Kernobst, den alle Löwenstein-Weine in der Jugend haben: Angeschnittener weißer Pfirsich, dazu etwas Manderine, Zitrusfrüchte und ein klein wenig Kräuter. Dann der Schiefer: Nasser, warmer Stein im Weinberg, mit Flechten bewachsen. Petrolscharfe, salzig-kühle bis nussig-herbe Würze, die man – einmal gerochen – nie mehr vergisst.

 

Datum: 24.7.2013 (Update 25.8.2014)
 

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