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Zeit für einen deutschen Klassiker. Denn immer nur Entdeckungen trinken, bindet die Menschen nicht an die Tradition.
Was wir kennen, macht uns glücklich. Manchmal jedenfalls. Und heute soll einfach etwas Solides ins Glas.
In der Literatur sind sich die Deutschen einig. Fragt man auf der Straße nach den deutschen Klassikern, werden vermutlich auch Menschen, die sich höchstens mal bei „Wer wird Millionär“ mit Büchern auseinandersetzen, übereinstimmend antworten: Goethe, Schiller, Konsalik. Aber deutsche Weinklassiker? Das dürfen sie in Deutschland nicht fragen.
Unkopierbarer Stil.
Dafür aber in England. Da kommt es wie aus der Pistole geschossen: Egon Müller, „Jay-Jay“ Prüm, Robert Weil. Wir bleiben im bekanntesten Gebiet, zudem genau dort, wo man die unsägliche Brücke baut. In Wehlen.
Hier steht ein Weingut stellvertretend für einen Stil, der nicht zu kopieren, nicht zu imitieren ist. Das Weingut Johann Josef Prüm, in Deutschland wie im Ausland kurz „Jay-Jay“ genannt, hat das Bild vom filigranen, zarten, eleganten Moselstil geprägt, wie kein zweites in der Welt. Dabei ist dieser Stil nicht einmal besonders alt. Vermutlich hat er sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt und wurde auch nicht ganz freiwillig kreiert. Wir können uns heute kaum noch vorstellen, wie die meisten Jahrgänge vor den 1990er-Jahren gewesen sind.
Nicht jedes Jahr voll ausgereift.
Zum Beispiel, dass Riesling nicht in jedem Jahr die Möglichkeit hatte, voll auszureifen. Und der Restzucker häufig dazu diente, die unreife Säure zu stützen. Im Weingut Prüm war die Reife wohl eher nicht das Problem, denn es gibt kaum ein Weingut, das seine Trauben länger am Stock hängen und ausreifen lässt. Mit allen Risiken, die das Wetter im Spätherbst birgt. Auch auf die Gefahr hin, deutliche Mengeneinbußen hinnehmen zu müssen.
2007 war ein Traumjahr für die ganze Region und ein besonders erfolgreiches für das Weingut Prüm. Doch viele 2007er zeigen mittlerweile leider eine bedenkliche Reife, wie ich sie in diesem jugendlichen Stadium nie für möglich gehalten hätte. Man muss abwarten.
Der Prüm-Furz.
Nicht reif, sondern von fabelhafter, jugendlicher Frische, ist der Klassiker des Weinguts schlechthin. Der Wein, der häufig die besten Auslesen und Botrytisweine in die Schranken weist, die restsüße Spätlese aus der Wehlener Sonnenuhr. Jeder gute Prüm beginnt mit dem sogenannten „Prüm-Furz“, das ist ein sehr intensiver Geruchtston, der durch reduktiven Ausbau, spontane Gärung und Schwefel entsteht und der – je nach Jahrgang – mehr oder weniger ausgeprägt nach dem Entkorken aus der Flasche dampft. Wenn man das nicht mag, sollte der Wein gleich großzügig in der Karaffe belüftet werden.
Mit viel Luft zeigt sich dann die wunderschöne, typische Nase aller Weine aus der Wehlener Sonnenuhr. Nach Weißdorn, ganz zart auch nach Flieder und Haselnuss. Auch eine Spur Honig und weißer Pfirsich im Gepäck.
Im Mund tanzt der Wein förmlich, die Beerenreife des Jahrgangs schlägt sich mit einer ausgeprägten Pfirsichnote nieder, voller, süßer Pfirsichsaft und Ananas. Eine wilde, heftige und schieferbetonte Würze und die rassige Säure mildern die Süße.
Bitte warten.
Ein jetzt recht einfach zu trinkender, aber nicht leicht zu verstehender Wein, der sicher in acht bis zehn Jahren ein Erlebnis sein wird, das nur ein Klassiker bringen kann. Auch das ist eine Erkenntnis aus der Literatur – die Klassik folgt auf Sturm und Drang.
- Riesling Spätlese 2007 Wehlener Sonnenuhr von J.J. Prüm für 27,00 Euro.
Ohne Krawall rummst es hier nicht, oder? Aber ich freue mich, hier auch mal einen meiner Lieblingsweine zu finden. Kann auch das preisgünstigere Himmelreich empfehlen. Hat Herr Eschenauer auch eine Meinung zum Jahr 2010 bei Prüm?
Ich habe Katharina Pruem von JJ Pruem neulich in Washington getroffen und unter JJ Pruem Goes Supermarket: Meeting Katharina Pruem and Tasting the Incredible JJ Pruem Wines at Wegmans http://schiller-wine.blogspot.com/2011/03/jj-pruem-goes-supermarket-meeting.html darueber auf schiller-wine berichtet
Was hat es mit der AP # 24 auf sich? Ist die besser als Prüm Spätlesen mit anderer AP #?
P.S. Gute neue Serie. Ich freue mich auf weitere Folgen.
Krawall? In manchen Jahren schmeckt mir auch das Himmelreich, wobei das für mich eine Lage ist, die nur mit Botrytis zu Hochtouren aufläuft. 2010 habe ich noch nicht probiert, weil es noch keine Gelegenheit gab. Prüms zeigen ihre Weine ja immer erst sehr spät.
#24 schmeckt mir besser als beispielsweise die #11. Die Versteigerungs-Spätlese #25 überstrahlt alle, kostet aber unverhältnismäßig viel.
Sind Prüm-Weine ihren Preis wert? Für mich nicht – vor allem haben sie keine weiteren Elogen nötig.
Gefasel? OK, ich antworte auch auf rhetorische Fragen: Für mich sind sie nicht immer ihr Geld wert, insbesondere die Goldkapsel-Auslesen und drüber. Was die Spätlesen angeht gibt es an der Mosel wohl kaum aromatischere und zartere Weine. Wer diesen Stil liebt, wird keinen Ersatz finden.
Also nix für ungut. Ich war in ca. 100 der 111 Moselorte, bin beideseits mit Auto und Fahrrad gereist, stamme selber hier her und sage: das Foto ist leider am Douro in Portugal (gerade mal 1500 km entfernt) aufgenommen worden.
Wenn Mangel an guten Fotos der Mosel herrscht, helfe ich gerne: http://www.amlinger.de
Als kleinen Tipp gebe ich, dass an der Mosel generell keine roten Dächer bzw. andersfarbigen Dächer als Schiefergrau erlaubt sind.
Kurz zu Prüm: Persönliches Problem habe ich mit den diversen verschiedenen Abfüllungen und AP-Nr. je Lage und Qualitätsstufe; teils finden sich doch deutlich unterschiedliche Füllungen beim gleichen Etikett? Gute Kunden sollen bessere Fuder bekommen, hat mir ein guter Kunder erzählt?
Ich kenne jetzt nur die „Füllungen“ des guten Kundens, und die waren teils grandios.
Grüße bei einem guten 2010er Mosel
peinlich, peinlich!
man sollte sich in Sachen Moselbrücke nicht so aus dem Fenster lehnen, wenn man den Unterschied zwischen dem betroffenen Moselteilstück und dem Durotal nicht erkennt.
Aber das bestätigt meinen ohnehin vorhanden Eindruck, der aber auch ein gesellschaftliches Phänomen ist: Die Lautstärke und Intensität , mit der zu strittigen Themen Position bezogen wird, steht nicht immer in direktem Zusammenhang zur Kenntnis der Materie.
Gut, dann noch einmal:
Mir geht es nicht um die Kosten. Und wir müssen das Projekt auch nicht mehr diskutieren, es ist durch. Und damit auch Ende.
Aber: Man hätte untertunneln können, das schrieb ich schon am Beginn der Diskussion. Wenn Sie alle Artikel aufmerksam nachlesen, werden Sie merken, dass ich immer für die Straße und gegen die Brücke war. Letztlich wären die Kosten geringer gewesen Aber egal: Vorbei ist vorbei. Ich bin kein Deutscher und kann manch deutsche Entscheidungen nicht nachvollziehen. Aber als Gast hat man sich wie ein Gast zu verhalten. Die Deutschen machen so viel richtig, also sollen sie auch mal was falsch machen.
Punkt D: Völlig Ihrer Meinung.
Gute Nacht..
Und das persönliche habe ich gelöscht. Das hat gute Gründe..
Leider ist auch ihre gute Antwort weg, sorry..
schade dass meine Rückmeldung weg ist. Ich könnte das nochmal formulieren, aber in diesem Kontext ginge das wohl sowieso unter. In der Diskussion sind die Fronten so verhärtet, dass Sachargumentente keine Rolle mehr spiel.
Ich wollte Sie zu Beginn des Austauschs nicht angreifen. Falls es bei Ihnen so ankam – Sie haben zurück geschossen. Aber ich fand es als Moselaner schon sowohl amüsant als auch ärgerlich, dass Sie mit einem Foto vom Duoro eine Diskussion über Mosel einläuten.
Ich bin in einer Position, in der eine öffentliche Positionierung zum Sachverhalt Brisanz birgt. Deshalb mein Gaststatus. Wenn Sie wirklich am Austausch von Argumenten interessiert sein sollten – gerne per Mail!
Die Brücke ist ja gegessen. Damit hat es sich auch zu diesem Thema. Und das Douro-Foto tausche ich nicht aus, weil Mosel im Bildtext der Agentur steht. Und man zu Fehlern stehen muss. Ich wünsche frohes Schaffen und frohes Leben..
Nur zur Klarstellung: hier haben zwei Gäste geredet. Von mir war nur Beitrag 25.05.11 23:00 (Hinweis aufs Dourotal); nicht dass, was danach kam und gelöscht wurde.
Damit das nicht mehr passiert hab ich jetzt einen Login.