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Deutsch-amerikanische Freundschaft.

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Ein vornehmer Moselriesling aus der Nähe von Seattle - hä? Naja, stimmt nicht ganz. Aber der Wein schmeckt wie ein Rückblick auf die alte Tradition.
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Riesling aus Washington State, dem nordwestlichsten Bundesstaat der USA. Nanu? Man denkt sofort an die klamme Atmosphäre in der kultigen TV-Serie Twin Peaks von David Lynch. Regen, Wolken, kühle Stimmung. Aber weit gefehlt. Weinbau ist hier eine logische Konsequenz wenn man sich mal die herrlichen Bedingungen anguckt.

Wenig Niederschläge, viel Sonne während der Reifezeit, kühlere Tage, wenn die Ernte naht und somit die Trauben noch etwas länger am Rebstock verbleiben können. Und generell sandige und durchlässige Böden.

Region mit lustigem Namen.

Washington State, das zweitgrößte Weinanbaugebiet der USA, ist in drei Regionen aufgeteilt. Eine davon hat einen sehr lustigen Namen: Columbia Valley, Walla Walla Valey und Yakima Valley.

Das Weingut Château Ste. Michelle liegt nur 20 Meilen von Seattle entfernt. Die Trauben aber, die im Riesling Eroica stecken, kommen aus Lagen des zentral gelegenen „kühlen“ Columbia Valley. Denn im Gegensatz zur Westküste mit ihren milden Weinen ergibt das trockene Klima hier mit seinen großen Tag-Nacht-Temperaturunterschieden chraktervolle Weine europäischer Prägung. Eine sehr beliebte Rebsorte hier ist… Riesling!

Joint Venture mit Dr. Loosen von der Mosel.

Da lag es nahe, dass sich die Leute von Château Ste. Michelle einen renommierten Rieslingwinzer von der Mosel holen, um einem ihrer Rieslinge einen gewissen Schliff zu verleihen: Ernst Loosen vom berühmten Weingut Dr. Loosen, der auf unserem Foto oben mit dem Ste. Michelle-Weinmacher Bob Bertheau posiert.

Wohl auch wegen der deutschen Beteiligung fanden die Weinvermarkter des Château dann diesen pompösen Namen: Eroica – inspiriert von Beethovens dritter Symphonie, die Napoleon gewidmet war. Was dem Komponisten angesichts der imperialen Auswüchse des Generals später sehr peinlich geworden ist…

Egal, das Projekt läuft schon seit über 10 Jahren und das zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Mal sehen, ob es uns genauso geht.

Ah, Bruder Botrytis war auch schon da…

In der Nase dezente Noten von Fahrradschlauch, Gänseblümchenwiese und Lindenhonig. Honigaromen – das könnte Hinweis auf ganz leichte Botrytis sein. Also jener Edelfäule, die im Riesling oft ganz gezielt zum Einsatz kommt. Insbesondere bei edlen Spätlesen, Auslesen oder Trockenbeerenauslesen.

Im Mund deutliche Restsüße und ein leichtes Prickeln. Die Amis lieben das und MÜSSEN förmlich ausflippen. Nur 12% Volumenprozent Alk machen den Schluck recht mild, wozu auch die sehr moderate Säure beiträgt. Es muss wohl sehr reifes Lesegut gewesen sein, das da in die Presse gewandert ist. Insgesamt kaum konkretes Obst zu schmecken, der Weinmacher wollte wohl weg vor der Fruchtbetonung. Obwohl: etwas Aprikose ist plötzlich da. Dann am Gaumen wieder Gänseblümchen, Lindenhonig und Salbei. Und ein traumhaftes, schmelziges Süße-Säure-Spiel.

Altmodisch-edel und nicht ganz billig.

Für Freunde traditoneller Rieslingkunst ein wahrer Genuss. Und genau die Sorte Wein, für den Deutschland in der weiten Welt geliebt wird. Es steht zwar nicht drauf, ob dieser Wein Kabinett, Spätlese oder Auslese ist – kein Wunder, die deutsche Weinbürokratie ist weit weg – aber für mich schmeckt er wie eine typische Spätlese. Denn für einen Kabinett ist er schon viel zu massiv. Was dazu essen? Cajun-Food (karibische Küche) oder gebratene Kalbsleber in Estragon-Senfsoße.

 

Datum: 13.7.2015 (Update 3.9.2015)
 

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