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Sie suchen Verbindlichkeit und Halt - jenseits von Meinung und Geschmack? Es gibt Weine, die man im Leben getrunken haben muss, sagt der Captain. Es müssen nicht immer die teuersten Flaschen sein (sind es meistens aber). Hier sind zehn Weine von Weltklasse.
Der Captain probiert und kostet: ein lebenslanges Lernen. Ab und zu raunen ihm Botschafter gar erstaunliche Notizen ferner Verkostungen zu. Sie sprechen von Weinen, die man in seinem Leben unbedingt getrunken haben sollte. Und zwar jetzt.
Der Captain folgt jedem dieser Hinweise. Und so hat er seinen eigenen kleinen Kanon siener Weine zusammengestellt – die Literaten unter uns mögen den Missbrauch dieses Begriffes verzeihen. Wir fangen mit dem günstigsten Wein an, eine Flasche, die man sich noch leisten kann.
1: Riesling Kabinett, J. J. Prüm, Wehlener Sonnenuhr 2004, Mosel, Deutschland
Ein hervorragendes Beispiel bester deutscher Rieslingkultur. Grossartiges Zusammenspiel von mineralischer Säure, herrlicher Restsüße und noch angenehmen Petrolton (leichter Geruch nach einer italienischen Tankstelle in der Mittagssonne, kommt vom Schieferboden). Schmeckt nach grünem Apfel und ein bisschen nach Grapefruit. Wenig Alkohol (8,5%). Großartig. Kostet zwischen 17,00 und 30,00 Euro.
2: Grüner Veltliner Honivogl Smaragd 1997, Franz Hirtzberger, Wachau, Österreich
Der Beweis, dass österreichische Veltliner im Smaragdbereich (spätere Lese, Mindestmostgewicht: 82,5 Öchsle) zu den haltbarsten Weißweinen der Welt zählen und durchaus mit großen Burgundern mithalten können. Mittlerweile sind auch die Erzeuger draufgekommen und haben die Preise irrwitzig verteuert. Ein schöner und sehr eleganter Wein mit einer verhaltenen Pfeffernote, mächtig und dickflüssig. Bevor wir hier aber beginnen andächtig herumzubeten: Länger, als ein paar Monate, bleibt dieser Honivogel nicht mehr derart perfekt. Und: Er passt gut zu frisch geschossenem Gefügel. Schickt den Maat an Land, er soll mir auf der Insel einen Fasan schießen! Zwischen 45,00 und 105,00 Euro.
3: Burgogne Aligoté 2006, Domaine Coche-Dury, Burgund, Frankreich
Dieser Wein ist eine Gemeinheit. Erstens ist der der billigste Wein eines der besten Weingüter der Welt. Zweitens ist er großartig, weil alle Weine des alten Jean-Francois großartig sind, so auch sein einfachster Burgunder. Drittens kriegt man ihn nicht, denn der gute Jean-Francois produziert immer nur Minimengen. Viertens kriegt man ihn nicht, denn der böse Jean-Francois verkauft diese Minimengen nur, wenn man ihm auch die anderen Minimengen seiner richtig teuren Weine abnimmt.
Die einfache Beschreibung: Lecker. Leckerer geht nicht. Coche-Dury Weine haben eine spezielle Note, die man vom ersten Schluck an immer erkennen wird. Alle Weißweine kaufen, die man von dem Mann kriegen kann. Zwischen 20,00 und 60,00 Euro.
4: Tignanello 1990 Magnum, Antinori, Toskana, Italien
Zugegebe, ein Modewein. Und immer gut zu trinken, wenn nichts anderes zu haben ist. Aber die ersten Ernten des Tignanello standen noch unter der besonderen Aufsicht von Piero Antinori, dem genialen und populistisch orientierten Weinmacher der Familie. Der 1990er ist jetzt in der Magnumflasche unfassbar gut zu trinken. Er vereinbart Wucht und Macht mit herausragender Eleganz und einer grandiosen Trinkfreude. Am liebsten würde man sich die Flasche umschnallen und stundenlang dran nuckeln. Der Wein zeigt auch die Anfänge des besseren italienischen Weinbaus, die Orientierung an Frankreich und der Ideologie vom Vorteil des Bodens, auf dem diese Trauben wachsen. Bei den neuen Tignanellos kann man sich ja leider nicht mehr sicher sein, wo die Beeren nun reifen (in Ungarn?). Aber das ist eine andere Geschichte. Die vom Markt und den Moneten. Zwischen 250,00 und 450,00 Euro.
5: Chateau Suduiraut 1990, Sauternes, Bordeaux, Frankreich
Ein Süßwein. Was soll man sagen? Der Süßwein dieses Jahres. Besser als der irre teure Yquem. Besser als alles, was man bislang süß getrunken hat. Junge Melone trifft kandierte Zitrone und feine Vanille. Ergebnis: höchstmögliche Eleganz. Auch so ein Saft, nach dem der Captain verzweifelt giert Die Bank schickt regelmäßig eine Brieftaube aufs Schiff, wenn er das Konto wieder mal bis zum Anschlag überzogen hat, weil er sich ein Kistchen Suduiraut in den Schiffsbauch tragen ließ. Zwischen 180,00 und 400,00 Euro.
Natürlich sind alle diese Weine teilweise oder sicher vom regulären Markt verschwunden. Man muss schon suchen. Am besten bei den unzähligen Weinhändlern, die sich auf alte und rare Weine spezialisiert haben. In Österreich beispielsweise Rarewine Austria. In Deutschland Paulson Rare Wine. Das Suchen und finden dieser Weine ist auch für den Captain immer ein Abenteuer und es kann sein, dass wir gleichzeitig auf die gleiche Flasche bieten. Bei älteren Jahrgängen ist es wichtig, dass der Wein nicht endlos durch die Welt geschippert wurde und die Schulterhöhe des Weins nicht zu niedrig ist. Lassen Sie sich vorher ein Foto der Flasche schicken. Die angegebenen Preise beziehen sich auf Handel und Restaurants.
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Weiter geht´s mit den Muss-Weinen des Captain…
6: Chateau Margaux 1900, Magnum, Chateau-Füllung
Bei derart alten Weinen ist vor allem auf die Schulter des Füllmenge zu achten (also wie hoch der Wein noch in der Flasche steht und wie viel schon verdunstet ist). Dann noch auf den Zustand des Korken und auf den Abfüllort. Denn früher war es üblich, dass die Chateaus ihre Weine auch in Fässern verkauft haben, die dann in anderen Ländern (meistens England) abgefüllt wurde. Eine Chateau-Füllung, also eine Füllung vor Ort, ist vorzuziehen (der Captain weiß, auch hier gibt es Ausnahmen).
Dieser 1900er Margaux ist eine Sensation. Die Farbe in der Mitte noch frisch, am Rand verhalten ziegelrot bis bräunlich. Er riecht nach Tabak, Zedernholz, nach frischen Steinpilzen und reifer Feige. Dabei ist dieser Wein 109 Jahre (!) alt. Unglaublich. Und auch nach dem ersten Schluck bleibt klar, dass er tatsächlich noch lange überleben wird. Gut gelagert, bei idealen Bedingungen, bleiben dem Saft noch mehr Jahre, als dem Captain. Schluck! Preis: 5.500,00 – 8.000,00 Euro. Erschwinglicher bei Verkostungen.
7: Chateau Mouton 1945, Doppelmagnum, Chateau-Füllung
„Das Jahr der Befreiung“ steht auf dem Etikett. Es ist erste Jahr nach der deutschen Besatzung. Und die Geschichte bestraft Deutschland mit einem Hungerwinter und belohnt Frankreich mit einem Supersommer, in dem die Trauben für diesen Wein reiften. Auch dieser Trank ist quasi unerreichbar, nur erschwinglich, wenn jemand von ihm kosten lässt oder ein reicher, russischer Reeder (wie im Fall des Captains) eine Flasche spendiert.
Ein Gigant, voll Stoff, rund, geschmeidig und ein starker Nachhall am Gaumen. Präsente Tannine stärken seine herrliche Eleganz. Der 45er Mouton riecht nach einem Teller etwas überreifer Beeren, nach Cassis, aber auch nach nasser Erde und Teer (nicht jedermanns Sache).
Ein extremer Langstreckenläufer, der (wie etwa auch der 1986 Gruaud Larose) noch viele Jahre vor sich hat. Deswegen gibt es auch wenige Flaschen am Markt, denn selbst der notleidende Investmentbanker (gibt´s den überhaupt?) hält diese Flasche bis zum Bankrott zurück, um sie dann unter der Brücke auszutrinken. Preis: 6.000,00 – 11.000,00 Euro. Erschwinglicher bei Verkostungen.
8: Chateau d´Yquem 1967
Die Beatles veröffenlichten „Sgt. Peppers“, Hendrix schrammte „Hey Joe“, die ganze Welt nahm LSD, nur der Kellermeister bei Yquem blieb bei klarem Verstand und kelterte diesen Superwein, wie man ihn nur im Sauternes finden kann. Das Musterbeispiel eines perfekten Süßweins.
Die Farbe erstaunt den Captain, sie ist weniger dunkel als erwartet . Nur ein helles Goldgelb mit einigen Kupferreflexen schimmert aus dem Glas. Doch dann die Explosion der Eindrücke. Einmal den Zinken zwischen die Glaswände geschoben und schon springen ihm die Gerüche entgegen: Honig, Lindenblüte, Aprikose (Marille für die Ösis hier), Bienenwachs und noch viel Undefinierbares mehr. Diese Gerüche werden im Mund anhaltend präsent und vereinigen sich mit dem Vanille des Holz zu einem Gesamtkunstwerk (welch blödes Wort, aber es stimmt) aus Aromen und Geschmäckern. Der 67er Yquem fällt unter das Suchtmittelgesetz. Handschellen, verhaften, trinken. Preis: 1.400,00 bis 3.500,00 Euro.
9: Port Colheita 1924, Niepoort
Unten in Portugal wussten die Briten immer schon, was sie tun. Sie beherrschen auch heute noch große Teile des Weinbaus der Region (die großen Firmen gehören inzwischen internationalen Konsortien). Die Niepoort´s sind aber Auswanderer aus Holland, die hier seit Jahrzehnten Wein keltern. Colheita ist der Begriff für Weine einer oder verschiedener Sorten, die mindesten sieben Jahre im Fass gelagert waren und bei Abfüllung meistens schon trinkreif sind. Also nicht immer Langstreckenläufer.
Um so erstaunlicher dieser 24er Port. Im Glas präsente Alterstöne, die den Verdacht nähren, der Wein befände sich auf seinem Weg zum Grab. Doch Irrtum. In der Nase dann noch deutliche alkoholische Anklänge, die auf ein stabiles Gerüst verweisen. Bitterschokolade, Blaubeere, Tabak, wieder Cassis (das kriegt man selbst mit Fleckenmittel nicht raus) und auch ein bisschen welkes Laub. Im Mund dann herrlich rund und elegant. Im Nachklang schon ein ganz klein wenig eindruckslos – hier machen sich die Jahre bemerkbar. Preis: 860,00 bis 2.200,00 Euro.
10: Chateau Cheval Blanc 1961 Magnum
Der Klassiker aus dem Jahrhundertjahr. In dem Film Sideways leert ihn der Hauptdarsteller zum Schluss in einen Plastikbecher und kippt die Flasche in einem Schnellimbiss. Da der Captain derartige Lebenskrisen nicht kennt, trank er den Cheval in einem anständigen Glas eines namhaften Produzenten und sah schwarz.
Denn das dichte Rubinrot ließ kaum einen Durchblick zu, so dunkel ist die Farbe dieses fast fünfzig Jahre alten Weins. In der Nase dann die Bestätigung. Ein Wein in Bestverfassung, der noch viele Jahre vor sich hat. Auch er wird den Captain überleben. Brombeere, Cassis (jaja, Cassis) salzige Lakritze, Pflaume, dunkle Schokolade und auch frische Minze – der Captain wird zum Schnüffler.
Dann trinkt er einen Wein, wie er besser nicht sein kann. Klar von den reifen Cabernet Franc dominiert, der den Cheval rund und würzig erscheinen lässt. Viel Pfeffer. Viel, viel Pfeffer. Dann etwas Zimt auf der Zunge. Und Trüffel. Schlichtweg genial. Preis: 6.000,00 bis 11.000,00 Euro. Erschwinglicher bei Verkostungen.
Ich plädiere dafür, die Weinempfehlungen erst nach 17 Uhr ins Netz zu stellen. Das Lesen des heutigen Logbuchs erweckt Gelüsste, die mit der Tageszeit nicht vereinbar sind.
Das ist eine höchst perfide Liste für einen einfachen Matrosen wie mich. Hier bitte einen Link zu Nummer 3 hinstellen, jetzt, sofort.
@Statuskrah Reserve: Für 20-60 Euro wirst du keinen Wein von Coche-Dury im Internet finden. Die Weine sind viel zu gefragt und gesucht. Der Aligoté (habe nur den 2010ner gefunden) kostet bereits deutlich mehr. —> http://www.di-jin-wines.com/images/stories/liste.pdf
@Captain: Kann man den Monfortino Riserva von Giacomo Conterno dieser Liste ebenfalls hinzufügen? 😉
Können Sie machen. Dann aber mehr im Detail..
Die entscheidende Frage lautet: Wie komme ich an den reichen und spendablen russischen Reeder ran?
Die allerwichtigste Frage, wo es ja nicht einfach ein 1900er Margaux sein muss, nein, aus der Magnum sollte er schon sein, — ist da nicht zu 99,9 % gefläschte Ware unterwegs. Ich hab da noch eine Aussage von (?) Broadbent im letzten „Dummy“ zu einem 47er DRC Burgunder im Ohr, von dem zwar nur 927 Flaschen erzeugt wurden, aber schon locker 6000 Flaschen verkauft wurden.
Ist da selbst nach dem Auffliegen des Dr. Conti-Skandals nicht unglaublich viel gefälschte Ware unterwegs?
Außerdem: Für meinen Geschmack zu viel BDX auf der Liste. Keine roten Burgunder? Wo ist die 21er Doctor Auslese? Wo die Egon Müller TBA?
5 entscheidende Tip(p)s :
1.: Zunächst mal Tanker (oder mehrere,je nach Finanzlage)
kaufen und sich anwanzen
2.: Zunächst mal abklären,ob der Mann hetero oder homo
orientiert ist
3.: Zunächst mal die Bodyguards eliminieren
4.: Zunächst mal Russisch lernen,Towarischtsch
5….: Hofer….,es wird nicht klappen…
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gefahndet („Rasterfahndung“),aber wahrscheinlich
deutet alles auf „ad 6“ hin
Am günstigsten gibts Coche in D bei Cave Steines in Erding!
Allerdings nicht offiziell und natürlich nicht alleine und auch nur für Stammkunden!
Aber einen Versuch ist es immer Wert!
2 Sauternes???
danke an den Captain!
lieber wären mir Empfehlungen gewesen die man auch noch kaufen und leisten kann!
@Tom und die anderen nachdenklichen:
EURE ARMUT KOTZT MICH AN!
hi manfred, mit der wandlung zum captain war sicher eine idee dahinter (so nehme ich an) der weinszene die ver-snobung zu vermiesen. nun empfiehlst du hier weine jenseits der 100er und 1000er marke. die weinszene ist doch versnobt!