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Der größte Winzer Australiens hat 4 Hektar

Rick Kinzbrunner in seinem Keller.
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Der Captain trinkt Rotwein von Rick Kinzbrunner, der das berühmte Mini-Weingut Giaconda bei Melbourne besitzt.
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Wenn dich teure Weine nicht interessieren, bist du jetzt raus. Denn der Captain hat Rotwein auf dem Verkostungstisch stehen, der knapp 70 Euro kostet. Und tschüss!

Für alle anderen, die sich nicht einschüchtern lassen, folgen jetzt ein paar Zeilen mit einer Trinkempfehlung, die dich vielleicht doch zum Kauf verführt. Auch wenn du das (noch) empört von dir weist. Die große Frage, wieviel Wein kosten darf, lasse ich heute beiseite. Dazu kommt demnächst ein längeres Lesestück, das dem Captain aus London zugespielt wurde. Stay tuned, wie die Engländer so schön sagten, als es noch Drehknöpfe an Radios gab.

Aus dem (historischen) Dunstkreis des Empire kommt auch der Estate Vineyard Shiraz von Giaconda, und zwar aus dem südlichen Australien, nicht jedoch aus der Anbauregion Südaustralien (bei Adelaide), sondern aus Victoria (bei Melbourne), die sogar südlicher als Südaustralien liegt. So bescheuert ist die Weinwelt manchmal, habe ich das schon erwähnt? Es handelt sich um reinsortigen Shiraz, also Syrah.

Gibt es einen Unterschied zwischen Shiraz und Syrah? Eindeutig: jein!

Syrah und Shiraz sind zwei verschiedene Namen für dieselbe Rebsorte und Weine, die daraus hergestellt werden. Genauso wie Grauburgunder und Pinot Grigio. Syrah sagt man im französischen Rhônetal, wo die Sorte Cheftraube der nördlichen Rhône und Verschnitttraube an der südlichen Rhône ist. Shiraz ist der typische Sortenname in Australien, der auch einen Stil beschreibt. Shiraz ist in der Regel üppiger, reifer, fruchtbetonter Wein. Wer – im Gegensatz dazu – seinen Wein Syrah nennt, möchte auf eine Machart im Stil der Alten Welt hinweisen. Oder auch nicht.

Shiraz ist aber auch Name einer persischen Großstadt im zentralen Süden des Iran, die für ihre Gärten bekannt ist. Wahrscheinlich wurden die ersten Weine, die Menschen kelterten, dort hergestellt. Lange Zeit war man der Meinung, dass Stecklinge aus Persien in die Rhône-Region gebracht wurden und Syrah eigentlich aus Persien stammt. DNA-Tests widerlegten diese romantische Vorstellung. 1:0 für Frankreich. Wissenschaft ist manchmal gemein.

Mein Wein für heute nennt sich Shiraz und ist dennoch meilenweit vom Idealtypus der fleischigen Aussie-Marmelade entfernt. Er kommt aus dem Anbaugebiet Beechworth (gehört zu Victoria) nordöstlich von Melbourne. Die Region ist vor allem für Pinot Noir und Chardonnay bekannt, aber aufgrund des gemäßigten Klimas vermag sie auch mit Shiraz, Cabernet Sauvignon, Riesling und einigen anderen Sorten zu überzeugen.

Und so schmeckt mein Estate Vineyard Shiraz von Giaconda: Im Glas satt schimmerndes Dunkelrot. In der Nase konzentrierter Brombeersaft mit würzig-beerigen Noten, Orangenschale, Milchschokolade mit ganzen Haselnüssen von Lindt. Raumgreifend im Maul, pfefferwürzig, mit schmelziger Extraktsüße, dunkel glänzender Säure, dezent-karamelliger Fassromantik, Bitternoten von Räucherspeck, Hustentropfen, Salz. Alles fein aufeinander abgestimmt und supernobel balanciert. Seidiges Übersee-Weinkino ohne jede Dicke. Eine Skulptur aus Wein.

Winzer Rick Kinzbrunner (Foto oben, was für ein Name!) ist DER Weinbau-Pionier von Beechworth. Der gelernte Maschinenbau-Ingenieur pflanzte 1982 hier seine ersten Rebstöcke, nachdem er durch alle wichtigen Weinbaugebiete der Welt getingelt war und hier und da arbeitete. Zum Beispiel bei Stag’s Leap, Simi Winery und für die Eigentümer von Château Pètrus. Lauter Namen, die Weinkenner strammstehen und salutieren lassen. Menschen, die sich auskennen, bezeichnen Kinzbrunner als den „größten Weinmacher Australiens“. Dabei ist sein Betrieb klitzeklein: 4 Hektar! Das sind grob vier Fußballfelder oder etwas mehr. Man nennt solche Weingüter Boutique Winery. Inzwischen leitet Sohn Nathan den Betrieb.

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Ein Beitrag geteilt von Campbell Mattinson (@campbellmattinson)

Kinzbrunners Weine sind so knapp, dass der deutsche Importeur höchstens zwei Flaschen pro Bestellung rausrückt. Dieser Wein schmeckt so tiefgründig und lässig-schön, wie altes, schweres und blank poliertes Silber glänzt. Ein sagenhaftes Trinkerlebnis, das nur weniger Worte bedarf. Siehste, jetzt hast du richtig Lust auf diesen teuren Wein, oder

 

Datum: 22.1.2021
 

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