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Der beste Gelbe Muskateller der Welt

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Captains Maat Clemens Mally saß bei seinem Vater auf der Terrasse und grillte einen Fisch. Dazu trank er den Muskateller eines steirischen Ausnahmewinzers, der alles anders macht, als die anderen in seiner Region.
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Es war letztes Wochenende. Für mich das schönste Wochenende in diesem Jahr. Ich war zu Besuch bei meiner Familie und es war sonnig und warm. So herrlich, dass wir uns kurzfristig entschlossen, auf der Terrasse des väterlichen Lokals die Grillsaison zu eröffnen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das zuletzt so früh im Jahr tat. Nach einem Winter wie diesem ist das Balsam für meine immer noch unterkühlte Seele.

Wir starteten mit Champagner. Das tatsächliche Highlight ließ aber nicht lange auf sich warten. Es war ein Wein aus einer Sorte, der niemand zutraut, für ein Highlight verantwortlich zu sein. Weil die Weine, die aus dieser Sorte gekeltert werden, immer relativ jung auf den Markt kommen und meistens nur eine hocharomatische Kombination aus kühler Vergärung, Unreife und ausgeprägt geschmacksbildender Aromahefe in das Glas bringen. Spätestens jetzt weiß jeder, dass unser Highlight ein Gelber Muskateller war.

Unser Gelber Muskateller kommt aus der Steiermark. Die meisten Weine von dort schmecken kitschig und vordergründig nach Kräuterlimonade. Der Muskateller ist eben eine Aromasorte; in Österreich gehört es zum Volksgeschmack, den Muskateller frischfruchtig und primäraromatisch zu konsumieren. Einfacher Trinkgenuss ohne Hintergedanken. Für mich oft untrinkbar. Aber ich bin da etwas eigen.

Besser die Traube gleich vom Stock reißen

Jedem, der gerne diese Art Weine trinkt, empfehle ich, die Muskatellertrauben gleich vom Rebstock zu essen. Für dieses frischfruchtige Erlebnis muss man keinen Wein keltern. Das kann man billiger haben.

Zurück zum Mittagessen. Gegrillt wurde eine riesige Dorade. Ich blickte in meines Vaters Weinkarte und entdecke dort einen Gelben Muskateller, der einfach anders sein musste. Musste, weil ich den Winzer kenne und weil er ein Mann des steirischen Umbruchs ist. Weil er der erste Österreicher war, der mit Amphoren experimentierte. Und weil er einfach ein Purist ist, der seinen Weinen extrem lang Zeit gibt. Zeit, um im großen Holzfass stabil zu werden; Zeit, um Charakter zu bilden.

Das gilt auch für diesen „besten Gelben Muskateller der Welt“. Dieser Gelbe Muskateller ist der mit Abstand authentischste und gleichzeitig bekömmlichste, den man gegenwärtig zu trinken bekommt. Einfach großartig. Wie so vieles von diesem Winzer großartig und spannend ist.

Aktuell 2008. Nicht 2010

Der Winzer heißt Sepp Muster, kommt aus Leutschach und der aktuelle Jahrgang seiner klassischen Weine ist der Jahrgang 2008. Das gilt für den Welschriesling, wie für den Gelben Muskateller. Muster bringt 2008 auf den Markt, wenn seine Kollegen ihre säurereichen 2010er schon verkauft haben.

Die Reben für diesen Muskateller wachsen auf Kalkmergelböden mit einem vermehrten Anteil an Tonerde. Diese Böden nennt man in der Steiermark „Opok“. Bei Muster wird spontan vergoren. Und im großen, aromafreien Holzfass ausgebaut. Für die aromatische Ausprägung von Musters Muskateller sorgt das spezielle Klima der Hügelregion. Und keine aromatischen Reinzuchthefen. Auch wenn dieser Muskateller aromatisch ist, hat er nichts mit den duftigen Fruchtsuppen zu tun, die man hier gerne keltert. Dieser Wein ist anders, er zerstört das gemeine Bild des steirischen Muskatellers.

Musters Muskateller braucht Luft. Und Temperatur. Der Wein sollte also nicht zu kalt getrunken werden. Viele Fans steirischer Weine werden diesen Weißwein zuerst gar nicht zuordnen können. Er wird sie eher an eine burgundische Sorte erinnern, obwohl seine primäre Frucht unverkennbar die des Muskateller ist.

Fantastischer Aromabogen

In der Nase neben Muskatnuss auch Orangen und ein feiner Blütenduft, eine Ahnung von Holunder, einer Portion Exotik, etwas Ananas und ätherische Noten, die man nicht näher spezifizieren kann. Ein fantastischer Aromabogen.

Im Mund dann ein kräftiger, mitunter hocheleganter Saft, der von der höheren Temperatur stark profitiert. Fast cremig, aber trotzdem von einer feinen und delikaten Säure gestützt, die ihn über Stunden begleitet. Dazu ein sehr runder und druckvoller Abgang und einiges an Länge und ein Nachhall, der nahezu genial die Muskatnuss zurück in die Erinnerung ruft.

Dieser Wein lässt die Welt für einen kurzen Moment nur Welt sein. Einfach genial. Und genial einfach. Niemals vordergründig oder gar aufdringlich. Was bin ich froh, dass wenigstens ein Winzer weiß, was man alles mit der Sorte anfangen kann.

  • Gelber Muskateller „vom Opok“ für 13,80 Euro.
 

Datum: 6.5.2011 (Update 1.9.2014)
 

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