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Es war letztes Wochenende. Für mich das schönste Wochenende in diesem Jahr. Ich war zu Besuch bei meiner Familie und es war sonnig und warm. So herrlich, dass wir uns kurzfristig entschlossen, auf der Terrasse des väterlichen Lokals die Grillsaison zu eröffnen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das zuletzt so früh im Jahr tat. Nach einem Winter wie diesem ist das Balsam für meine immer noch unterkühlte Seele.
Wir starteten mit Champagner. Das tatsächliche Highlight ließ aber nicht lange auf sich warten. Es war ein Wein aus einer Sorte, der niemand zutraut, für ein Highlight verantwortlich zu sein. Weil die Weine, die aus dieser Sorte gekeltert werden, immer relativ jung auf den Markt kommen und meistens nur eine hocharomatische Kombination aus kühler Vergärung, Unreife und ausgeprägt geschmacksbildender Aromahefe in das Glas bringen. Spätestens jetzt weiß jeder, dass unser Highlight ein Gelber Muskateller war.
Unser Gelber Muskateller kommt aus der Steiermark. Die meisten Weine von dort schmecken kitschig und vordergründig nach Kräuterlimonade. Der Muskateller ist eben eine Aromasorte; in Österreich gehört es zum Volksgeschmack, den Muskateller frischfruchtig und primäraromatisch zu konsumieren. Einfacher Trinkgenuss ohne Hintergedanken. Für mich oft untrinkbar. Aber ich bin da etwas eigen.
Besser die Traube gleich vom Stock reißen
Jedem, der gerne diese Art Weine trinkt, empfehle ich, die Muskatellertrauben gleich vom Rebstock zu essen. Für dieses frischfruchtige Erlebnis muss man keinen Wein keltern. Das kann man billiger haben.
Zurück zum Mittagessen. Gegrillt wurde eine riesige Dorade. Ich blickte in meines Vaters Weinkarte und entdecke dort einen Gelben Muskateller, der einfach anders sein musste. Musste, weil ich den Winzer kenne und weil er ein Mann des steirischen Umbruchs ist. Weil er der erste Österreicher war, der mit Amphoren experimentierte. Und weil er einfach ein Purist ist, der seinen Weinen extrem lang Zeit gibt. Zeit, um im großen Holzfass stabil zu werden; Zeit, um Charakter zu bilden.
Das gilt auch für diesen „besten Gelben Muskateller der Welt“. Dieser Gelbe Muskateller ist der mit Abstand authentischste und gleichzeitig bekömmlichste, den man gegenwärtig zu trinken bekommt. Einfach großartig. Wie so vieles von diesem Winzer großartig und spannend ist.
Aktuell 2008. Nicht 2010
Der Winzer heißt Sepp Muster, kommt aus Leutschach und der aktuelle Jahrgang seiner klassischen Weine ist der Jahrgang 2008. Das gilt für den Welschriesling, wie für den Gelben Muskateller. Muster bringt 2008 auf den Markt, wenn seine Kollegen ihre säurereichen 2010er schon verkauft haben.
Die Reben für diesen Muskateller wachsen auf Kalkmergelböden mit einem vermehrten Anteil an Tonerde. Diese Böden nennt man in der Steiermark „Opok“. Bei Muster wird spontan vergoren. Und im großen, aromafreien Holzfass ausgebaut. Für die aromatische Ausprägung von Musters Muskateller sorgt das spezielle Klima der Hügelregion. Und keine aromatischen Reinzuchthefen. Auch wenn dieser Muskateller aromatisch ist, hat er nichts mit den duftigen Fruchtsuppen zu tun, die man hier gerne keltert. Dieser Wein ist anders, er zerstört das gemeine Bild des steirischen Muskatellers.
Musters Muskateller braucht Luft. Und Temperatur. Der Wein sollte also nicht zu kalt getrunken werden. Viele Fans steirischer Weine werden diesen Weißwein zuerst gar nicht zuordnen können. Er wird sie eher an eine burgundische Sorte erinnern, obwohl seine primäre Frucht unverkennbar die des Muskateller ist.
Fantastischer Aromabogen
In der Nase neben Muskatnuss auch Orangen und ein feiner Blütenduft, eine Ahnung von Holunder, einer Portion Exotik, etwas Ananas und ätherische Noten, die man nicht näher spezifizieren kann. Ein fantastischer Aromabogen.
Im Mund dann ein kräftiger, mitunter hocheleganter Saft, der von der höheren Temperatur stark profitiert. Fast cremig, aber trotzdem von einer feinen und delikaten Säure gestützt, die ihn über Stunden begleitet. Dazu ein sehr runder und druckvoller Abgang und einiges an Länge und ein Nachhall, der nahezu genial die Muskatnuss zurück in die Erinnerung ruft.
Dieser Wein lässt die Welt für einen kurzen Moment nur Welt sein. Einfach genial. Und genial einfach. Niemals vordergründig oder gar aufdringlich. Was bin ich froh, dass wenigstens ein Winzer weiß, was man alles mit der Sorte anfangen kann.
- Gelber Muskateller „vom Opok“ für 13,80 Euro.
Ein spannender Winzer, der auch tatsächlich was zu sagen hat. http://www.bio-wein-online.com/blog/2011/02/interview-mit-sepp-muster/
sepp muster ist sowieso der beste steirer wo gibt. großartig sein Sauvignon mit fast gravesmässiger feinheit. ganz groß.
Ich bin Fan von Wolfgang Maitz. Über den liest man nie was, komisch eigentlich.
doch – ich hab erst darüber berichtet!
https://www.captaincork.com/Weine/Weisswein/Sauvignon-Blanc-Hochstermetzberg-2007-Wolfgang-Maitz-Suedsteiermark-Empfehlung
auch von mir empfohlen
werlitsch:
https://www.captaincork.com/Weine/Weisswein/Ewald-Tscheppe-Werlitsch-Ex-Vero-I-II-III-Weissweincuvee-Steiermark-Trinkempfehlung
strohmeier:
https://www.captaincork.com/Weine/Rosewein/Schilcher-Strohmeier-2009-Steiermark-Weinspezialitaet
und hier als draufgabe: karl schnabl
https://www.captaincork.com/Weine/Rotwein/Die-Weine-des-Ausnahmewinzers-Karl-Schnabel-aus-der-Steiermark
Weil gerade alle Ihre Empfehlungen abgeben, schliesse ich mich an. Bei „anderen“ Weinen der Sorte Gelber Muskateller muss ich wieder einmal auf Josef Gritsch aus dem Spitzer Graben verweisen. Seine Smaragde von dieser Sorte, die ich seit dem jahrgang 1998 kenne und schätze, sind immer ein besonderes Erlebnis (auch wenn es dieses nicht in jedem Jahr gibt). Und der neue „Urgestein“ setzt noch eines drauf.
Witzig! Haben seit voriger Woche den Muskateller vom Sepp Muster glasweise im Restaurant. Ein Wein um den heftig Diskutiert wird. Jetzt haben wir aber wenigstens noch eine Bestätigung von aussen. Danke!
Restaurant Krainer in Langenwang, http://www.hotel-krainer.com
Den besten Wein gibt es nicht, jeder erwartet beim Muskateller etwas anderes. Aber der Mally hat schon erwähnt dass er Luft braucht und eigentlich nicht sortentypisch schmeckt. Bei einer Spontanvergärung im Holzfass und biodynamischer Arbeitsweise schaut dann eben ein etwas anders geschichteter Wein abseits vom Zeitgeist bei Wein & Co heraus.
Erwähnenswert ist wirklich die Weine reifen zu lassen, das ist nämlich auch beim Muskateller möglich (vor 2 Monaten einen 2000’er Gelben Muskateller getrunken der schöner war als viele 2010er). Worauf es ankommt ist wirklich die saubere Arbeit im Weingarten und konsequent ein Qualitätsziel zu verfolgen – das ist möglich sowohl konventionell oder biologisch.
Meine Hochachtung an dieser Stelle für die Familie Muster.
Ich bin ehrlichgesagt selber nicht von der Bio (dynamisch oder nicht) Lobhudelei begeistert, wenn man nicht nachhaltig und sorgfältig im konventionellen Pflanzenschutz arbeitet – schaut dabei qualitativ genauso wenig heraus wie wenn man es beim biologischen Pflanzenschutz schleifen lässt. Wissen um die Dynamik die der Weingarten über das Jahr generiert ist da wie dort gefragt – ich bin nicht davon überzeugt – dass homöopathische Präparate die beim Menschen zwar durch den Placeboeffekt wirken einen Nutzen im Weinbau haben. Noch dabei wo dieser Nutzen nicht einmal wissenschaftlich bestätigt ist.
Vermarktungstechnisch klingen die biodynamischen Methoden natürlich gut – und geben dem Konsumenten der verzweifelt nach Authentizität und einem unmittelbaren Erlebnis mit der ‚Natur‘ sucht etwas für sein Geld.
Aber wie schon Anfangs gesagt – es gibt keinen ‚Besten‘ Wein und kein Patentrezept zur Qualität, jedoch viele WinzerInnen in Österreich die den Mut haben einen anderen Weg zu beschreiten.
Über den Wolfgang liest man nix, weil er auch nie Weine zu Verkostungen schickt. Und das ist halt mal so, man kann nicht jeden Winzer jedes Jahr besuchen, geht sich nicht aus bei einigen tausend. Wer nix schickt, steht auch nirgends drin. Aber um den Wolfgang muss man sich trotzdem keine Sorgen machen, der ist so gut und die Hütte so gemütlich, dass er auch ohne Berichte leben kann 😉