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Wein zu früh aufgemacht? Mein Geheimtrick: Doppelt karaffieren

Ja, so macht einschenken Spaß! Design von Etienne Meneau
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Unsere Weintesterin Susanne Werth-Rosrius fragt: Habt ihr schon mal was von "doppelt karaffieren" gehört? Nun, hier steht, was das ist.
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Und was heißt Pannobile?

Die Erläuterung dieser wirkungsvollen Belüftungstechnik kommt gleich. Davor ist es aber noch wichtig, den Begriff „Pannobile“ zu erklären.

Pannobile, was ist das? Ein neues Computerspiel? Oder eine ostösterreichische Heavy Metal-Band…?

Wer im Geografieunterricht aufgepasst hat, kennt den Begriff Pannonische Tiefebene, die Bezeichnung für ein großflächiges Sedimentbecken zwischen Alpen und Plattensee in Ungarn. Meteorologisch gekennzeichnet durch warmes, trockenes Sommerklima. Perfekt geeignet für den Weinbau.

Pannonien ist auch eine Bezeichnung für die kulturelle Identität des Burgenlandes. So ist es übrigens nur folgerichtig, dass der Zusammenschluss von neun WinzerInnen diesen Namen aufgriff – für ihre charaktervollen Weine aus den Lagen nordöstlich des Neusiedlersees, die nur aus regionalen Rebsorten gekeltert werden dürfen. Die Gruppe unterwirft sich hierbei einem konsequenten Qualitätsdiktat. Ansonsten macht jeder seinen eigenen Pannobile.

Schwarze Johannisbeere usw.

Vor mir steht eine Flasche mit wunderbar puristischem Etikett. Darauf ganz zart gedruckt: Pannobile, Claus Preisinger. Ich ziehe den perfekten Korken raus und gieße das erste Glas ein: Schwarzrot, einige violette Reflexe funkeln am Rand.

Der Wein duftet vielschichtig und intensiv. Ich möchte gar nicht aufhören zu riechen. Am Gaumen kann es nicht mehr besser werden. Die Aromen sind vor allem schwarze Johannisbeere, Sauerkirsche, Rauch, Vanille, Fichtenholz, Waldboden.

Der erste Schluck ist noch nicht ganz rund. Die Aromen und Texturen müssen noch zur Harmonie finden, es gibt hier und da Ecken und Kanten, was dem Umstand geschuldet ist, dass der Wein eigentlich noch in den Keller gehört und zwar mindestens für zwei Jahre. Zum reifen. Dass er ein Riesenpotenzial hat, schmeckt man allerdings schon jetzt.

Doppelt karaffieren!

Nur hat ja heutzutage kaum jemand Zeit und Lust, zwei Jahre zu warten, wenn er einen Wein trinken will. Die Lösung heißt doppelt dekantieren. Der Wein wird in eine Karaffe gegeben, kurz geschwenkt und wieder zurück in die Flasche. Einmal wiederholen und dann eine gute halbe Stunde ruhen lassen. Jetzt hat er genug Sauerstoff aufgenommen, die Aromen sind klar definiert und harmonieren miteinander. Ich rieche deutlich noch Pfeffer und Sandelholz, auch ein wenig Lorbeer und Thymian.

Das Gaumengefühl ist nun fein und elegant, das Nobile vom Pannnobile. Der Wein hat eine samtige Textur und die sehr präsenten Gerbstoffe stellen mit ihrer eleganten Bitternote ein kräftiges Gerüst hin, abgestützt von ordentlicher Säure. Inzwischen ist mehr als eine Stunde vergangen, der Wein zeigt nun auch Aromen von kandierten Zitrusfrüchten und Pflaume. Eine leichte florale Note kitzelt die Nase.

Der Abgang ist lang, begleitet von einer kühlen, frischen Mineralnote. Vor allem die warmen Holznoten winken zum Abschied leise Servus.

Und noch was für alle, die es genau wissen wollen…

Der Wein besteht aus den Rebsorten Blaufränkisch und Zweigelt und ist mit seinen 13 Volumenprozent Alkohol kräftig aber nicht überalkoholisch. Er wurde im offenen Gärbottich ohne Zugabe von Zuchthefen vergoren, ist also ein Sponti, wie die Weinwelt das liebevoll nennt, und hat dann 18 Monate in Barriques, also kleinen Eichenholzfässern von 225 Litern Fassungsvermögen, gereift. Das Resultat ist ein eleganter, kraftvoller und vom ersten Schluck an begeisternder Wein. Und der Winzer? Claus Preisinger ist ein cooler Typ. Surfer, Offroadfahrer, hat Ahnung von Musik, Architektur, redet nicht immer nur über Wein. Prost!

 

Datum: 27.1.2016 (Update 28.1.2016)
 

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