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Der Captain trauert um Christoph Wagner, ein enger Bekannter und langjähriger Weggefährte. Wagner verstarb gestern nach kurzer und schwerer Krankheit. Sein Mitgefühl ist bei Wagners Frau Renate Wagner und bei den beiden Töchtern des Journalisten.
Christoph Wagner begann mit dem kulinarischen Journalismus, der in Österreich immer noch als „Fressjournalismus“ abqualifiziert wird, als in Österreich alles im Argen lag. Die Restaurants waren prähistorisch und bestenfalls durchschnittlich, der Weinbau skandalgeschüttelt und veraltet. Wagner war einer der wesentlichen Erneuerer der österreichischen Kulinarik, in gewisser Weise mit dem deutschen Autor Wolfram Siebeck vergleichbar; gleich wie Siebeck schrieb Wagner ein paar Schlüsselwerke der österreichischen Gourmetpublizistik.
Sein Wirken als Chefredakteur für Gault-Millau veränderte Österreichs Restaurantszene radikal, er war ein Freund und Unterstützer der neuen Köche, die das Alte vom Tisch fegen wollten. Er war aber auch ein Unterstützer von wendebereiten traditionellen Köchen, wie Ewald Plachutta, der die alte Wiener Küche verfeinerte und wieder salonfähig machte. Wagner hat Plachuttas Küche in einem hunderttausendfach verkauften Kochbuch weit über die Grenzen Österreichs getragen; bei so manchem Koch in Berlin liegt dieses Werk auch heute noch griffbereit, wenn es darum geht, guten Tafelspitz zuzubereiten.
Doch Christoph Wagner war viel mehr, als ein Liebhaber guten Essens und besten Weins; Wagner war, wie Siebeck, ein Journalist der alten Schule, auch ein Kulturmanager, ein Autor, der Essen und Trinken in die Mitte des Lebens rücken wollte, unter das Volk stellen wollte. Wagner erkannte das Politische am Essen. Und die große Aufgabe der Kulinarik: satt und glücklich zu machen.
Während andere Autoren Wolkenkuckucksheime und Elfenbeintürme bauen, nur um ihr Werk in ein besonderes Licht zu stellen, zimmerte Wagner die Treppe des guten Essens, die auch der Normalbürger ohne Schwellenangst besteigen konnte. Christoph Wagner ist für die enorme Anzahl vieler guter Restaurants und Kneipen (Beisln) in Österreich mitverantwortlich. Dafür hätte er schon zu Lebzeiten die Verdienstmedaille der Republik verdient.
Wagner war ein ungeheurer Vielschreiber und hat seinen Körper selten geschont. Freundliche Ermahnung schob er lächelnd beiseite; das Werk war sein Leben, die Neugier auf Essen und Trinken, die Präzisierung, die Ableitung, zuletzt immer mehr das historische der Kulinarik: Wagner wollte lernen und den Lernenden erklären, wie Essen und Trinken unsere Gesellschaft beeinflusst haben. Und immer noch beeinflussen. Wagner war ein Aufklärer. Mit heiterem Vergnügen, mitunter aber radikal.
Trotzdem geht da einer, dem alle nur Gutes nachsagen. Trotz oftmaliger harter Kritik hat man Christoph Wagner immer für das Verbindliche geschätzt, das er in jede Kritik legen konnte. Er war auch einer, der Lösungen fand. Und nicht stur hindrosch und sich im Schein seiner gut gewählten Worte sonnte.
Der Captain hat noch einen Wunsch an Christoph Wagner: Wenn es ein Wiedersehen gibt, wovon ich ausgehe, dann bitte bei einer Ente und einem Veltliner in einem Nachbau des Wirtshaus Schwarz in Nöhagen. Jetzt, wo Du drüben bist, kannst Du schon mal die Tischler damit beauftragen. Ich mache auch Fotos, wenn die welche brauchen.
Guter Mann, hatte mit ihm zu tun. Und: Der Captain glaubt an ein „Nachher“? Das war bisher nicht aus alldem hier herauszulesen…
Nichts für ungut, man soll Toten nichts schlechtes nachsagen… Nur, wo ist Christoph politisch gewesen?! Und ohne seine Frau wären nicht so viele Bücher entstanden – Stichwort Recherchen. Und von Siebeck hat Christoph einiges kopiert – Stichwort Wiederbelebung Regionalküche. An sich lobenswertes, aber originär? Wohl kaum. Ich hatte seinerzeit viele Gespräche mit Christoph und einige waren für mich befruchtend. Aber er war auch ein Kopierer und Egomane. So auch zu verstehen sein Hinauswurf bei Gault Millau. Für österreichische Verhältnisse schuf er einiges Interessantes, doch darüber hinaus ist/war er überschätzt und passte sich letztendlich nur noch an, wenn man seine Kritiken bei News so anschaut. Beim genannten Magazin landen scheinbar eh unheilbar Kranke…
Danke.
Er war eine Nahrungsquelle für mich. Fürs eigene Tun.
Nichts Schlechtes – Tatsachen.
also so was!
schön zu lesen.
kenne ja den nicht, der gegangen ist, aber ich kenne den, der hier sagt, was man sich wünscht, kommt auch.
ja, traurig die trauer.
aber danke, dass ich hier inspiriert anteil nehmen kann.
Hallo Käptn! DANKE für diesen wunderbaren Nachruf. Wäre nicht dieses Bild, das die Bildlegende „Christoph Wagner wie er war“ absolut zurecht trägt, hätte ich gesagt: Du hast Dein Talent mit Fotografieren vergeudet – Du hättest schreiben sollen! Als ich im Jahr 1989 auf Christophs stolzem kulinarischem Schoner anheuern durfte, war ich nicht einmal ein Leichtmatrose – Landratte eben. Er sagte: „Das macht nichts: Du kannst schreiben. Leg Dir den ’Highlife-Guide‘ (aus seiner Feder) unters Kopfkissen und geh heute Abend mit mir essen – den Rest lernst Du schon…“ Kurzum: Ohne Christoph Wagner gäbe es keinen Klaus Egle – jedenfalls nicht in diesem Metier. Als sein langjähriger Freund, Partner und Weggefährte kam ich noch mehr als andere in den Genuss, von ihm gefördert und begleitet zu werden. Denn: Christoph geizte nicht mit seinem Wissen und in der Branche gab es für Ratlose Gourmet- und Weinkritiker stets die Option eines Notrufs nach dem Motto: „Nicht verzagen, Wagner fragen!“ Es würde zu weit führen, hier von vielen gemeinsamen Abenden und Abenteuern zu schwadronieren, darum nur soviel.: Er hat den Genuss überzeugend gelebt und ich habe nie einen Gastronomen oder Winzer getroffen, der nicht mit Respekt von ihm gesprochen hätte. Unter seinen Fittichen stieg ich zunächst zum ersten Offizier auf und erlangte schließlich unter seiner kulinarischen und Rudi Kellners önophiler Obhut das Kapitänspatent, das es mir heute ermöglicht, in den Gewässern der Genüsse nach Herzenlust zu segeln. Christoph – danke dafür und dafür, dass ich Dich kennen durfte. Und lieber Käptn, an Dich auch noch ein Wunsch: Wenn ich dereinst die Segel streiche – bitte ein Bild und ein Nachruf von Dir. Und wenn Gähnhard posten will: Schmeiss ihn über Bord!!!!
Keine Sorge, Klaus. Bevor jemand die Segel abnimmt, müssen die vorhanden sein. Aber in Kärnten, wie man weiss, segelt man ohne, sondern mit Außenbordmotor – solang der Sprit reicht.
Ich kann mich dem Captain und Klaus Egle nur anschließen.
Ich bin zutiefst erschüttert, mir fehlen die Worte.
Michael Pronay
Dann schau nach… was du geschrieben hast. War ja mal Kollege von dir beim Falstaff! Immer diese Verlogenheit! Aber scheinbar anders geht es nicht.
Danke Klaus, für Deine wahren und auch schönen Worte über einen ganz großen Könner der Branche. Vieles Positives könnte man noch hinzufügen, aber wenn wir alle ab und zu, wenn wir etwas schreiben, an Christoph denken, dann würde ihn dies sicher freuen – und zu dem unnötigen, wie auch von Neid strotzenden Kommentar von Dähnhard, den Du richtigerweise als Gähnhard bezeichnet hast, kann man nur soviel hinzufügen – Neid ist auch eine Krankheit – aber enem großen Könner und Wissenden kann ein Nichtwissender wirklich auch posthum nichts anhaben.
Peter de Cillia
feiner Kommentar, feiner Nachruf, danke.
Waren Sie nicht der, der immer glücklich war, auf diversen Einladungen anwesend zu sen? Und haben Sie was geleistet, außer anwesend zu sein? Nein. Christoph hat zumindest Rezepte gesammelt, und Sie? Droge B – Beziehungen. Das ist in Österreich immerhin eine Leistung, nutzt aber nichts gegen das Altwerden und den Abrutsch in die schon vorhandene Bedeutungslosigkeit – und sei es nicht mehr eingeladen zu werden. Ja, und dann sitzt man allein daheim und schaut sich die alten Pressefotos an, wo man abgelichtet wurde. Und wenn ein anderer genau hinschaut, erkennt er, dass das schon eigentlich war, bevor es begann – mit Leben und so. Christoph hat seines gelebt – und aus, Basta!
Auf Kommentare von Herrn Dähnhard gegen mich, sollte man eigentlich nicht antworten, wenn sie aber zu persönlich werden, dann doch. Nur soviel: im Gegensatz zu Ihnen schreibe ich noch immer sehr viel und werde von Verlagen engagiert, die Sie schon lange nicht mehr kennen wollen. Schade, dass Sie Christoph posthum so beleidigen – das alleine disqualifiziert Sie. Christoph nur als Rezeptesammler zu bezeichnen sagt über Sie schon alles aus. Sie stehen zum Glück mit Ihrer Meinung völlig alleine da, dieser Umstand sollte Ihnen zu denken geben.
Cilli
An Brücke: Meinst Du das ernst Captain, dass Dähnhard nicht wirklich Dähnhard ist, obwohl Dähnhard wie Dähnhard klingt? Wenn dies der Fall ist, müsste er sich eigentlich dagegen verwehren, was hier unter seinem Namen steht. Wenn er es doch ist… sollte er für die nächsten paar Jahre das Deck schrubben.
Sie müssen ein sehr entäuschter, frustrierter und desilusionierter Mensch sein. Sie dauern mich..
Ich habe gestern in Bayern alpha eine Sendung über Christoph Wagner gesehen. Sie wurde anlässlich seines ersten Todestages ausgestrahlt. Christoph Wagner war mir bis dahin unbekannt. Ich fand ihn faszinierend. Ein toller Kerl, der mir Respekt abnötigte, weil er eben gerade nicht stromlinienförmig, glatt und von der Stange gewesen ist.
Er war ein Original, ein echter Typ, der mir ganz einfach wahnsinnig imponiert hat.
P.S: Den tollen Nachruf hat er verdient.