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Christoph Wagner 1954 – 2010

Christoph Wagner. Wie er war.
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Ein Nachruf, ein Wunsch.
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Der Captain trauert um Christoph Wagner, ein enger Bekannter und langjähriger Weggefährte. Wagner verstarb gestern nach kurzer und schwerer Krankheit. Sein Mitgefühl ist bei Wagners Frau Renate Wagner und bei den beiden Töchtern des Journalisten.

Christoph Wagner begann mit dem kulinarischen Journalismus, der in Österreich immer noch als „Fressjournalismus“ abqualifiziert wird, als in Österreich alles im Argen lag. Die Restaurants waren prähistorisch und bestenfalls durchschnittlich, der Weinbau skandalgeschüttelt und veraltet. Wagner war einer der wesentlichen Erneuerer der österreichischen Kulinarik, in gewisser Weise mit dem deutschen Autor Wolfram Siebeck vergleichbar; gleich wie Siebeck schrieb Wagner ein paar Schlüsselwerke der österreichischen Gourmetpublizistik.

Sein Wirken als Chefredakteur für Gault-Millau veränderte Österreichs Restaurantszene radikal, er war ein Freund und Unterstützer der neuen Köche, die das Alte vom Tisch fegen wollten. Er war aber auch ein Unterstützer von wendebereiten traditionellen Köchen, wie Ewald Plachutta, der die alte Wiener Küche verfeinerte und wieder salonfähig machte. Wagner hat Plachuttas Küche in einem hunderttausendfach verkauften Kochbuch weit über die Grenzen Österreichs getragen; bei so manchem Koch in Berlin liegt dieses Werk auch heute noch griffbereit, wenn es darum geht, guten Tafelspitz zuzubereiten.

Doch Christoph Wagner war viel mehr, als ein Liebhaber guten Essens und besten Weins; Wagner war, wie Siebeck, ein Journalist der alten Schule, auch ein Kulturmanager, ein Autor, der Essen und Trinken in die Mitte des Lebens rücken wollte, unter das Volk stellen wollte. Wagner erkannte das Politische am Essen. Und die große Aufgabe der Kulinarik: satt und glücklich zu machen.

Während andere Autoren Wolkenkuckucksheime und Elfenbeintürme bauen, nur um ihr Werk in ein besonderes Licht zu stellen, zimmerte Wagner die Treppe des guten Essens, die auch der Normalbürger ohne Schwellenangst besteigen konnte. Christoph Wagner ist für die enorme Anzahl vieler guter Restaurants und Kneipen (Beisln) in Österreich mitverantwortlich. Dafür hätte er schon zu Lebzeiten die Verdienstmedaille der Republik verdient.

Wagner war ein ungeheurer Vielschreiber und hat seinen Körper selten geschont. Freundliche Ermahnung schob er lächelnd beiseite; das Werk war sein Leben, die Neugier auf Essen und Trinken, die Präzisierung, die Ableitung, zuletzt immer mehr das historische der Kulinarik: Wagner wollte lernen und den Lernenden erklären, wie Essen und Trinken unsere Gesellschaft beeinflusst haben. Und immer noch beeinflussen. Wagner war ein Aufklärer. Mit heiterem Vergnügen, mitunter aber radikal.

Trotzdem geht da einer, dem alle nur Gutes nachsagen. Trotz oftmaliger harter Kritik hat man Christoph Wagner immer für das Verbindliche geschätzt, das er in jede Kritik legen konnte. Er war auch einer, der Lösungen fand. Und nicht stur hindrosch und sich im Schein seiner gut gewählten Worte sonnte.

Der Captain hat noch einen Wunsch an Christoph Wagner: Wenn es ein Wiedersehen gibt, wovon ich ausgehe, dann bitte bei einer Ente und einem Veltliner in einem Nachbau des Wirtshaus Schwarz in Nöhagen. Jetzt, wo Du drüben bist, kannst Du schon mal die Tischler damit beauftragen. Ich mache auch Fotos, wenn die welche brauchen.

 

Datum: 18.6.2010 (Update 21.8.2014)
 

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