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Christian Dautel: Strombergs Locke.

Ja wo sind denn nun die Dreadlocks, Herr Dautel? Foto: Weingut
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Wer mit einem schwäbischen Topwinzer verabredet ist, erwartet nicht unbedingt, dass er von einem fusselbärtigen Freak mit Dreadlocks vom Bahnhof abgeholt wird.

Zumal es sich bei diesem Herrn nicht um den Lehrling oder den Hausdiener handelte, sondern um den Chef persönlich. Gerne malt man sich in solchen Momenten aus, wie die feinen Herren vom Verband der Deutschen Prädikatsweinwinzer auf diese Erscheinung regieren.

Rebellisches Erbe.

Doch Christian Dautel kann es sich weiß Gott leisten auf Dresscodes zu pfeifen. Seine Weine gehören zum Besten, was das Ländle zu bieten hat. Schon Vater Ernst hatte – wenn auch weniger äußerlich – etwas rebellisches an sich und gehörte zu den jungen schwäbischen Wilden, die munter mit dem Weinausbau in Barriques experimentierten, als das noch alles andere als angesagt war.

Experimentiert wird bei den Dautels immer noch ziemlich viel. Aber nicht ins Blaue hinein, sondern auf solidem Fundament. Star ist bei diesem Weingut nicht das eine oder andere Große Gewächs, sondern die unglaublich stimmige Kollektion.

Achtung, langsame Weine.

Meine Favoriten sind dabei die verschiedenen Lemberger und – nicht typisch für Württemberg – die Weißburgunder, die allesamt am Württembergischen Stromberg angebaut werden. Schon die einfachen Schoppen- und Gutsweine bestechen durch Klarheit, Reintönigkeit und Sortentypizität.

Aber so richtig spannend wird es bei der Drei-Sterne-Kategorie „Gipskeuper“. Dautel bringt die kühle, leicht salzig-mineralische Stilistik, die von diesen Böden ermöglicht wird, unverfälscht ins Glas. Es sind langsame Weine, die einen weder mit überbordender Frucht übertölpeln noch mit Alkohol erschlagen. Im Glas entwickeln sie erst nach einiger Zeit ihre Finesse: Zitrus- und Mandeltöne und die gelben Früchte.

Aufmachen und stehen lassen.

Das sind keine Blender, die ein Feuerwerk am Gaumen abbrennen und dann zu Asche zerfallen. Sie fordern Aufmerksamkeit und Respekt und machen einfach Spaß. Dautel rät, die Flaschen ruhig einige Stunden oder gar einen ganzen Tag vor dem Trinken zu öffnen.

Da macht es dann besonders Spaß, die Qualitätsleiter noch eine Stufe nach oben zu gehen.

Enorm druckvoll auch der Weißburgunder „S“. Mächtige Nase mit saftigem Pfirsich, Ananas und etwas Mandarine, was sich am Gaumen fortsetzt. Schöne Säure und etwas Rauch gesellen sich dazu, mächtig viel Schmelz im Abgang.

 

Datum: 7.3.2014 (Update 5.2.2015)
 

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