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Ein echter Graf! Da benimmt man sich etwas straffer als sonst. Christoph Graf von Krockow, vielleicht gerade mal 30 und Unternehmensberater, rückt sein Jackett zurecht. „Glauben Sie mir. Wenn sie 10 Stunden am Tag Exceltabellen und Power Point-Präsentationen umherschieben, dann sind sie einfach durch.“ Und spielt damit gleichzeitig auf seine Feierabendleidenschaft an – den Import von Champagner aus dem Hause Henri Giraud.
Wobei der Maat immer dachte, dass Unternehmensberater niemals Feierabend hätten, immer auf Piste sind oder im Dauer-Meeting hängen. „Warum spielen Sie nach Feierabend nicht einfach Squash – anstatt Champagner zu importieren?“, frage ich flapsig.
Graf von Krockow muss lachen. „Also beim Squash geht es um das Gegeneinander. Bei Champagner geht es um das Miteinander. Man sitzt zusammen und trinkt ihn, vergisst dabei sein Smartphone, sein Facebook und das ganz hektische Drumherum und gibt IHM die Aufmerksamkeit.“
Schwager von Egon Müller.
Der sympathische Graf kann sich diplomatisch ausdrücken. Seine gewählte Sprache zeugt von gutem Hause. Aber nicht nur das, denn das Thema Wein liegt bei ihm in der Familie. Von Krockow ist der Schwager von Egon Müller Superstar – der Mann, dessen Weine vielerorts als Aushängeschild deutscher Weine schlechthin gehandelt werden.
Egon, das ist Coolness in Person. Bei ihm hatte der Graf die Produktpalette von Henri Giraud kennengelernt. Dessen Basis-Champagner ist bei den Müllers sozusagen der Lieblings-Schampus, so Graf von Krockow. So liegt es in der Natur der Sache, dass der Graf auch zu einem begeisterten Anhänger wurde.
Graf von Krockow, übrigens auch Halb-Franzose, lernte den Besitzer Claude Giraud auf dem Gut der Müllers kennen. Das war vor Jahren. Und weil man sich auf Anhieb recht gut verstand, blieb man weiterhin in Kontakt. Es reifte beim jungen Grafen währenddessen die Idee, Girauds Erzeugnisse exklusiv in Deutschland zu vertreiben. Der monetäre Gewinn an der Sache ist ihm nebensächlich. „Wir stehen hauptberuflich fest in Lohn und Brot. Wenn aus der Sache mit dem Import mal ein Urlaub herausspringt, dann ist das schon ok.“
Da ist sie wieder, die ehrliche Leidenschaft, die den Grafen antreibt. Und die Entspannung nach Feierabend. Sie verstehen, kein Squash. Sondern Champagner!
Ohne Marketing-Firlefanz.
Ein wichtiges Anliegen von ihm sei es, so Krockow, diese Champagner von Giraud auf andere Weise anzubieten, wie man gewohnt ist. Erstens weg von diesem Marketinggehabe. Der Graf hat nämlich nicht vor, gastronomische Etablissements mit Sonnenschirmen, Außenschildern und weiteres Interieur werbegerecht auszustatten, wie es einige große Häuser mit zunehmender Penetranz tun. Er spart sich Unnötiges, denn dieses ganze Marketinggedöhns muss letztendlich der Endkunde mitbezahlen. Ob er will oder nicht. Da will Graf von Krockow nicht mitspielen.
Aber was genau importiert der Graf eigentlich? Bitteschön: Henri Giraud, ein kleines familiengeführtes Champagnerhaus, ist im renommierten Aÿ beheimatet. Bei dem Klang dieses Ortsnamens gehen dem Kenner die Augenbrauen hoch; zählen die Grand-Cru-Lagen dieser Kleinstadt bei Épernay doch mit zum den besten, was die Champagne zu bieten hat.
Rund 350 Hektar klassischer Kreideboden lässt hier zum Großteil Pinot Noir für die besten aller Champagner gedeihen. Auch Giraud besitzt an diesen prestigeträchtigen Spitzenlagen rund 10 Hektar und partizipiert.
Girauds „François Hemart Aÿ Grand Cru“ ist so einer aus dieser Spitzenlage. Entstanden aus 70 % Pinot Noir und 30 % Chardonnay. Vor üppiger Aromenvielfalt kann dieser Champagner gar nicht laufen, er offenbart gleich einen ganzen Strauß Düfte.
Nasses Herbstlaub, frischen Rosinenstuten, weiterhin Anklänge von Haselnüssen und ein wenig Mandel-Spekulatius. Und das war erst die Nase. Im Mund ballt er sich zu wahnsinnig komplexen Aromen, bleibt immer auf dem Punkt, hat Körper und Kraft. Orangenschale, Gewürze, wieder Nüsse und Schmelz. Das ist ein kompletter 2-Stunden-Film in einer Flasche. Nur sollte man ihn durchaus wärmer servieren, sonst zeigt er nichts von seiner dritten Dimension, was schade wäre.
Claude Giraud ist heute Besitzer des Hauses in zwölfter Generation. Er fühlt sich als Genussmensch dazu verpflichtet, den traditionellen Stil seiner Väter fortzuführen, die Art wie man Champagner herstellt. Dazu zählt ganz besonders, den Champagner in kleinen Holzfässern auszubauen, um ihm dadurch etwas ganz Spezielles mitzugeben. Heute ist diese Art der Produktion eher out. Bei vielen Champagnern ist der Stahltank erste Wahl, um das Endprodukt schlank und griffig zu machen, und ihn allein zum Appetitanreger zu degradieren.
Monsieur Giraud schmeckt das Holz im Wald.
Um bei den Holzfässern zu bleiben: Der Hausherr nimmt nicht irgendein Holz dafür. Bei ihm kommen nur Eichen aus den Wäldern von Argonne in der Champagne infrage, aus nächster Nachbarschaft. Der klassische Terroirgedanke funktioniert also auch hier, bei der Wahl der Fass-Hölzer. Man kann, so der Graf etwas belustigt, dem Monsieur Giraud dabei zusehen, wie er mitten im Wald konzentriert an geschlagenen Hölzern knabbert, um so die Eignung für seine zukünftigen Fässer festzustellen. Das Holz muss ihm einfach nur schmecken.
Diese Eichenfässer werden unter anderem für Girauds „Code Noir“, einem Rosé-Champagner aus 100 % Pinot Noir, eingesetzt. Meine kaum erklärbare Abneigung gegen roséfarbene Schaumweine hat sich mal wieder als ziemlichen Unfug herausgestellt, denn er ist fantastisch! Zarte Nase nach Kirschen und etwas roten Johannisbeeren. Dazu Hefezopf und etwas Früchtebrot. Im Mund alles andere als belanglos. Er zeigt sich fest und weinig, weiterhin ausgestattet mit pikanter, lebhafter Säure. Ein hochseriöses Getränk. Ich und Roséschaumweine können doch noch Freunde werden.
Es ist etwas absurd: In meiner hausbesetzten Landbude schlürfe ich voller Hingabe edlen Champagner von Henri Giraud. Champagner, dieses ewige Symbol von Luxus, passt so gar nicht zu dem manchmal etwas bräsigen Antikapitalismus der Straße. Nur hört dieser genau vor meiner Wohnungstür auf, zumindest heute. Also Schotten dicht – Champagner auf.
- Champagner Aÿ Grand Cru von Henri Giraud für 44,63 Euro.
- Champagner Code Noir rosé von Henri Giraud für 95,20 Euro.
Giraud ist in Frankreich eine ganz andere Nummer, ist fast schon Superstar. Aber für den Code Noir Rosé gleich 100 € abdrücken? Der Grand Cru kostet nur 45 €. Da verstehe ich die Preisgestaltung nicht ganz!
Sehr geehrter Gast,
erlauben Sie mir eine kurze Anmerkung: Der Code Noir aus dem Hause Henri Giraud ist ein Zeichen des gelebten Understatements – denn er ist sowohl ein Gran Cru als auch ein Jahrgangschampagner (2006). Er wird nur auf dem Etikett nicht als solcher ausgewiesen. Während beim Hommage an François Hemart auch die Herkunft – Aÿ Grand Cru – im Vordergrund steht, liegt beim Code Noir das Augenmerk auf der Art der Herstellung. Es handelt sich hierbei um einen Cuvée de Champagne mythique.
Die Firma Trinkhorn als Exklusiv-Importeur für Henri Giraud in Deutschland orientiert sich eng am Preisgefüge des Herstellers.
In der Hoffnung, Ihre Frage beantwortet zu haben, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Christoph Krockow
Fast 100 € für eine Flasche Sekt? Also einen einfachen, minderwertigen Wein aus Hochertragsplantagen, der mit so viel Kohlensäure versetzt wird, dass keiner mehr merkt, wie unreif und dünn das besagte Weinchen ist? Die Sekterzeugung ist ja prima, um irgendwelche Überschussmengen noch auf den Markt zu werfen, die Reichskriegsflotte aufzubauen und trotzdem noch einigermaßen Geld für einen Wein zu kriegen. Aber 100 € für solch Plörre ist doch absurd und reine Volksveräppelung!
Na, Sie Sparefroh, da werden Sie viel Spaß mit meinem Artikel heute nachmittag haben..
100 Euro für ne Flasche Schampus? Kann mir jemand mal den diesen Mehrwert erklären? Den verstehe ich nämlich nicht ganz und hinterlässt auch einen faden Beigeschmack. Westerwelles spätrömische Dekandenz hatte ja vielleicht doch einen Kern wahres. Sorry……….
ihr altlinker neidhammelkomplex ist zum gähnen, gute frau. legen sie mal eine neue platte auf.
Korrektur: Ihnen ist küchenphilosophisch ein Fehler im Altgriechischen unterlaufen. Die weibliche Form von Sokrates ist immer noch Xanthippe.
Plörre? Ich bitte Sie! Zwar ein stolzer Preis, aber es steckt auch enorm viel dahinter. Und Volksveräppelung? Ach was, ich fordere Code Noir Rosé ins Trinkwasser. Für das Volk.
Scherz beiseite: gönnen Sie ihn sich mal für die Feiertage oder so. Es hat was. Ehrlich!
100€ ist ne Menge Kohle für eine Flasche Wein keine Frage!
Aber eben nur relativ, der 1996 Clos d‘ Ambonnay ist zum Freudschaftspreis von knapp 2000€ die Flasche am Markt!
„Champagne“ ist wohl die exklusivste Getränke Marke der Welt!
Über Preise wundere ich mich schon lange nicht mehr ich bezahl es oder ich bezahl es nicht. Und grundsätzlich ist der Preis ja „nur“ der Marktwert eines Produktes und nicht zwingend in irgendeiner Relation zur Qualität.
Bin übrigens der Meinung das 50% der Champagne absoluter Schrott sind! 40% sind einwandfrei gemacht 10% gehören mit zu besten Weinen der Welt und sind ihr Geld wert!
Ich empfinde ja 100 € für eine Flasche lecker Wein ohnehin schon am Rande der Anstößigkeit. Aber okay. Ich verstehe ihn noch irgendwo, wenn jemand ein Jahr lang übelst im Weinberg geackert hat, am Ende nach langem Gepokere und selektiver Lese einen Miniertrag hat und den dann lange und kostenintensiv ausbaut. Das alles ist bei Schampus aber nicht der Fall – frühe Lese, hohe Erträge, bescheidene Qualität ist dort willkommen. Das Zeugs wäre als Stillwein keinen Fünfer wert. Und da finde ich 100 € schon absurd.
Na, da ist vom alten „Marxistenherz“ ja nicht mehr allzu viel übrig. Waren die Antinoris nicht die Mussolini-Fans aus dem Film Mondovino?
@sokratia champagner ist kein sekt, wird nicht mit kohlensäure versetzt, sondern entsteht natürlich bei der zweiten gährung in der flasche!!!
grundweine aus der champagne haben sie wohl auch noch nie probiert, sie haben keine ahnung von champagner.
übrigens, prosecco gibt es bestimmt schon für 5 euro, hat auch kohlensäure…