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Champagner: Dom bleibt der Don.

In den Gewölben bei Moet. Kilometerweit Dom Perignon...
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Der Captain probierte den neuen Dom Perignon 2004. Und sagt, warum dieser teure Champagner aus Massenproduktion immer noch die Nummer eins der großen Namen ist. Eine Weinempfehlung, die der Haushaltskasse weh tut.
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So, schnell mal in mein liebstes Restaurant gegangen und mit der Liebsten ein Menü geordert. Davor noch schnell zwei Gläser Champagner bestellt. Und die bitte im Weißweinglas, denn aus der dämlichen Flöte trinken wir Wissende keinen Schaumwein mehr.

Vielleicht noch aus der Schale, denn da kann man noch irgendwie was vom Wein erfahren, der dem jeweiligen Champagner zugrunde liegt. Aber die Flöte ist ein Irrtum, den man beseitigen muss.

Wieder zurück ins Restaurant. Da steht jetzt der Sommelier am Tisch und macht Vorschläge. Erster Vorschlag: Cremant. Vergiss es. Zweiter Vorschlag: Rosé und Weiß von der Witwe Cliquot. Hmmm, langweilig. Dritter Vorschlag: Zwei Gläser Dom Perignon. Jahrgang 2002. Das klingt annehmbar. Und wird genommen.

Damit ist die Geschichte auch schon zu Ende. Ich kann noch erwähnen, dass die beiden Gläser 48 Euro gekostet haben. Also fast das halbe Menü. Aber wen interessiert das schon? Kein Mitleid mit jenen, die Dom Perignon bestellen und sich dann über die Rechnung beklagen. Aber warum Dom Perignon? Einfache Antwort: Weil er Spaß macht und schmeckt. Und der beste stets verfügbare Jahrgangsschampus ist.

Dem Mönch war langweilig. Deshalb diese Weinempfehlung.

Dom Perignon kann man „gugeln“. Dabei kommt raus – was eh schon alle wissen – dass es sich um einen Mönch handelt, der den Champagner, ach was, die ganze Sprudelwasser-Herstell-Methode erfunden hat. Dom war langweilig im Kloster, er wollte näher zu Gott. Der Wein der Gegend machte nur Kopfschmerzen (und keine Nähe zu Gott). Dann kam der Dom drauf, dass man die Plörre in der Flasche mit Zucker und Hefe ein zweites Mal vergären kann und dass sie dann viel besser, ja sogar bekömmlich und anregend schmeckt.

So sagt es zumindest die Legende. Aber neueste Geschichtsforschung verweist die Story in das Reich der Phantasie. Deswegen wird Moet Chandon den Dom Perignon auch nicht in „Justus Kowalski“ umbenennen. Der Name dieses Sprudels ist durch und in alle Ewigkeit auf das Etikett geprägt.

Moet Chandon? Ja, richtig gelesen: Moet Chandon! Der exklusive Dom Perignon gehört einem der größten Flaschenabfüller überhaupt, denn Moet Chandon war jahrelang der Begriff für guten und leistbaren Spitzenchampagner. So ein Haus braucht ein Line-Out, das für Renommee sorgt – eben den Dom. Dann kam der Aufstieg des Ostens, die Karriere der Schwellenländer und der Bedarf für Champagner stieg mit den neuen Reichen (nicht nur im Osten) sprunghaft an.

Mehr Flaschen, weniger Qualität.

Auf einmal musste Moet Chandon fast doppelt so viele Faschen füllen. Das ging auf die Qualität. Wer vor zehn Jahren in Moskau ein Glas Moet auf den Tisch gestellt bekam, der wusste, es gibt von diesem Champagner zwei Qualitäten. Der Ruf von Moet Chandon ist seither dauerhaft beschädigt. Der Ruf von Dom Perignon, der exklusivste Jahrgnagschampagner von Moet, hat hingegen nicht gelitten.

Jahrgangschampagner bedeutet, dass die Weine für die Cuvée nur aus einem Jahr kommen dürfen. So gut „Jahrgang“ klingt, hat die Jahrgangstreue auch Nachteile. So hätte der fette und klebrige Dom aus dem heißen Ausnahmejahr 2003 ein paar Prozent Grundwein aus 2002 bedurft. Das hätte wahrscheinlich einen der besten Champagner der Dekade gegeben. Nur leider nicht legal.

Moet Chandon macht keine genauen Angaben, wie viele Flaschen Dom Perignon abgefüllt werden. Da auch nicht alle Flaschen zugleich die Welt umschiffen und einiges von dem Kultgetränk zudem im Keller bleibt und später (und teuerer) verkauft wird, ist man auf Schätzungen angewiesen. Auf die Zahlen, die kursieren.

Es werden wohl zwischen drei und fünf Millionen Flaschen Dom Perignon sein, die das Haus Jahr für Jahr verlassen. Und jede kostet „ab Hof“ ungefähr 60 Euro. Bitte zusammenrechnen. Und staunen.

Von bekannten Kultweinen wie Petrus oder Mouton gibt es viel weniger Gebinde. Die großen und teuren Chateaus im Bordelais bringen „nur“ 160.000 bis 600.000 Flaschen auf den Markt. Im Burgund sind es oft nur ein paar tausend, die dann bewundernd beschrieben werden, oft aber bloß genau so viel kosten, wie ein Dom Perignon. Warum akzeptiert man bei diesem Champagner die Menge und den hohen Preis? Die Antwort heißt James Bond (hier aus der Schale getrunken).

Dom ist Bond.

Denn Dom Perignon ist vor allem ein britischer Champagner. Von Briten erdacht und für Briten gemacht. Dom Perignon war immer das, was deutsche Champagnertrinker eigentlich hassen: ein Sprudelwasser aus alten (oft 10 Jahre gelagerten) Weinen, die eine gewisse Morbidität erreicht haben, einen Alterston, der auf der Insel manchmal bis zum Spleen verfolgt wird. Ich kenne Engländer, die ihren ohnehin alten Jahrgangschampagner noch mal zehn Jahre in den Keller legen. Und sich dann über das leichte Petrol hinter den Perlen freuen.

Im Film Goldfinger bestellt James Bond einen 1953er Dom Perignon (sehr guter Jahrgang) und doziert seinem Gegenüber, dass man einen Dom niemals mit einer Temperatur über acht Grad trinkt. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass der Dom am besten schmeckt, wenn er zehn Grad hat. Dieser Ratschlag gilt aber nur für Weinfreunde. Jene, die Champagner zur Belebung brauchen (auch das kann der Dom), sollten ihn mit sechs Grad trinken.

Ist das Zeug sein Geld wert?

Die generelle Frage wurde aber schon eingangs gestellt. Ist der Dom sein Geld wert? Ich sage: jeden Cent. Aber es kommt auf den Jahrgang an.

Und gerade bei Jahrgangschampagner muss man genau auf den Jahrgang achten. Wie schon erwähnt, ist der 2003er Dom ein breiter und fetter Wein, der nicht annähernd vermitteln kann, was einen Dom auszeichnet. Das Jahr war höllisch heiß, es wäre besser gewesen, man hätte diesen Champagner nicht auf die Flasche gebracht. Der neue 2004er hingegen zeigt viel Bisquit, eine feine Perlage, riecht nach frischem Brioche, etwas grüner Apfel, Zitrone, Maracuja, Kleehonig und auch ein bisschen nasser Stein. Im Mund eine tolle Cremigkeit. Ein Maul voll Wein, dicht, präsent und fruchtig. Unaufdringliche Perlage und ein langer Nachhall. Einer der besten Dom Perignons der letzten Jahre.

Was einen Dom ausmacht, sind Cremigkeit, das wunderbare Brioche in der Nase, die schöne, klitzekleine Cocktailkirsche am Gaumen und das großartig sanfte Perlenspiel. Die Cuvée ist stets 50 % Pinot Noir und 50 % Chardonnay. Und der meiner Meinung nach beste Jahrgang der letzten Jahre ist 1996. Für eine Flasche dieses Weins habe ich vor drei Jahren mein Dispo bis zum Anschlag überzogen. Das muss reichen, die Bedeutung dieses Champagner final zu erklären.

 

Datum: 6.6.2013 (Update 22.1.2015)
 

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