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Deutscher Cabernet Sauvignon: Ich bin schon 14!

Ui, wenn das die Jugendschutzbehörde sieht!
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Deutschland ist in punkto Wein Grenzgebiet, schon immer gewesen. Mitten hindurch läuft der 50. Breitengrad. Man sagte lange, dass nördlich davon vernünftiger Weinbau kaum möglich ist. Aber in den Jahren des Klimawandels beginnen solche alten Gewissheiten zu bröckeln.

Man denke nur an die neuen Sekte aus England. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

Seit Anfang der 1990er-Jahre scheint in Deutschland die Sonne immer stärker. Die Reben blühen im Schnitt zehn Tage früher. In den Weinbaugebieten ist es um 1,4 Grad wärmer geworden. Das wird wohl noch so weitergehen, bis wieder eine Eiszeit kommt.

Zwar soll das schon zwischen 2030 und 2040 wieder der Fall sein, sagen ernst zu nehmende Forscher voraus. Aber ich glaube nicht daran.

Für den deutschen Rotweinbau bedeutet die Erwärmung erstmal nur Gutes. Bei den Weißen ist das schon etwas anderes.

Immer wohler fühlt sich zum Beispiel die Rebsorte Cabernet Sauvignon. Der reift recht spät. Die Winzer lesen die Trauben erst Anfang bis Mitte Oktober. Merlot zum Beispiel ist schon zwei bis drei Wochen früher reif.

Cabernet Sauvignon gehört zu den Rebsorten, die auf der ganzen Welt wachsen und einen unverkennbaren Charakter haben. Die Weine schmecken meist deutlich nach schwarzer Johannisbeere (Cassis), oft begleitet von grüner Paprika und Noten von Graphit. Säure und Tannine sind hoch, die Farbe dunkel. Kaum eine andere Sorte harmoniert so gut mit dem Ausbau in Barriques, den kleinen 225 Liter-Holzfässern. Cabernet Sauvignon kann darin hervorragend altern und wenn der Wein dort einige Zeit liegt, entfalten sich subtile Geschmacksnoten wie Tabak, Leder oder Schokolade.

Hierzulande ist die Sorte erst seit dem Jahr 2002 zugelassen. Inzwischen wächst sie auf 353 Hektar. Zu Erinnerung: Deutschland hat etwas mehr als 100.000 Hektar Rebfläche.

Ein paar Cabernet-Sauvignon-Reben stehen zum Beispiel in den Weinbergen des Familienbetriebes Weingut Nagel in der Südpfalz. Der Tropfen, den die Nagels mir geschickt haben, stammt aus dem Jahr 2012 und reifte ein Jahr lang im Holz.

In der Nase wirkt der Wein zunächst sehr verschlossen. Klarer Fall für eine Luftkur. Ich stelle das Glas beiseite und warte eine Stunde. Und das Warten hat sich gelohnt, danach präsentiert er sich sehr schön. Ich rieche feine Noten von schwarzer Johannisbeere, frisch gespitztem Bleistift und kalter Kaminasche.

Am Gaumen ist die schwarze Johannisbeere dann voll da, die Graphitnote dafür etwas im Hintergrund. Die Säure ist kräftig, die Tannine wirken noch etwas ruppig. Ich glaube, dem Wein tut es gut, wenn er für einige Zeit im Keller verschwindet. Danach könnte er wirklich viel Freude machen.

Ein ordentlicher Wein für kleines Geld mit großem Potenzial. Runter in den Keller und in einem Jahr nochmal probieren.

Dazu würde ich gebratene Leber oder eine Leberpastete essen.

 

Datum: 6.12.2016
 

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