↓ Ähnliche Weine
↓ Ähnliche Artikel
↓
Die Grenze zwischen Genialität und Wahnsinn ist im östlichen Österreich geographisch exakt definiert: es ist der Leithaberg. Er trägt diesen Titel schon lang. Früher, weil er die natürliche Grenze zwischen Österreich und Ungarn war. Heute, weil er Österreich vom Burgenland trennt und weil man über Burgenländer gerne Witze erzählt. Ich tu das nicht – ich liebe die Burgenländer. Na gut. Trotzdem muss einer sein – und der ist gar kein Witz, sondern die Wahrheit:
Wie viel muss ein Burgenländer trinken um auf 0,5 Promille zu kommen? Antwort: drei Tage nichts.
Die würzig – mineralischen Blaufränkischen, leider etwas zu unrecht nicht so bekannte Grüne Veltliner vom Leithaberg und die Süßweine bereiten nicht nur der Weinwelt großes Vergnügen. Auch die Einheimischen lieben ihren Wein, was für die Bildung einiger Stereotypen sorgte. Tatsächlich ist es aber dort nicht anders als in allen anderen Weinregionen, in denen sich genauso alles um das flüssige Gold der Rebsäfte dreht.
Das Leithagebirge ist eigentlich gar nicht so gebirgig wie man meinen möchte. Der höchste Punkt überragt mit seinen 484 Metern mit Mühe und Not die flachen Wassermassen des Neusiedlersees. Das gar nicht so massive Gebirge ist einer der letzten Ausläufer der Alpen und stellt eine Verbindung zu den Kapaten im Norden dar. Geologisch besteht der Leithaberg aus Gneis, Glimmerschiefer unendlich viel Muschelkalk
Stop! Genug mit dem Geschwafel, ich will Wein
In dieser Region lebt und arbeitet Toni Hartl. Ein Grenzgänger. Sein Weingut findet man in Reisenberg auf der niederösterreichischen Seite. Seine Weingärten aber befinden sich in Purbach auf den burgenländischen Hängen des Leithabergs. Dort, wo auch Thomas Schwarz arbeitet und die Welt mit seinen philosophischen Hardcoreweinen an die Grenzen des Machbaren führt.
Toni Hartl ein revolutionärer Modernist, dessen Produktionsstätte ein Vorzeigeobjekt für moderne Kellertechnik ist. Ein Modernist in der Haut eines brillanten Verkosters dessen Ruf ihm voraus geeilt ist. Spricht man nun von einem modernen Keller, so lässt sich dieser Hinweis leicht falsch interpretieren. Toni Hartl ist bei allem Modernismus ein Biodynamiker geblieben. Seine Weine haben vor allem eines: Struktur.
Und Extrakt, keine Frage. Aber im Hintergrund findet man genauso reifes Tannin und auch ordentlich reife Säure. Auch wenn es nicht unbedingt die Stilistik ist, über die ich normalerweise spreche. Diese Weine haben was und auch ich will manchmal Stärke.
Blaufränkisch Leithaberg DAC 2008
Leithaberg DAC heißt ein gebietstypischer Rotwein aus der Sorte Blaufränkisch. Es ist eine der jüngsten österreichischen DAC-Regionen, darum hier ein paar Details: ein Leithaberg DAC muss nach Leithaberg schmecken. Seine gebietstypische Frucht und Würze muss erkennbar sein. Der rote Leithaberg DAC reift im Holzfass und darf erst im September des zweitfolgenden Jahres auf den Markt gelangen. Wichtig ist auch, dass das Holz dezent im Hintergrund wirkt und die Spannung, die Eleganz und den Charakter der mineralischen Weine der Region unterstützt.
Nachdem wir das nun wissen, greifen wir zum Glas und befüllen es mit einem roten Leithaberg DAC Toni Hartls. Im Glas ein ziemlich blickdichter rubinroter Saft. Um ehrlich zu sein wirkt er die erste Zeit im Glas fast etwas zu sehr vom Holz dominiert. Will man nun ein bisschen mekkern, könnte man sagen, dass es für die Statuten des Vereins Leithaberg DAC zu viel ist. Tun wir aber nicht, lieber ein paar Minuten länger warten, denn nach einem Moment macht die Eiche auch schon Platz für die dunkle würzige Frucht des Weins. Wäre auch verwunderlich, ist er doch in großen Holzfässern von 600 und 800 Litern Volumen ausgebaut. Fässer aus Manhartsberger Eiche.
In der Nase typisch Blaufränkisch nach pfeffrigen Brombeeren und Cranberries. Blitzsauber und reif, vielleicht sogar etwas rosinig in der Nase. Ausgesprochen würzig!
Im Mund viel süßes Extrakt gepaart mit fruchtiger Finesse. Die Früchte bleiben und garnieren ihren Beerencocktail noch mit ein paar Weichseln. Die aus dem Kompottglas, die so dezent süß sind und am Gaumen holzig säuerlich bleiben. Am Gaumen markant spürbare Säure und ausgesprochen hartes Tannin. Super Struktur. Ein Leithaberger Powerwein. Vielleicht ein Hauch internationaler als sonst aber absolut gelungen.
Inkognito
Zum Abschluss ein Schluck Inkognito. Sehr dunkel mit jugendlichen Reflexen. In der Nase viel Holz. Dahinter mit Nelken gespickte Orangen, Liebstöckel, Thymian und Lakritze und ganz dezent vielleicht Johannisbeere.
Am Gaumen hochwertiges Holz und wieder sehr viel Extrakt. Wenn fett, dann so – bei aller Üppigkeit wirkt das Zeug nämlich nie übertrieben und auch hier findet man wieder dieses so harte jugendliche Tannin.
Ein Wein der seine Muskeln zeigt und dessen Säure ihn doch wieder auf den Boden der Realität zurück bringt. Ich steh drauf – ein Wein für Stunden in denen man mal wieder etwas härter angepackt werden möchte. Für mich noch eine Flasche Inkognito, dazu hör ich Iron Maiden und sehe mir Conan an. Nicht wegen der guten Handlung sondern wegen Arnies Muskeln!
- Inkognito 2008 – Cuvée aus Blaufränkisch, CS und Syrah, 23 Monate Barriques – 14 % Alkohol. Für 32,30 Euro.
- Blaufränkisch Leithaberg DAC 2008 – 13,5 Alkohol für 25 Euro.
Unvorteilhaftes Foto wenn man die Laubwand anschaut. Besonders glücklich schauen sie auch nicht aus (muss wohl 2010 gewesen sein).