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Jahrelang standen die wuchtigen Weine aus Kalifornien oder Chile ganz oben am Treppchen der Weinwelt. Doch eine Verkostung in London kührt die Bordeaux-Winzer wieder zu den besten. Für Konsumenten keine gute Nachricht.
Was haben die Bordeaux-Weinmacher nicht schon alles mitmachen müssen. Lange Jahre waren sie unbestritten die spannendsten Weinmacher der Welt (und gleichzeitig auch die teuersten und überheblichsten), dann kam der Amerikaner Robert Parker (ja, der, den der Captain nicht mag) und hebelte das bislang gültige System mit seinen Wertungen aus (das war auch gut so).
Die Adeligen aus Aquitanien reagierten gespalten auf Parker. Die einen empfingen ihn mit dem Gewehr in der Hand und ließen die Hunde von der Kette. Die anderen legten sich mit der amerikanischen Bestie in das gemeinsam gemachte Bett und überlebten die Misere im kuscheligen Beischlaf mit dem neuen Imperator.
Nun bröckelt Parkers Imperium wie einst das römische Reich. Und mit Parker leiden auch die typischen Parker-Weine an Absatzproblemen, jene fetten, alkoholreichen, fruchtigen Marmeladebomben, die Tannin-Granaten, die Gucci-Prada-Fraktion unter den Finanzmarkt-Winzern. Das beweist eine Degustation in London, die als Revanche für erlittene Schmach gesehen werden kann.
Denn die chilenischen Weine von Errazuriz (Don Maximiano, Sena), die eine erste Vergleichsverrkostung in Berlin haushoch gewannen, fanden sich diesmal hintan gereiht. Kein Platz unter den ersten drei. Der Opus-One der berühmten kalifornischen Firma Mondavi wurde gar letzter im Bewerb. Der erste Platz ging an den Chateau Margaux 2005, der zweite Platz an den Chateau Lafite-Rothischild 2005 und der dritte Platz an die Toskaner von Solaia, die im eher durchschnittlichen Jahr 2005 einen ansehnlichen Wein keltern konnten.
Abschied von den unpersönlichen Allerweltsweinen
Die Enttäuschung war deswegen so groß, weiß der Captain, weil gerade Eduardo Chadwick, der Präsident von Errazuriz, die Verkostung angeregt hat um seine Pole-Position vor Frankreich zu zementieren. Doch die große Anzahl britischer Starjournalisten machte Chadwick einen Strich durch die Rechnung.
Weine aus dem Bordeaux lassen sich bei Blindverkostungen aufgrund ihres ausgeprägten Terroirs immer noch leicht von Kreationen aus der Neuen Welt unterscheiden. So nimmt der Captain an, dass sich die britischen Weinwichteln auch für die jahrelange Dominanz der Parker-Jünger revanchieren wollten. Auf jeden Fall markiert diese Verkostung die Rückkehr alter Werte. Bordeaux ist zurück, die Einkäufer werden sich danach richten.
Für die Weintrinker ist das keine gute Nachricht. Die Preise für namhafte Bordeaux-Weine – einst vor allem in der Mittelklasse einigermaßen erschwinglich – gingen ja schon vor fünfzehn Jahren durch die Decke. Spekulationen und Hoffnungen, dies könnte sich mit der Finanzkrise ändern, wird mit solchen Wertungen wieder Substanz genommen.
Zwar gibt es einen bereits einsetzenden Preisverfall, doch die hohen Wertungen des Jahrgangs 2008 (zuletzt auch durch Parker und Gabriel) lassen im Dunkel, wer die Verlierer am Weinmarkt sein werden. Tatsache ist aber: alle Starwinzer haben noch viele Weine der letzten drei Jahrgänge im Keller. Wer das trinken wird, wenn nun auch die Russen als Käufer ausfallen? Der Captain und die Mannschaft melden sich freiwillig.
Die Wertungen der Londoner Jury (u.a.: Jancis Robinson, Tim Atkin und Oz Clarke):
1 Château Margaux 2005
2 Château Lafite-Rothschild 2005
3 Solaia 2005
4 Don Maximiano 2006
5 Viñedo Chadwick 2006
5 Seña 2005
7 Seña 2006
8 Château Latour 2005
9 Sassicaia 2005
10 Don Maximiano 2005
11 Viñedo Chadwick 2005
12 Opus One 2005
Der Captain kann seinen Matrosen aber noch andere Weine aus Frankreich empfehlen.
sind diese Weine nicht zu unterschiedlich um sie mit-/gegeneinand zu vergleichen?
Meiner Meinung ja. Doch die allgemeine Vergleichshysterie, die Parker angestachelt hat, ist nun kaum noch zu stoppen. Und man muss auch verstehen, dass sich die Neue Welt mit den Granden der alten vergleichen wollte. Schon alleine um in der gleichen Preisklasse mitzukämpfen. Eine Grundlage dieser Verkostungen ist aber auch die Verwendung gleicher oder ähnlicher Rebsorten…
Geniale Headline!!!
Und was haben wir jetzt? Auch kein wirklicher Fortschritt. Für Dich vielleicht, weil Parker eine auf die Fresse bekommen hat. Aber sonst? Was sind denn die Hypeweine Château Margaux, Château Lafite-Rothschild, Solaia, Sassicaia, etc. dagegen?
Das gleiche in grün. Jetzt sind wir halt wieder da, wo wir vor Jahren schon waren. Auch keine wirkliche Verbesserung.
Was ist der Grund, dass es hier keine „Neuerscheinungen“ gibt? Werden die Weine nicht eingereicht, weil die Verkostung zu teuer, nur auf Einladung oder anderweitig beschränkt ist? Oder sind diese einfach nicht so gut (was ich nicht glaube).
So far, so wahr, and so – TPO
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TPO „The Passion Offensive“ unter http://bit.ly/TPOwine
Was wäre Deiner Meinung nach eine „Neuerscheinung“ auf dem Markt der teuren Rotweine? Antinori realisiert in der Nähe von Bolgheri einen weiteren Spitzenwein (der Captain hat ihn als erster trinken dürfen und wird davon berichten). Ist es das? Oder sollen es autochthone Weine sein, wie der Moric von Velich? Sag?
Gut, der Moric vom Velich ist jetzt auch kein gutes Beispiel, weil ihn ja auch Parker sehr gut bewertet hat. 😉 Ich sehe in dieser Liste einfach keine „neuen“ Weine, von denen ich noch nie gehört habe.
Offenbar sind die Verkoster hier auch zu mutlos unbekannte Weine gelten zu lassen. Stimmt, die erwähnten Weine sind in der tat gut bis sehr gut aber ich glaube nicht, dass sie als Solitär (!) hier stehen dürfen. Abgesehen vom nicht besonders positiven Preis/Leistungsverhältnis.
Ich sehe auch andere Rote aus Österreich. Was ist mit Triebaumers Ried Marienthal, oder auch Feiler-Artingers Rote (siehe oben, etc.)?
Bis diese Weine in eine Verkostung dieser Art kommen, muss wohl viel geschehen (Parker-Punkte haben sie und auch Gabriel findet sie klasse). Aber die Auswahl hat hier ja Chadwick getroffen, der sich mit Bordeaux messen will. Und mit nichts anderem. Also is he to blame for…
.musste sie geändert werden. aus suchmaschinentechnischen gründen..
Wenn die Experten so miteinander reden, über ihre Favoriten, und dann, in einem Nebensatz nur, erwähnen sie Weine, die man selbst im Keller liegen hat, doch, dann wächst man ein paar Millimeter und freut sich schon darüber.
Diese Weine, ich nehme an die österreichischen, sind ja wenigstens noch leistbar. Obwohl der Moric inzwischen davonzieht wie nix..
der Pinot noir reserve vom Pittnauer ist auch eine absolute Empfehlung.
Sehr interessante Webseite btw: http://www.pittnauer.com/launch/start.php#
Besten Gruß, TPO
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Mehr TPO „The Passion Offensive“ unter http://bit.ly/TPOwine
Ried Marienthal ist sogar günstiger geworden, wenn ich mich recht erinnere und das Weinbuch nicht lügt, von 49 Euro, die ich noch für den 2000er bezahlte, auf 43 aktuell. Gibts auch. Sensationell übrigens auch der Blaufränkisch-Cabernet vom Triebaumer um irgendwas knapp über zehn Euro.
Captain, irre ich mich, oder ist der Titel geändert worden?
..wenn er billiger wird, so liegt das meistens am Weinjahr..
Kein Irrtum. Musste leider aus suchmaschinentechnischen Gründen (Schnarch!!) geändert werden. Ging aber nicht anders..
Wirklich sensationell aber (ich kann das ja leider nicht, Wein beschreiben) war neulich der 99er Pannobile vom Heinrich (Gernot), ein Wein am Höhepunkt seiner Kraft, schon lange lange nichts Besseres getrunken.
Der Titel war:
„Radio killed the Video-Star“
Ich fands genial (Eigenlob stinkt, aber lieber halte ich mir die Nase zu)
..von dem hatte ich neulich ein Magnum: fantastisch. extrem rund, voll im Mund, trotzdem schon schöne Töne der Reife und total am Höhepunkt. das geht noch ein halbes Jahr so, dann hat er noch sieben weitere passable Jahre. Und dann ist er futsch..
Kann schon sein, aber kommt selten vor, oder? Bei den Österreichern mindestens wäre mir das noch nicht oft aufgefallen.
Eben, dachte ichs mir doch.
@Statuskrah: 99 war auch ein wunderbares Weinjahr (viele sprechen von einem Jahrhundertjahr, aber das hört man leider in zu vielen Jahren). Vielleicht findest ja noch irgendwo einen 99er Gabarinza vom Herrn Heinrich.
Das war die letzte. Meine Keller ist leider noch zu jung.
Ich fand den Gabarinza auch fantastisch. Hatte ich aus einer 075er. Aber der Pannobile war reifer und konnte in this very moment überzeugen..
Leider nein, erst ab 2000, dann aber durchgängig. Und zum 50., was nimmer so lang ist, wird Gabarinza getrunken, und zwar nur, ein Jahrgang nach dem anderen. Ich würde außerdem auch 2004 empfehlen, was mir in Einzelfällen leider zu spät aufgefallen ist, welch herrliche Weine dieses Jahr hervorgebracht hat. Ach, ein Jammer hin und her. Kann man nie wieder gut machen.
..das kommt jetzt wieder in mode. 2008 wachau zb..
Captain, wann beehrst du wieder mal die Bundeshauptstadt Österreichs? Die 99er gehören getrunken? ;=)
bin heute abend am durchsegeln und dann erst wieder am 24ten im ösi-hafen vor anker. und auch nur zwei tage..
Suchmaschinen-Diktatur killt Sprachartistik, Schade.
Wer ist Gabriel, der Minister? Bitte hier keine Insiderkommunikation, wie wollen allle davon zehren.
ja, der titel war super, hätte mir eigentlich ein video dzu erwartet!
ja, leider..