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Der französische Weinbau ist wieder im Gerede. Diesmal aber nicht wegen seiner hervorragenden Winzer und individuellen Spitzenweine, sondern wegen Pestizidrückständen im Wein, die ein im Weinbaugebiet Bordeaux ansässiges Institut gefunden hat.
Zwar bleiben diese Rückstände nach wie vor unter den Grenzwerten und so manches unserer Gemüse ist wesentlich dramatischer belastet, als eine gute Flasche französischen Rotweins. Doch machen die Ergebnisse deutlich, dass französische Winzer nicht gewillt sind, die seit langem vereinbarte Reduktion von Schädlingsbekämpfungsmittel umzusetzen.
Oh lala – Chemie!
Das hat viele Gründe, zwei davon sind Massenproduktion und eine überhöhte Technikgläubigkeit. Viele wohlschmeckende französische Lebensmittel kommen längst aus einer Lebensmittelindustrie, die dem Konsumenten die besten Produktzutaten vorgaukelt, doch diese durch Chemie ersetzt. Leider quittiert man das in Frankreich meist mit einem Schulterzucken.
Ein Grund zur Nachdenklichkeit. Kein Grund zur Panikmache, denn man kann nicht von einem Weinskandal sprechen, zudem eine ähnliche Analyse in manchen Teilen Deutschlands wohl ähnlich ausfallen würde. Ganz ohne Pflanzenschutz kommt kaum ein Winzer aus. Schon gar nicht in klimatischen Randzonen des nördlichen Mitteleuropas. Doch können die Spritzmittel maßvoll eingesetzt werden und müssen zudem nicht zwingend Pestizide sein.
Weg mit der falschen Chemie
Das begreifen mehr und mehr Winzer und stellen ihren Weinanbau auf eine biologische oder biodynamische Methode um. Und je mehr damit Erfolg haben, umso mehr lassen sich zu einem Unstieg überreden. In Frankreich mag das etwas länger dauern, als anderswo, doch in den Regionen Burgund und Loire beispielsweise gibt es mittlerweile auch große und namhafte Produzenten, die ihre Weingärten biologisch bewirtschaften. Sie dienen den anderen als Vorbild.
Leider sind Biowinzer oder naturnah arbeitende Weinmacher in Aquitanien dünn gesät. So gibt es nur wenige Betriebe aus dem Bordelais, die Pestizide vermeiden oder zumindest vorsätzlich reduzieren. Einer von jenen ist das Chateau d’Escot von Bruno Rouy, der im nördlichen Medoc einen wunderbaren und erschwinglichen Basisbordeaux keltert.
15 % Alkohol muss nicht immer sein
Der Jahrgang 2009 hat für diese Region und diesen (sehr guten) Jahrgang unglaublich geringe 13 % Alkohol und unterscheidet sich so von vielen anderen Weine der Region, die mitunter sogar die 15 %-Grenze überschreiten. Das Chateau d’Escot (70 % Cabernet-Sauvignon und 30 % Merlot) ist bereits seit 1868 als Cru Bourgeois gekennzeichnet und sieht sich der Tradition des klassischen und authentischen Bordeaux verpflichtet.
Das sagt zumindest der Besitzer, doch sein Wein spricht eine andere Sprache. Denn die meist leicht erkennbare Terroir-Charakteristik des Bordelais (nasses Leder, Hustensaft und vor allem ein bisschen Stallgeruch) wird man im Chateau d’Escot nicht finden.
Ganz gegenteilig erinnert der Wein an eine Kreszenz aus Kalifornien. Aber an eine sehr gute.
In der Nase Pflaume, etwas feuchte Zimtstange, Liebstöckel, frisch gekochtes Blaukraut, Bleistift, ein Hauch Tinte und zum Schluß Himbeere. Im Mund ist dann auch das Holz zu merken, das neben den traditionellen Betonbehältern bei der Reife (18 Monate) zum Einsatz kam. Der Wein bleibt weich, die Tannine sind rund und werden nie aggressiv. Mittlerer Druck bei erwarteter Länge. Das sagt, dass dieser Bordeaux auch noch ein paar Jahre im Keller liegen kann.
Den kann man gleich trinken
Gleich trinken aber sollte man den Clos Fontaine 2004, denn dieser kleine Bordelaiser aus der Appellation Côtes de Francs ist ein sehr fruchtiges Trinkvergnügen, das – anders als der Chateau d’Escot – auch das Terroir der Gegend transportiert.
Kaum Holz, viel Frucht und jede Menge pfeffrige Eleganz, die der Merlot in den Wein bringt. Dazu auch ein paar animalische Noten. Unglaublich schlank (nur 12,5 % Alkohol) und auch wegen des geringen Preises absolut alltagstauglich. Schade, dass solche naturnah vinifizierten Weine in Frankreich noch so selten sind.
- Chateau d’Escot 2009 für 14,80 Euro.
- Chateau Clos Fontaine 2004 für 8,40 Euro.
Es gibt aber schon einige Bordeaux-Betriebe, die ihre Weine biologisch oder naturnah bewirtschaften, so z.B. Chateau Bel-Air la Royere, Chateau Peybonhomme, Chateau La Grolet, Chateau Fonroque, Chateau Peyrou, Chateau Pontet-Canet, usw. – ich kenne noch ein paar mehr. Man muss nur ein bisschen danach suchen. Es gibt sie auf der linken, wie der rechten Seite des Ufers. Also hat man auch die Auswahl von unterschiedlichen Cuvees und deren Stilrichtungen. Diese Weingüter machen wirklich gute Weine und manche haben auch ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
Die Diskussion um die Glaubwürdigkeit von Bio scheint in Frankreich sowieso eine aktuelle zu sein: http://goo.gl/Z6j9c