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Gwrztrmnr aus Spanien…?

Entschuldigung, ist das hier die Erde?
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Gewürztraminer führt manchmal auf die höchsten Gipfel der Genüsse. Oder in den tiefsten Abgrund. Der Captain spielt Trinkroulette und setzt auf eine Flasche von ungewöhnlicher Herkunft.
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Mich verbindet mit dem Gewürztraminer eine Art Hassliebe.

Immer wieder landen Flaschen aus irgendeinem Anbaugebiet der Welt auf meinem Tisch und die allermeisten sind kurzlebige, parfümierte Weinchen, erschlagen mit Litschi- und Rosenaromen.

Dazu kommt, dass Gewürztraminer ohne Probleme Alkohol von 14 Volumenprozent und mehr erreichen kann. Gleichzeitig bleibt die Säure oft recht niedrig. Das Ergebnis ist ein unausgewogener, dicker, süßlicher, mich mit Aromen erschlagender Wein. Bäh ist alles, was mir dazu einfällt.

Und dann gibt es da die anderen Gewürztraminer.

Meist kommen sie aus dem Elsass, aus Baden, der Pfalz, Österreich oder Südtirol. Die sind dann zum Niederknien gut! Komplex, exotisch, ausbalanciert, perfekte Begleiter für kräftige Gerichte.

Dazwischen habe ich bisher wenig gefunden. Hui oder pfui!

Deshalb werde ich die Flasche, die ich gleich öffne, mit großer Skepsis verkosten.

Sie kommt nämlich aus Spanien, aus der Bodega Sommos.

Das Weingut ist eine spannende Neugründung im Weinbaugebiet Somontano in der Region Aragón. Der Betrieb macht auch durch spektakuläre Architektur von sich reden.

Sommos übernahm die renommierte Bodega Irius mit ihren tollen Weinbergen und ließ eine neue Kellerei bauen. Genau dieses Gebäude lässt ahnen, dass es hier jemand ernst meint – siehe Foto oben.

In Spanien wird nur wenig Gewürztraminer angebaut. Das liegt nicht unbedingt an Klima oder am Boden. Die Rebsorte ist zwar anspruchsvoll, hält aber auch heißes Klima aus. Der Untergrund sollte nur nicht zu arg austrocknen.

Die genaue Herkunft des Gewürztraminer ist nicht abschließend erforscht, wahrscheinlich Südosteuropa, vielleicht sogar Ägypten. Der Name kommt ziemlich sicher vom Südtiroler Ort Tramin.

Die Kellerei Sommos ragt genauso weit über die Erde wie in sie hinein. Es sind 54 Meter vom Keller bis zum Dach, und das hat Folgen für die Weine. Zum einen ist bei so einer Tiefe die richtige Klimatisierung kein Problem. Das ganze Jahr über herrschen hier 80% Luftfeuchtigkeit und 14° Celsius.

Außerdem werden Trauben und Wein ausschließlich mit Schwerkraft bewegt. Besonders ganz junger Wein ist sehr empfindlich. In Pumpen wird er ordentlich durchgerüttelt, leicht erwärmt und kommt mit einem bisschen Sauerstoff in Kontakt. In modernen Kellereien wie der Bodega Sommos fällt das weg. Viele Weinguts-Neubauten werden deshalb so angelegt.

Nun schaue ich mal, was mein Schwerkraft-Gewürztraminer so kann. Ich schwenke das Glas und erwarte eigentlich, dass mir eine Wolke von Rosen- und Litschiduft entgegen schwebt. Aber nichts passiert. Also richtig ran mit der Nase ans Glas.

So ein schüchterner Gewürztraminer ist mir noch nicht untergekommen. Ich bin angenehm überrascht. Ich rieche gelbe Früchte, das Rosen- und Litschiaroma ist nur angedeutet. Am Gaumen geht es genauso weiter. Gelbe Früchte, Pfirsich und gelber Apfel deutlich herausgearbeitet, sanft stehen ihnen Rosenwasser und frische Litschi zur Seite.

Das ist ein sehr angenehmer Gewürztraminer, der in meinen Augen (besser: in meinem Mund) die Prüfung bestanden hat. Ja, ein schöner und solider Weißwein ist das.

Als Essenspartner kann ich mir eine Käseplatte ebenso gut vorstellen wie einen Pulposalat.

 

Datum: 25.1.2018
 

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