X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Blaufränkisch: Der Ösi-Burgunder

Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Der Vergleich mag verstiegen erscheinen. Dennoch: Keine andere Rebsorte hat derart viel burgundisches Potential, wie der Blaufränkisch in Österreich.
Anzeige

Was kann Blaufränkisch? Viel. Das wissen inzwischen eine ganze Menge Leute, denn in Deutschland erlebt die österreichische Rotweinsorte als Lemberger einen kleinen Boom.

Klein deswegen, weil es kaum nennenswerte Anbauflächen gibt. Und man den deutschen Winzern immer noch nicht zutraut, große Rotweine keltern zu können. Dabei wird Deutschland schon wegen des Klimawandels in den nächsten Jahren eines der interessantesten Anbauländer für Rotwein werden.

Flucht nach vorn

Doch zurück nach Österreich, wo der Blaufränkische die beliebteste autochthone Rotweinsorte ist. Nach dem gerne der Vergessenheit überantworteten Weinskandal von 1985 mussten sich viele österreichische Winzer neu aufstellen und pflanzten deshalb vor allem internationale Sorten wie Cabernet-Sauvignon und Merlot an. Alles typisch österreichische war schlecht beleumundet, die Neupflanzungen waren eine Flucht nach vorn, der wir heute ein paar der interessantesten Rotweincuvées der Welt verdanken.

Dieser Bewegung schlossen sich jedoch nicht alle Weinmacher an und schon 1986 schuf der burgenländische Winzer Ernst Triebaumer mit seinem Blaufränkisch Ried Mariental ein international anerkanntes Weinmonument, das den österreichischen Weinbau schnell zurück zur regional verankerten Sorte führte.

Burgund, Rhone und Toskana

Der Mariental 1986 zeigte, wofür die Sorte Blaufränkisch steht: zugleich gewichtig, delikat und würzig zu sein – vergleichbar mit einem guten Burgunder oder einem guten Rhone-Wein. Auch wer an Sangiovese denkt, liegt nicht unbedingt falsch. Wie wichtig der 86er-Mariental war, beweist die Tatsache, dass die österreichische Gesellschaft für Weinmarketing jede erhältliche Flasche zu fast jedem geforderten Preis zurückkauft.

Ein paar der besten österreichischen Blaufränkische wachsen heute in der südburgenländischen Region Eisenberg, eine Hügellandschaft genau an der ungarischen Grenze, die lange Jahre nur für rustikale und einfache Weine bekannt war.

Hier ein Beispiel: Der Blaufränkisch Johanneshöhe vom Weingut Prieler aus Schützen am Gebirge im nördlichen Burgenland. Sicherlich ist der Wein günstiger, weil er nur kurz im (großen) Holzfass lag und für den schnellen Konsum gekeltert wurde.

Doch das hindert ihn nicht, schon beim ersten Eindruck gewichtig zu wirken. In der Nase sehr fruchtig mit einem Einschlag mediterraner Kräuter, danach wieder Paprika und Kohlrabi. Im Mund sehr fleischig und auf eine angenehme Art rustikal. Entgegen seiner Bestimmung wird der Blaufränkisch Johanneshöhe noch ein paar Jahre halten und dann mit stabiler Kraft und Säure überraschen.

 

Datum: 4.12.2012 (Update 9.1.2015)
 

Ähnliche Weine

 

Ähnliche Artikel