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Bitte nicht zu früh trinken!

Finger weg, ist noch viel zu früh! Foto: flickr
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Weine zu früh aufmachen und trinken ist eigentlich Verschwendung. Die Weinszene hat dafür ein hässliches Wort: Babymord.

Dennoch ist dieser Babymord manchmal sinnvoll. Dann nämlich, wenn man genau wissen will, was in einem Wein steckt, damit man noch mehr Flaschen kaufen und weglegen kann, um den Wein Jahre später zu genießen, wenn er sich voll entfaltet hat. So ein Babymord ist für Weintester Alltag, wie zum Beispiel in diesem Artikel: Was in 10 Jahren trinken?

Keine bösen Worte, bitte.

Begehen wir also für den guten Geschmack so einen Babymord. Es ist jetzt aber auch das letzte Mal in diesem Artikel, dass wir diesen unschönen Begriff verwenden. Kommen wir also zur Sache und zu zwei Rotweinen mit Potenzial.

Ebenso wie die Region Rioja darf sich das Priorat mit der höchsten Bezeichnung (DOCa) in Spanien schmücken. Das heiße Klima und die aufgeheizten Böden bringen hier hochkonzentrierte Stoffe zu Tage.

Die Bodega Gratavinum gehört seit 2003 zum Familienweingut Parés Baltà aus dem Penedès in Katalonien und arbeitet ökologisch. Man hat mir zwei Cuvées geschickt, beide unfiltriert, von steinigen Böden und mit merkwürdigen Namen versehen: GV5 und 2ΠR.

Die Nase deutet Größe an.

GV5? Hört sich an wie ein getuntes Auto. Stimmt, der hat verdammt viel Dampf unter der Haube: 15 Volumenprozent Alkohol und im Tank die Rebsorten Carignan (65%) aus super-super alten Reben, 30% Grenache (30%) und Cabernet Sauvignon (5%).

In der tollen Nase Früchtesirup von reifen dunklen Waldfrüchten, überreife zermatschte Himbeeren, Pflaumen, Lakritz und Gewürze und später mineralische Noten von nassem Gestein. Die 13 Monate in französischen und ungarischen 400 Liter-Fässern sind deutlich zu erschnuppern, aber nicht überbordend oder störend. Diese elegante Nase deutet einen großartigen Wein an.

Der erste Schluck offenbart konzentrierten Stoff – natürlich viel zu jung aufgemacht, der müsste noch mindestens 4 bis 5 Jahre liegen. Der Kerl hat ein deutlich herbes Tanningerüst in petto – dunkle Waldfrüchte, tiefgehend und aktuell sehr herb und bitter.

Eindeutig zu früh getrunken.

Zu Essen ist dieser Wein zurzeit nicht einsetzbar, er würde einfach alles überfahren. Aktuell offenbart der GV5 beim Trinken trotz einer gewissen „Kühle“ am Gaumen wenig Finesse.

Besser gefällt mir jedoch der günstigere 2ΠR (oder 2Pi-R, mit ebenso 15 Volumenprozent Alk), der deutlich mineralischer und jetzt schon eleganter daherkommt, sodass er fast mit Spaß trinkbar ist. Rebsorten? 60% Grenache, 20% Carignan, 10% Cabernet Sauvignon, 10% Syrah.

Farblich rinnt ein ähnlich dunkler und violetter Saft ins Glas, wie zuvor beim GV5. Auch hier 14 Monate in französischen und ungarischen Fässern gereift. Im Bouquet dunkle Waldfrüchte von Graphit und Schiefer. Nach relativ kurzer Zeit steht die puristische Mineralität ganz im Vordergrund und macht mächtig Freude. Man hat fast das Gefühl direkt auf Schieferboden zu stehen.

Mindestens drei Jahre weglegen.

Der Alkohol kommt beim 2ΠR in der Nase zu Beginn etwas heftig durch, offenbart im Gaumen aber viel Potenzial für einige Jahre – wahrscheinlich nicht ganz so viel wie beim GV5. Er ist für mich deutlich ausbalancierter und runder, als der GV5, der einfach noch Zeit braucht, um seine ganze Schönheit zu zeigen.

Mein Tipp? Beide jetzt kaufen, den GV5 mindestens 4 Jahre weglegen und den 2ΠR vielleicht noch zwei.

  • GV5 2009 vom Weingut Gratavinum für 44,90 Euro bei Vinos.
  • 2ΠR 2008 vom Weingut Gratavinum für 19,95 Euro bei Vinos.
 

Datum: 5.11.2014
 

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