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Der Captain hat dieses Jahr viele Champagner getrunken. Und viel bessere als all die Jahre zuvor. Das liegt daran, dass selbst die großen Häuser sich wieder der Qualität besinnen und einige deswegen auch die Preissschraube angezogen haben. Nicht jammern: Das ist es wert.
In der Champange diskutiert man derzeit heftig, wie man die jungen Trinker zurückbekommt, die zunehmend auf lokale Schaumweine ausweichen oder dem Champagner generell nichts abgewinnen können. Diese leichte Panik ist verständlich, denn Champagner ist ein Massengut. Und die Häuser verstehen es blendend, der Massenware Champagner immer noch etwas Exklusives umzuhängen.
Zahlen gefällig? Moet Chandon macht rund 60 Millionen Flaschen, die zum gleichen Konzern gehörige Marke Veuve Cliquot fast 50 Millionen. Da ist es schon bemerkenswert, dass die Qualität derart gleich bleibt. Und dass die Leute glauben, sie trinken etwas Exklusives. Hut ab vor diesem Marketing.
Daneben gibt es auch „kleine“ Champagnerhäuser, etwa das immer großartige Triumvirat Bollinger, Pol Roger und Gosset. Zusammen etwa ein Fünftel von Moet. Und etwa genauso bekannt; auch das ist eine Leistung. Und dann gibt es noch die ganz kleinen Häuser, diese klitzekleinen Winzer, von denen nur wenige Flaschen kommen. Und häufig Probleme haben, Abnehmer zu finden. Jerome Prevost gehört dazu, manchmal, denn Probleme im Verkauf hat er keine. Und dann doch wieder. Denn Prevost ist ein Außenseiter, ständig angewiesen auf Propaganda. Und die hat er fürwahr verdient.
Nur eine Traube. Noch dazu jene, die alleine kaum was taugt
Champagner ist meistens eine Cuvée aus Pinot Noir, Chardonnay und Pinot Meunier, die in Deutschland als Schwarzriesling bekannt. Jèrome Prevost setzt in seinem Weingut La Closerie ausschließlich auf Pinot Meunier. Das ist extrem selten. Und auch extrem seltsam, denn Pinot Meunier ist eine abrundende Traube, oft das Missing Link in einer Cuvée. Aber Pinot Meunier trägt kaum eine Champagner. Und bestreitet schon gar keinen alleine. Außer bei Prevost. Dieser Winzer wagt einen Sonderweg, den sich keiner sonst zumutet. Weil jeder andere denkt: Was soll das bringen? Nun, es bringt was. Aber nur bei Prevost.
Prevosts Reben haben schon etliche Jahre auf dem Buckel. Das ist ein Bonus. Doch seine Lage Les Béguines gilt nicht als besonders exzellent. Viel Sand, ein wenig Muschelkalk. Umso erstaunlicher, was Prevost aus Boden und Traube herausholt. Er macht das Meiste und auch das Beste aus Trauben, Boden und Terroir. Und man muss sich fragen, was er machen würde, wenn er exzellente Lagen und bessere Stöcke hätte. Ein Händler sagte einst: „Versagen!“. Wenn alles perfekt wäre, würde Prevost wahrscheinlich versagen.
„Die Lage hat mich gefunden“
Jerome Prevost hat einen Leitspruch, den er jedem Journalisten auf dem Weg mitgibt: „Ich habe mir die Lage nicht ausgesucht, sie hat mich gefunden. Und es ist nicht wichtig, wie schön der Boden ist, viel wichtiger ist, wie tief man gräbt.“ Soll heißen: Mag sein, dass Les Béguines nicht der beste Weingarten der Region ist. Aber: Ich keltere auf Les Béguines den besten Champagner der Gegend.
Prevost hat zwei Dinge erkannt: 1. Die Aube, dort wo Prevosts Weingut steht, macht den Pinot Meunier fruchtiger und voller. Jetzt muss man nur noch das Rustikale im Zaum halten und hat einen exzellenten Grundwein für einen sehr guten Champagner. 2. Die alten Reben holen jede Menge Mineralität in den Wein. Jetzt muss man dieser Mineralität nur noch eine Richtung geben, dann bringt sie dem Champagner jene Besonderheit, die ihm von durchschnittlichen Kompositionen unterscheidet.
Fast wie ein Rosé
Prevosts Champagner (Jahrgang 2010, obwohl Prevost keinen Jahrgang draufschreibt) kommt im Glas fast wie ein Rosé daher, wären da nicht auch ein paar ungewohnt braune Töne. In der Nase gleich mal Nüsse und Laub. Danach etwas Zitrone und auch Mandarinenschalen. In der dritten Reihe Mandel, etwas Kräuterlimonade und ein bisschen Ananas. Eine sehr feine Exotik. Die Perlage verdient das dämliche Wort verführerisch. Im Mund wieder der dunkle, nussige Ton und eine feine und elegante Creme, die diesen Meunier mehr Wein als Champagner sein lässt. Ideal für jene, die bei Champagner immer eine gewisse Schwergewichtigkeit vermissen.
Prevosts Les Bégunes ist kein günstiger Champagner. Man muss ihn aber mit großen Jahrgangschampagnern gleichsetzen, denn der Winzer verwendet immer nur Traubenmaterial aus einem Jahr. Auch wenn er diesen Umstand nicht publik macht. Zudem hat Prevost kein traditionelles Etikett und eine gewichtige Flasche. Der Béguines ist also sofort als Sonderfall einzuordnen. Die Jahresproduktion beläuft sich auf etwa 13.000-15.000 Flaschen. Eine einzigartige Petitesse in einer Region, die auf massenhaftes Keltern setzt und in der jährlich fast 300 Millionen Flaschen gefüllt werden. Dass in dieser Umgebung noch etwas so Spezielles entstehen kann, darf man ein Wunder nennen.
La Closerie Les Beguines 2010 für € 56,90.
Eine gute Wahl, finde ich. Das ist großartiger Charakterchampagner. Wenn ich ergänzen darf: Auch wenn es im klassischen Sinn kein Jahrgangschampagner ist, steht der Jahrgang doch auf dem Etikett immer unten rechts in der Ecke. Hinter der Buchstabenkombination LC (für La Closerie). Und, am Rande bemerkt, ist Prévost nicht der Einzige, der Pinot Meunier reinsortig zu Champagner verarbeitet. Unter anderem sind es Loriot, Laherte, Mignon, Moutardier, Dehours, Bérèche, Franck Pascal, Bedel, Egly-Ouriet, Chartogne-Taillet, Laval oder Tarlant.
gueux, wo prevost herkommt, liegt natürlich NICHT in der südlichen aube
Für Mich einer der besten kleinen Champagner „Chloe“ von Vincent Couche!
chloé von couche also, das ist ja mal selten. hatte ich zuletzt vor zwei jahren, da schien er mir arg jung, http://www.sparkling-online.com/terres-et-vins-de-champagne-iiiii-2/
Hatte den Chloè vor zwei Tagen , er entwickelt Sich!Jetzt ist der Perle de Nacre und der Rosé exact auf dem Punkt – der Chloè ist was ….. wahrscheinlich bald wieder!:-)
P.S.:Dank für die Seite!